Polizeiliche Kriminalstatistik

Heilbronn-Franken sicherste Region im Ländle

Anzahl der Gesamtstraftaten steigt um 10,2 Prozent. Aufklärungsquote beträgt 60,3 Prozent

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pol/ktm
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Die Zahl der Wohnungseinbrüche im Zuständigkeitsbereich des Heilbronner Polizeipräsidiums ist um 21,2 Prozent auf 200 gestiegen – dennoch der zweitniedrigste Wert in den vergangenen zehn Jahren. © Polizeiliche Kriminalprävention

Odenwald-Tauber/Heilbronn. „Das Polizeipräsidium Heilbronn steht im landesweiten Ranking auf dem ersten Platz in Sachen Sicherheit. Den Grundstein für dieses herausragende Ergebnis legte hierbei die gute, engagierte Arbeit meiner Mitarbeiter“, bewertet der neue Polizeipräsident Frank Spitzmüller die polizeiliche Kriminalstatistik für 2022. „Trotz des Anstiegs der Fallzahlen leben die Bürger in einer der sichersten Regionen des Landes.“

Die Anzahl der Gesamtstraftaten stieg zwar um 10,2 Prozent auf 31 584 und nähert sich den Zahlen vor Corona, gleichwohl ist sie niedriger als 2018 (33 164) oder 2019 (33 308).

Zweitniedrigster Stand

Die Häufigkeitszahl – die Summe der Straftaten bezogen auf 100 000 Einwohner – ging ebenfalls nach oben (3657), liegt aber auf dem zweitniedrigsten Stand der letzten fünf Jahre. Im Vergleich der neun Stadtkreise im Land erreicht Heilbronn erneut den Spitzenplatz, in der landesweiten Gesamtschau belegt das flächenmäßig größte Polizeipräsidium ebenfalls Rang eins.

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Bei der Aufklärungsquote ist ein Rückgang von 6,2 Prozent zu verzeichnen. Nach dem 5-Jahres-Hoch 2021 bewegt sie sich nun annähernd wieder auf dem Niveau von 2018 – bei 60,3 Prozent. „Vor allem bei Vermögens- und Fälschungsdelikten ist die Aufklärungsquote gesunken. Maßgeblich ist die quantitative Zunahme von Straftaten mit naturgemäß niedriger Aufklärungsquote, wie Computerbetrug mit rechtswidrig erlangten unbaren Zahlungsmitteln mit einer Quote von 7,3 Prozent. Bei einem Anteil dieser Delikte an allen Straftaten von 18,8 Prozent wirkt sich dies nicht unerheblich auf die Gesamtaufklärungsquote aus“, erläutert der Polizeipräsident.

Alle Fälle aufgeklärt

„Hervorzuheben ist die zufriedenstellende Aufklärungsquote bei vorsätzlich begangenen Straftaten gegen das Leben. Im Vorjahr wurden alle Fälle (18) aufgeklärt“, teilte Polizeivizepräsident Thomas Schöllhammer mit und führt aus: „Darüber hinaus nimmt das Polizeipräsidium in vielen weiteren relevanten Bereichen wie Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (89,8 Prozent Aufklärungsquote) oder Wirtschaftskriminalität (94,8 Prozent) einen Spitzenplatz ein.“ Auch bei der Bekämpfung des organisierten Rauschgifthandels kann man mit herausragenden Großverfahren glänzen. „Hier möchte ich die Sicherstellung von 200 Kilogramm Methamphetamin am 11. Oktober 2022 nicht unerwähnt lassen. Sie sorgte, als höchste bislang in Deutschland sichergestellte Menge dieser Droge, bundesweit für Aufsehen“, ergänzt Spitzmüller.

Zum Polizeipräsidium Heilbronn gehören die Stadt Heilbronn sowie die Kreise Heilbronn, Neckar-Odenwald, Main-Tauber und Hohenlohe. Dieser Bereich hat eine Fläche von rund 4400 Quadratkilometern – der größte im Land. Über 860 000 Menschen leben hier. Die ländliche und städtische Prägung des Präsidiumsbereichs nehmen Einfluss auf das Kriminalitätsgeschehen, weshalb einzelne Deliktbereiche differenziert betrachtet werden.

2022 rückten die Tatgelegenheitsstrukturen von vor der Pandemie wieder in den Vordergrund. Veranstaltungen mit vielen Personen, bei denen es zu Straftaten wie Körperverletzungen oder Eigentumsdelikten kommt, gab es vermehrt. Geschäfte waren wieder dauerhaft geöffnet, die Menschen haben ihr Freizeitverhalten geändert. Somit waren für Täter auch die Tatgelegenheitsstrukturen von vor der Pandemie gegeben. Dies erklärt besonders den Anstieg der Zahlen in den genannten Bereichen.

Trotz vielerorts gezeigter erhöhter Präsenz sind die Fallzahlen der Straßenkriminalität um 589 (15,1 Prozent) auf 4500 Fälle gestiegen, dennoch liegen sie weit unter denen der Zeit vor der Pandemie (2019: 5558 Fälle).

