Traditionslokal am 29. Oktober letztmals geöffnet

Königshofen: „Die Rose“ schließt ihre Pforten

Nicht mehr lange, dann ist das Wirtshaus „Die Rose“ in Königshofen Geschichte. Schweren Herzens hat sich Gastwirtin Gudrun Moll dazu entschlossen, das beliebte Lokal aufzugeben.

Von 
Sabine Holroyd
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Schweren Herzens hat sich Gudrun Moll dazu entschlossen, das Gasthaus "Die Rose" aufzugeben. © Besserer

Königshofen. Nicht mehr lange, dann ist das Wirtshaus „Die Rose“ in Königshofen Geschichte. Schweren Herzens hat sich Gastwirtin Gudrun Moll dazu entschlossen, das beliebte Lokal aufzugeben. Letztmals ist das Restaurant am 29. Oktober geöffnet. Das Hotel mit seinen neun Zimmern wird sie bis zum Verkauf des Hauses noch weiterbetreiben. Auf Anfrage steht sie für Familienfeiern am Wochenende zur Verfügung.

Gudrun Moll könnte über die Geschichte und Geschichten ihrer „Rose“ ganze Bücher schreiben. In hellgrüner Bluse, lässiger Jeans und mit einer silbernen Klammer im Haar sitzt sie mit den FN am Tisch und erzählt von dem Lokal, das seit 48 Jahren ihre geliebte berufliche Heimat war. Mit ihren 73 Jahren, die man ihr wahrlich nicht ansieht, möchte sie nun etwas kürzertreten und mehr an sich selbst denken.

Noch immer brennt sie für ihren Beruf

Doch dieser Schritt fällt ihr sehr schwer, denn die frühere Diätassistentin am damaligen Kreiskrankenhaus Tauberbischofsheim brennt immer noch für ihren Beruf. Drei Jahre lang hat sie sich mit dem Gedanken vertraut gemacht, die „Rose“ loszulassen. „Jung und voller Euphorie“, erzählt sie, „haben mein Mann Helmut und ich das Lokal, das bereits unter dem Namen ,Zur Rose‘ bestand und gut lief, am 15. Januar 1978 eröffnet und von da an auch Speisen angeboten.“ Vorher gab es „nur“ Getränke.

Doch warum hat sich das Paar überhaupt für den Schritt in die Gastronomie entschieden? Sie lacht. Ihre Erklärung ist einleuchtend: „Mein Mann war Koch, ich Diätassistentin. Beide hatten wir Schichtdienst und sahen uns nur selten. In unserer ,Rose‘, dachten wir, können wir eindeutig mehr Zeit miteinander verbringen.“

„Wir wussten nicht, worauf wir uns einließen“

Schon im August 1978 – Helmut Moll arbeitete als Koch mit Gudrun Molls Mutter in der Küche, sie selbst im Service – stellten sie ihren ersten Lehrling ein. Zu ihm hat sie heute noch Kontakt, so wie zu vielen anderen ehemaligen Lehrlingen und Mitarbeitern. Sie gibt ehrlich zu: „Anfangs haben wir eigentlich nicht gewusst, worauf wir uns einließen. Wir haben nicht groß nachgedacht und einfach gemacht. Ich zum Beispiel hatte auch keine Ahnung, wieviel Büroarbeit mit solch einem Gasthof verbunden ist.“

Gut erinnert sie sich noch an ihren allerersten Gast, den sie bediente. Sein Urteil nach dem Essen fiel etwas ernüchternd aus: „Es war gut, aber zu kalt“. Bei seinen nächsten Besuchen dampften seine Mahlzeiten, und er wurde zum Stammgast und guten Freund.

In kurzer Zeit entwickelte sich die „Rose“ zu einem beliebten Restaurant, in dem man mit seinem Speiseangebot immer up to date blieb: „Mal war mehr Fisch gefragt, dann mehr Fleisch, dann wieder mehr Geflügel. Den Ansprüchen unserer Gäste, auch was Allergien betrifft, versuchten wir stets gerecht zu werden. Über all die Jahre war unser Lokal jedoch vor allem für seine Fischspezialitäten bekannt.“

„Die Rose“ erfand sich immer wieder neu

Nicht nur die Speisekarte, auch die „Rose“ selbst war einem Wandel unterworfen. „Unbedarft wie wir damals waren, hatten wir das Haus im alten Zustand übernommen. Deshalb mussten wir immer wieder investieren – 1978 haben wir sogleich die Weinstube renoviert und neu gestaltet. 1981 war der vordere Bereich des Lokals an der Reihe, und 1984 nahmen wir uns das Nebenzimmer vor. 1990 bekam das Restaurant auch einen fast neuen Namen: Aus dem Lokal „Zur Rose“ wurde „Die Rose“. 1995 gesellte sich der Biergarten dazu, 1997 wurde der Gewölbekeller eröffnet. Berichte in Fachjournalen und ein Beitrag im Fernsehen sorgten für eine deutschlandweite Bekanntheit. Mit Gästen aus Bremen und Frankfurt ist Gudrun Moll heute noch befreundet, man besucht sich oft gegenseitig. 2008 war es ihr ein Bedürfnis, zum 30-jährigen Bestehen ihres Lokals, ein Jubiläumsheft mit Erinnerungen und Anekdoten aus der „Rose“ zu veröffentlichen.

