Ökumene

Kleines, sehr wertvolles Zeichen der Gemeinschaft

Glocken der evangelischen und katholischen Kirchen läuten ab 26. November zum Beginn des neuen Kirchenjahrs gemeinsam den Sonntag ein

Von 
Diana Seufert
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Die Glocken der katholischen und der evangelischen Kirchen im Stadtgebiet von Lauda-Königshofen werden ab 26. November einheitlich um 17.01 Uhr den Sonntag einläuten. © Seufert

Lauda-Königshofen. In Lauda-Königshofen gehen zwar nicht die Kirchturmuhren anders, aber ab Advent die Glocken. Dann wird im ganzen Stadtgebiet der Sonntag um 17 Uhr eingeläutet.

Lauda-Königshofen. Die Ökumene zwischen evangelischen und katholischen Christen funktioniert sehr gut in Lauda-Königshofen. Die Zusammenarbeit der Pfarrerinnen und Pfarrer klappt reibungslos, gemeinsame Aktivitäten sind in der Planung und bereits in der Vorbereitung.

Gemeinsam will man künftig auch den Sonntag beginnen. Dazu werden die Kirchenglocken in allen Stadtteilen gleichzeitig läuten. Das erste Mal soll dies am Samstag, 26. November, passieren. Wenn die Glocken ab 17.01 Uhr für zehn Minuten erklingen, wird nicht nur die neue Woche, sondern gleich das neue Kirchenjahr begrüßt.

Zum Tag des Herrn

„In jeder Gemeinde wird der Sonntag eingeläutet, allerdings zu ganz unterschiedliche Zeiten“, sagt Pfarrer Stefan Märkl von der Seelsorgeeinheit Lauda-Königshofen. Er und sein Kollege Pfarrer Ralph Walterspacher wollten die Chance nutzen, als Christen auf den Tag des Herrn hinzuweisen. Deshalb sollen nicht nur die Glocken der katholischen Kirchen zusammen erklingen, sondern auch die der evangelischen.

In Pfarrerin Marie-Louise Scheuble aus Lauda, Pfarrerin Laura Breuninger aus Königshofen und Pfarrer Heiner Kücherer, der für Sachsenflur als Teil des Schüpfer Grunds zuständig ist, hat Märkl drei engagierte Mitstreiter gefunden. Und auch die Mitglieder des Pfarrgemeinderats konnten sich sofort mit der Idee anfreunden. „Das ist ein kleines, sehr wertvolles Zeichen und eine tolle Idee“, findet die Laudaer Pfarrerin Scheuble, die die Zusammenarbeit mit den katholischen Kollegen sehr schätzt. Sie genieße es, direkt neben der Kirche zu wohnen und so die Glocken um sich zu haben.

Umstellen müssen sich einige Gläubige. In Messelhausen läuten die Glocken der katholischen Pfarrkirche samstags nach dem 14-Uhr-Schlagen – und damit als Erstes. Lauda war vor vielen Jahren mit 13.52 Uhr sogar noch früher dran. Die Glocken der evangelischen Kirche in Lauda melden sich um 17.55 Uhr – und damit als Letzte am Samstagabend. Die einheitliche Regelung lässt sie künftig in enger Harmonie zusammen erklingen.

Glocken abgestimmt

Das ist nach Aussage der Pfarrer wörtlich zu nehmen: „Die Töne der Glocken sind aufeinander abgestimmt“, so Märkl. Für Pfarrerin Scheuble sorgt der Glockenklang für eine Strukturierung des Tags. „Diese Verlässlichkeit verbindet uns auch untereinander“, betont sie.

Waren früher die Glockenklänge eine Richtschnur für den Arbeitsalltag, um zur Ruhe zu kommen, sind sie für viele heute nur noch Beiwerk. Das Tagwerk beenden, wenn es Abend läutet, oder am Samstag mit der Arbeit aufhören, wenn es zum Sonntag läutet, kommt heute kaum einen in den Sinn. Dennoch, so betonen die Pfarrer, es falle den Menschen auf, wenn der Klang fehlt. „Die Menschen vermissen es, wenn nicht geläutet wird. Sie beschweren sich und fragen auch nach dem Grund“, erzählen Scheuble und Märkl.

Das Einläuten des Sonntags hat auch einen liturgischen Hintergrund, erklärt Märkl. Schon die Vesper am Vorabend gehört zum Tag des Herrn dazu. Klassischer Zeitpunkt dafür ist 18 Uhr. Das wäre aber aufgrund der Vorabendgottesdienste keine Option gewesen. Den Pfarrerinnen und Pfarrern ist nicht die Uhrzeit wichtig, sondern das äußere Zeichen als das Bekenntnis zur Gemeinsamkeit. „Das ist etwas sehr Wertvolles“, betont Marie-Louise Scheuble. Die Laudaer Pfarrerin verweist auf die Schöpfungsgeschichte, die dem Abend eine besondere Bedeutung zuspricht. „Es wurde Abend und es wurde Morgen“, heißt es im Buch Genesis.

Pfarrgemeinderat und Kirchengemeinderat sind von der Idee ebenfalls überzeugt. Allen war wichtig, auch die Kirchengemeinden mitzunehmen. „Das probieren wir aus, war die Reaktion“, sagen Märkl und Scheuble. Bescheid wissen müssen vor allem die Mesner in den Stadtteilen, denn der Start ins neue Kirchenjahr soll ja gelingen. Nicht ganz einfach wird das, so Barbara Frank-Wohlgemuth vom Pfarrgemeinderat der Seelsorgeeinheit, im Oberbalbach. Weil es derzeit keinen Mesner gebe, müssten die Glocken von Hand geläutet werden.

Die Pfarrer wollen mit dieser Aktion auch einen kleinen Anstoß zum Nachdenken geben und zur Besinnung auf die Gemeinsamkeiten. „Vielleicht wird den Menschen dann auch wieder bewusst, warum die Glocken läuten, und sie hören genauer hin“, findet auch Barbara Frank-Wohlgemuth.

Offene Türen

Ökumenische Zusammenarbeit in Lauda-Königshofen hat Tradition – und bisher immer sehr gut geklappt. Pfarrer Märkl verweist auf die Gastfreundschaft in der evangelischen Kirche, als die katholische St. Jakobus-Kirche renoviert worden war, oder die Konfirmationsfeiern, die in der katholischen Kirche aufgrund deren Größe gefeiert werden. „Unsere Türen sind immer offen“, sagen die beiden ohne zu zögern.

Dieses gute Miteinander soll in den nächsten Monaten noch intensiviert werden. Gemeinsame Angebote für Familien entstehen, etwa ein Konzert mit dem christlichen Kinderliedermacher Daniel Kallauch, die Kinderbibeltage oder ein Erzählzelt beim Weinfest. Das ökumenische Friedensgebet ist gerade in den aktuellen Zeiten wichtig. „Da kann noch viel wachsen“, sagt Marie-Louise Scheuble und Stefan Märkl pflichtet ihr bei.

Die zehn Minuten ökumenisches Sonntagsläuten ist nicht die letzte Idee.

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

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