„Netzwerk gegen Rechts Main-Tauber“ unter dem Motto „AfD-Propaganda in die braune Tonne!“ - Mehr als 500 Menschen protestierten in Königshofen für eine tolerante und offene Gesellschaft und für die Demokratie

Königshofen: Demonstration gegen AfD-Wahlkundgebung setzt ein klares Zeichen gegen Rechtsextremismus

Für eine offene, bunte und tolerante Gesellschaft und gegen die „Hetze“ der AfD demonstrierten am Samstag mehr als 500 Menschen in Königshofen.

Von 
Diana Seufert
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Unter dem Motto „Ab in die Tonne“ hatte ein breites gesellschaftliches Bündnis zur Gegenkundgebung gegen die Wahlveranstaltung der AfD am Samstag in Königshofen aufgerufen. © Diana Seufert

Königshofen. Gegen die AfD-Wahlveranstaltung, bei der auch der Fraktionsvorsitzende im Thüringer Landtag, Björn Höcke, sprach, hatte ein breites Bündnis um das „Netzwerk gegen Rechts Main-Tauber“ unter dem Motto „AfD-Propaganda in die braune Tonne!“ aufgerufen. Die Proteste verliefen friedlich.

„Aufstehen gegen rechtes Gedankengut“, „Farbe bekennen“ und „für ein tolerantes Miteinander einstehen“: So unterschiedlich die Teilnehmer an der Demo gegen Rassismus und Ausgrenzung auch sind, so einig sind sie in ihren Zielen. „Wir sind gegen den Faschismus“, betonen einige ältere Frauen. Unter diesem Motto stand eine breite gesellschaftliche Schicht aller Altersgruppen von Senioren bis zu Jugendlichen und Kindern auf.

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Gegendemonstration zu AfD-Wahlkundgebung in Königshofen

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Schon lange vor dem offiziellen Beginn der Kundgebung füllt sich der Platz um den Gooden in Königshofen.„Kein Platz für Nazis“, „AfD-Propaganda ist Mist“ oder „Keine Faschisten in den Bundestag“ steht auf den Plakaten, die die Protestler hochhalten. Mit leeren Mülltonnen, in die nach ihrer Meinung die Parolen der AfD gehören, wird geklappert. „Nazis raus“ rufen die Protestler lautstark, unterstützt von Trillerpfeifen, beim Marsch in Richtung Messehalle, wo anschließend die Kundgebung – in Sichtweite der AfD-Wahlveranstaltung – stattfindet.

Ein breites Bündnis zivilgesellschaftlicher Kräfte, darunter Parteien, Gewerkschaften und Zusammenschlüsse für eine offene Gesellschaft, haben zu dieser Veranstaltung aufgerufen, und nicht nur Teilnehmer aus dem Main-Tauber-Kreis sind gekommen. Man habe viele Gruppen im Umkreis mobilisiert, heißt es vonseiten der Veranstalter. Mit Anja Lotz (SPD), Robert Binder (Linke) und Charlotte Schneidewind-Hartnagel (Grüne) zeigen auch drei Kandidaten für den Deutschen Bundestag ihren Protest.

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Sechs junge Leute von der „Antifaschistischen Aktion“ aus Heilbronn hatten über Twitter von der Kundgebung erfahren. „Wir wollen mit unserem Protest zeigen, dass wir solche Äußerungen nicht hinnehmen.“ Schlimm finden sie, dass man einen Extremisten wie Björn Höcke hier in die Region hole.