Mittlerweile hat Gudrun Moll die Öffnungszeiten reduziert, es gibt zudem nur noch Abendessen. Früher, sagt sie, waren Zehn-Stunden-Tage selbst für Auszubildende die Normalität, für die Wirtsleute fielen noch viel mehr Stunden an. Von 1978 bis 1999 haben die Molls durchgehend Lehrlinge ausgebildet und die Begeisterung für ihren Beruf an sie weitergegeben. Einige Azubis begeisterten sich auch für einander, so dass sogar drei Ehen geschlossen wurden: „Manche besuchen mich noch heute mit ihren mittlerweile erwachsenen Kindern und helfen, wenn am Wochenende mal Not am Mann ist. Wenn sie bei mir sind, denke ich immer: „Jetzt bin ich aber schon lange da“, sagt sie und lacht. Auch bei ihren Gästen hat sie in diesen fünf Jahrzehnten der „Rose“ schon ganze Generationen miterlebt, hat für sie Hochzeiten, Taufen, Kommunion- oder Konfirmationsfeiern ausgerichtet.

„Ich habe nie gesagt, das schaffe ich nicht“

Doch nicht immer war alles eitel Sonnenschein in der „Rose“. Durch die schwere Erkrankung ihres Mannes und seinen Tod 2019 war Gudrun Moll auf sich allein gestellt. Sie kämpfte sich durch und erlangte ihre Konzession. Aus der Angestellten ihres Mannes wurde plötzlich eine selbständige Unternehmerin. „Ich habe nie den Kopf eingezogen und gesagt, das schaffe ich nicht. Ich bin immer positiv eingestellt und wusste, was ich kann.“ 2004 bildete sich die gebürtige Weikersheimerin nochmals weiter und holte sich an der Dehoga-Akademie den Abschluss „Unternehmerbrief“.

Noch immer liebt sie es, ihre Gäste zu bedienen, gerne auch zu beraten, wenn es um Unverträglichkeiten geht, und zu fragen, wie es ihnen geht oder was denn das Enkelchen so macht. Viele fühlen sich in der „Rose“ zuhause. Gudrun Moll hat natürlich auch etliche prominente Gäste empfangen: Mungo Jerry, Wishbone Ash, die Puhdys, die Wildecker Herzbuben, G. G. Anderson sowie Maria und Margot Hellwig hat sie unter anderem schon bewirtet. Kürzlich war auch Wigald Boning, der in Gerlachsheim gastierte, bei ihr.

Ihre zwei Stamm-Mitarbeiter, darunter ein Koch, der ihr seit 28 Jahren die Treue hält, und ihr Aushilfsteam hat sie rechtzeitig über ihre Entscheidung, die „Rose“ zu schließen, informiert. In ihrer neuen Zeitrechnung ohne das Wirtshaus möchte sie Zeit mit den drei erwachsenen Kindern, deren Partnern und den beiden Enkelkindern verbringen sowie wandern, reisen, Musicals und Theatervorstellungen besuchen, noch mehr Sport treiben und Sprachen lernen.

„Wenn Fleisch, dann Sauerbraten“

Zum Schluss müssen natürlich noch ein paar privatere Fragen erlaubt sein. Zum Beispiel, wo sie denn privat einst für ihre Familie kochte. Gudrun Moll lacht und sagt: „Das habe ich immer in meiner eigenen Küche, nie in der Restaurant-Küche, gemacht.“ Ihr Lieblingsessen? „Wenn ich mal Fleisch esse, was sehr selten vorkommt, dann gerne Sauerbraten mit Knödeln. Ansonsten gern Aufläufe jeglicher Art, ob süß oder salzig.“

Eine ihrer lustigsten Anekdoten? Sie antwortet: „Durch meine Zeit als Diätassistentin in Tauberbischofsheim habe ich viele Patienten ernährungstechnisch beraten. Später in der ,Rose‘ bestellte dann ein mir aus meiner Zeit am Krankenhaus wohlbekannter Mann ein Bier. Ich fragte ihn: ,Sie wissen aber schon noch, was ich Ihnen früher ,gepredigt‘ habe?‘ Aber letzten Endes bekam er natürlich als mein Gast sein Bier. Schließlich hatten sich meine Interessen durch meinen Berufswechsel ja geändert.“

Und eine letzte: Sind sich die Eheleute Moll dann nicht doch nicht einmal auf die Nerven gegangen, wenn sie, anders als vorher im Schichtdienst, Tag und Nacht bei einander waren? „Nein, überhaupt nicht“, antwortet Gudrun Moll und erinnert sich lächelnd: „Manchmal sagte mein Mann nach Feierabend zu mir: ,Was soll ich dir denn viel erzählen? Du warst ja den ganzen Tag dabei.‘ Aber wir hatten immer Gesprächsthemen – allein schon durch unser gemeinsames Interesse an der Ernährung und am Kochen.“

Das Gasthaus „Die Rose“ ist am Mittwoch, 29. Oktober, letztmals regulär geöffnet, danach nur auf Anfrage für Familienfeiern am Wochenende. Außerdem können die Hotelzimmer gebucht werden. Von den einstmals 13 Lokalen in Königshofen wird es dann nur noch eines geben.

Die neun Hotelzimmer in der "Rose" bleiben noch bestehen. © Markus Moll

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim

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