95 Prozent der Fälle im Bereich Enkeltrick/Schockanrufe führen in der Region nicht zum Erfolg. © Maik Goering

Die Straftaten im Bereich Cybercrime (779 Fälle) weisen einen leichten Rückgang um 2,3 Prozent auf (minus 18 Fälle). In Main-Tauber (+50,3 Prozent auf 218 Fälle) und Neckar-Odenwald (+37 Prozent auf 111 Fälle) ist allerdings ein signifikanter Anstieg zu verzeichnen. „Die Fallanstiege bei Fällen, in denen Computer und das Internet zum Tatmittel werden, dürften sich auf die pandemiebedingt vermehrt durchgeführten Online-Käufe und hierbei missbräuchlich verwendeten Daten zurückführen lassen“, so Polizei-Vize Thomas Schöllhammer. Weiter führt der Leiter der Kripo aus: „Das Internet ist Fluch und Segen zugleich. Auf der einen Seite verlagert sich die Kriminalität immer mehr in die anonyme Welt des World-Wide-Web, auf der anderen Seite ermöglicht es uns neue Ermittlungsmöglichkeiten und erleichtert der Bevölkerung – durch Online-Wache, die Kontaktaufnahme mit der Polizei.“

Sorgenvoller Blick

Eindeutig Stellung bezieht der Leiter des Präsidiums zur Entwicklung im Bereich der Gewalt gegen Polizeibeamte. „Mit Sorge betrachte ich die immer noch hohe Zahl der Übergriffe. Auch wenn die Straftaten rückläufig sind, ist jede einzelne eine zu viel und nicht zu tolerieren. Ein konsequentes, schnelles Vorgehen von Polizei und Justiz ist wichtig, um ein deutliches Signal gegen Gewalt in Bezug auf Mitarbeiter der Polizei und andere Einsatz- und Rettungskräfte zu setzen.“ Im Berichtszeitraum nahm die Zahl der Fälle von Gewalt gegen Polizei von 280 auf 250 Fälle ab, im 5-Jahresvergleich ist dies allerdings der zweithöchste Wert. Im Vorjahr wurden 124 Beamte durch Widerstandshandlungen verletzt. 2021 lag diese Zahl noch bei 88. „Dies verdeutlicht, dass meine Kollegen mit zunehmend heftigeren oder gewalttätigeren Konfrontationen umgehen müssen“, fasst Polizeipräsident Frank Spitzmüller zusammen.

Die Fallzahlen bei den Wohnungseinbrüchen sind um 35 auf 200 (+21,2 Prozent) gestiegen. Dies ist der zweitniedrigste Wert der letzten zehn Jahre. Vor der Pandemie 2019 lag die Zahl bei 346 Fällen. 86 Taten (43 Prozent) blieben im Versuchsstadium stecken.

Die Zunahmen wurden im Kreis Heilbronn (+67,4 Prozent auf 82 Fälle) und dem Neckar-Odenwald-Kreis (+30,8 Prozent auf 34 Fälle) verzeichnet. In den übrigen Kreisen und dem Stadtkreis Heilbronn waren die Zahlen weiter rückläufig. Die Aufklärungsquote ging auf 18 Prozent zurück, liegt aber über dem Landesdurchschnitt (17,5 Prozent). „Trotz des Anstiegs im Bereich der Wohnungseinbrüche im Vergleich zum letzten Jahr bleibt hervorzuheben, dass wir immer noch einen Rückgang um mehr als 42 Prozent im Vergleich zu 2019 verzeichnen können“, betont Thomas Schöllhammer.

„Die Tatsache, dass 95 Prozent der uns bekanntgewordenen Taten im Phänomenbereich Enkeltrick/ Schockanrufe oder falscher Polizeibeamter nicht zum Erfolg der Täter führten, bestätigt uns in unserer Aufklärungsarbeit über dieses besonders perfide Deliktfeld“, so die Leiterin des Referats Prävention, Polizeioberrätin Lisa-Maria Klesse.

Höhere Zahlen als 2021

Bei den erfassten Zahlen ist auf der einen Seite ein deutlicher Rückgang im Bereich des Enkeltricks ersichtlich (-46,4 Prozent), auf der anderen Seite wird ein starker Anstieg (+67,9 Prozent) im Phänomenbereich falscher Polizeibeamter verzeichnet. Die Zahlen sind wieder höher als 2021, aber noch weit von den Zahlen 2018 bis 2020 entfernt. 2019 wurden noch 290 Taten verzeichnet.

Mit immer neuen Maschen werden primär Senioren unter Schock oder Druck gesetzt und um ihr Erspartes gebracht. Der Gesamtschaden ist aber im Vergleich zu 2021 um 283 762 auf 464 486 Euro gesunken. „Wir werden weiter an unserem Präventionskonzept festhalten“, meinen Polizeipräsident Frank Spitzmüller und Polizeioberrätin Lisa-Maria Klesse. Sie ergänzt: „Uns ist bewusst, dass sich viele Opfer aus falscher Scham nicht der Polizei anvertrauen und die Taten somit möglicherweise im Dunkelfeld bleiben. Daher werden wir weiterhin ein Hauptaugenmerk unserer Präventionsarbeit legen.“

„Mit der Kriminalstatistik können wir weitgehend zufrieden sein. Wir werden weiterhin alles daran setzen, dass die Bevölkerung in unserer Region sicher leben kann. Das ist unser Anspruch“, schließt Polizeipräsident Frank Spitzmüller. pol/ktm

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