Gegen das rechte Gedankengut steht auch die Gruppe „Herz statt Hetze“ aus dem Neckar-Odenwald-Kreis. „Wir sind für eine bunte Gesellschaft und für die Demokratie“, sagen die Mitglieder. Menschen- und demokratieverachtend seien Höckes Äußerungen, die er ungestraft verbreiten dürfe. „Dass es überhaupt in Deutschland wieder so weit kommen konnte,“ ist für eine ältere Frau unbegreiflich. „Dass Extremisten wie Höcke einen solchen Zulauf haben, macht mir Angst.“

Ein klares Zeichen gegen die AfD setzen auch die Redner der Kundgebung. Silke Ortwein, DGB Regionssekretärin und Sprecherin von „Heilbronn sagt Nein“,  spricht über Höckes „Allmachtsphantasien“, die perfide Umkehrung von Tatsachen und die „alternativen Fakten“ der Rechten und Björn Höcke, den sie als Faschisten bezeichnet. Sie macht klar, dass es dafür in der Region keinen Platz gebe. „Es tut gut, dass ihr zeigt, dass ihr keinen Rassismus wollt.“

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Immer wieder werden Höcke-Zitate angeführt, die die Ideologie des AfD-Manns und des rechten politischen Spektrums deutlich machen. „Wenn die AfD an der Macht ist, gibt es keine Demokratie mehr“, betont die Kreisvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Birgit Väth. Höckes Politik sei gefährlich, ihm gehe es um die ethnische und politische Säuberung. Sie freut sich, ebenso wie die übrigen Redner, dass man zahlenmäßig mehr Menschen mobilisieren konnte.

„Faschismus, Rassismus und Nationalismus sind keine Alternativen. Toleranz und Solidarität sind wichtiger denn je“, sagt Rolf Grüning von den Linken. Die AfD vertrete nicht die Interessen des kleinen Mannes, und schon gar nicht der kleinen Frau. Für Grüning und die Teilnehmer der Kundgebung ist klar: „Die unsägliche deutsche Geschichte darf sich nicht wiederholen.“

Der Patriotismus der AfD ist für Philipp Hensinger von den Jusos nur vorgeschoben. „Als Demokraten wissen wir, dass es nur der Vorwand der Bühne ist, um die Kulissen dahinter zu verstecken. Und diese Kulissen sind purer Nationalismus.“

Für ein klares Zeichen gegen rechtsextremes Gedankengut, gegen Intoleranz und Hetze setzt sich Martin Dosch von „Herz statt Hetze“ ein. „Wir stehen für die demokratische Grundordnung, für Toleranz, für Respekt, Weltoffenheit und Mitmenschlichkeit. Das sind demokratisch verankerte Grundwerte“ und das sei nicht, wie die AfD sagte, linksradikal.

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Zu Kämpfern für Demokratie und Menschenrechte animiert Thomas Kraft von der SPD alle Teilnehmer. „Helft mit, diskutiert und macht deutlich, wofür die AfD tatsächlich steht.“ Anhand zahlreicher Beispiele zeigt er, was er vom Verhalten und den Aussagen dieser Partei, die für ihn keine Volksvertretung ist, hält: „Das ist nicht normal, ab in die Tonne.“

Pfarrer Heiner Kücherer aus Unterschüpf führt das Gleichnis vom barmherzigen Samariter und das Mitgefühl für die Mitmenschen als Kernbotschaft der Bibelworts an. Religion fördere die Kultur der Barmherzigkeit. Irritierend ist für ihn die eisige Kälte, mit der bei Höcke die Demokratie eingefroren werde.

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Und während Höcke auf der AfD-Veranstaltung vom „Bundeskanzlerschrottwichteln“ fabuliert, berichtet Rahma Awad von der Grünen Jugend von Anfeindungen gegen sie und ihre Familie aufgrund ihres Migrationshintergrunds. „Wollen wir dieses Land wirklich Höcke und der AfD überlassen“, fragt sie und erhält wie alle anderen Redner vor ihr lautstarken Applaus.

„Super, dass so viele Leute gekommen sind“, betonen   Thomas Tuschhoff und Stefan Heidrich. Die Freude bei den Veranstaltern über die Resonanz ist dementsprechend groß. Man spricht von mehr als 600 Teilnehmern, während die Zahl von offizieller Stelle mit rund 500 angegeben wird. Die Polizei, darunter auch Hundeführer und berittene Polizisten, sorgen dafür, dass beide Veranstaltungen friedlich und ohne gegenseitige Störungen ablaufen.

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

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