Lauda-Königshofen. "Die Wildtiere sind die Verlierer der Energiewende." So formuliert Dr. Hans Dieter Heinrich, passionierter Jäger, Tiermediziner und Stadtrat, die jüngsten Planungen, wonach im Stadtgebiet von Lauda-Königshofen vier von neun Windenergieanlagen in wertvollen alten Laubholzbeständen gebaut werden sollen. Von dieser Maßnahme wären die Reviere Gerlachsheim, Heckfeld und Marbach betroffen.
Nach einer Besichtigung der Baumaßnahmen wie sie derzeit in den Wäldern auf der Gemarkung Külsheim stattfinden, "wird den Jägern klar, wie erheblich die Eingriffe auf die heimische Tierwelt sein werden", so Dr. Heinrich gegenüber den FN. An der Besichtigung in Külsheim hatte auch Hegeringleiter Winfried Hönig teilgenommen.
Breite Erschließungs- und Leitungstrassen parzellieren hier nun ursprünglich zusammenhängende Lebensräume. Bisher unzugängliche Bereiche würden erschlossen, das Störpotenzial durch Freizeitaktivisten bedrohe die Tiere in ihren wenigen Ruhezonen. Zudem müssten überbreite Wege für schwerste Transportfahrzeuge für spätere Reparatur- und Austauscharbeiten weiterhin freigehalten und befahrbar bleiben. "Sie zerschneiden langfristig die Einstände. Für die Errichtung von Windkraftanlagen werden nicht nur die Flächen des eigentlichen Bauwerkes durch Überbauung dem natürlichen Ökosystem entzogen. Flora und Fauna der umgebenden Flächen werden durch Schattenwurf und Schallemissionen in verschiedener Ausprägung beeinflusst. Dieser Einfluss lässt sich naturgemäß auch nicht durch eine Abstandsregelung mindern", führt Heinrich ins Feld.
Die Rodung der Bäume inmitten geschlossener Waldgebiete berge zudem die Gefahr von künftigen Windwürfen entlang der Kahlhiebe.
"Der Wald stellt ein komplexes Ökosystem für bedrohte und nicht bedrohte Tierarten dar, alte Laubholzbestände sind Hotspots der Biodiversität. Sie gilt es, unbedingt zu erhalten."
Flächenversiegelung und Zerschneidung von Lebensräumen würden durch den Bau dieser Windenergieanlagen die biologische Vielfalt des Waldes zerstören. Heinrich gibt zu bedenken, dass zwei Drittel aller momentan beschriebenen Pflanzen - und Tierarten der Erde im Wald leben würden. "Mit solchen Anlagen mitten im Wald betreiben wir Klimaschutz auf Kosten der Artenvielfalt. Wollen wir das wirklich?", fragt er.
Laut Dr. Heinrich befürchtet die Jägerschaft durch die Errichtung von Windenergieanlagen in den Wäldern des Stadtgebietes auch die Zunahme der Wildschäden in den Feldern. "Das Schwarzwild wird der ständigen Beunruhigung während der Bauarbeiten und des anschließenden oszillierenden Schattenwurfes der riesigen Propeller von Frühjahr bis Herbst den Wald verlassen und sich in große Raps- und Maisschläge zurückziehen. Vermehrte Wildschäden in den Feldern sind zwangsläufig die Folge", ergänzt er. Innerhalb der heimischen Jägerschaft bestehe aber keine Bereitschaft, für deren Kosten aufzukommen
Er und viele seiner Jägerkollegen aus dem Stadtgebiet Lauda-Königshofen fordern deshalb: "Keine Windernergieanlagen im Wald, solange wir noch genügend Platz haben in den artenarmen Monokulturen von Energiepflanzen."
Unterstützung finden die Jäger bereits bei zahlreichen Bürgern. So wurde unter anderem auch auf dem Höhenrücken des Kirchbergs zwischen Königshofen und Marbach ein Waldstück in die Planung für Windanlagen aufgenommen. "Gerade diese gedachte Waldschneise bietet den Stürmen eine gewaltige Angriffsfläche auf die entstehenden Waldränder. Hier ist mit verstärktem Windbruch zu rechnen", warnt zum Beispiel der Marbacher Bürger Rainer Strunz schon seit Monaten immer wieder bei Gemeinderatssitzungen generell davor, im Wald Windenergieanlagen zu errichten. "Das wäre ein gefährlicher Einschnitt in die Ökologie des Waldes und das Rückzugsgebiet für scheue Tiere", führt auch er ins Feld.
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