Wirtschaft

Firma Rüster übernimmt Appel-Gruppe in Königshofen

Gute Neuigkeiten für die Beschäftigten der Appel-Gruppe: Die Suche nach einem neuen Investor war erfolgreich. Die Firma Rüster aus Deggingen wird den Automobilzulieferer übernehmen.

Von 
Diana Seufert
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Die Suche nach einem neuen Investor für die Appel-Gruppe in Königshofen war erfolgreich. Die Firma Rüster aus Deggingen, ebenfalls ein Automobilzulieferer, übernimmt die beiden Standorte in Königshofen und Gedern sowie die rund 300 dort beschäftigten Mitarbeiter. © Diana Seufert

Königshofen. Mehr als 300 Mitarbeiter können aufatmen, die Zukunft der Appel-Gruppe ist gesichert – wenn auch unter neuem Namen. Mit der Firma Rüster aus Deggingen bei Ulm ist ein Investor gefunden worden, der sowohl die Firma Appel in Königshofen als auch die Schwesterfirma ETG (Elastomer Technik Gedern) aus dem hessischen Geldern übernehmen wird. Dies teilte Dr. Renald Metoja, Fachanwalt für Insolvenzrecht und geschäftsführender Gesellschafter der Eisner Rechtsanwälte, als Sachverwalter von Appel auf FN-Anfrage mit.

Pandemie-Opfer

Das 1956 gegründete familiengeführte Unternehmen mit den Geschäftsführern Jürgen und Michael Appel ist ein Opfer der Folgen der Corona-Pandemie geworden. Der Automobilzulieferer hatte unter dem Absatzrückgang bei den Fahrzeugbauern zu leiden. Um die drohende Zahlungsunfähigkeit abzuwenden, wurde beim Gericht in Mosbach Antrag auf Insolvenz gestellt, der im Januar eröffnet worden war. In der angeordneten Eigenverwaltung wurde eine Stabilisierung ermöglicht.

Appel konstruiert und fertigt elastische Formteile und Systeme, Rohrdichtungen sowie Extrusionsartikel (Formteile, die unter Druck hergestellt werden) wie Dichtungen oder Schläuche. Kunden finden sich vorwiegend in der Automobilbranche. Mit 44 Prozent ist der Autobauer VW damit der Hauptkunde der Appel-Gruppe.

Die Chance, den Automobilzulieferer fortführen zu können, schätzte Metoja bereits vor Monaten als sehr gut ein. Nun war die Suche nach neuen Geldgebern im Rahmen des bundesweiten Investorenprozesses von Erfolg gekrönt. „Mit Zustimmung des Hauptauftraggebers VW hat die Firma Rüster nun Appel und ETG übernommen“, freut sich Metoja. VW hatte sich für die Degginger Firma entschieden. Geschäftsbeziehungen habe es vorher zwischen Appel und dem Übernahmeunternehmen nicht gegeben.

Beide Standorte, sowohl Königshofen als auch Gedern, werden weitergeführt und firmieren bereits unter dem Namen Rüster, Division Lauda. Auch alle 300 Mitarbeiter seien übernommen worden, so der Fachanwalt. In Königshofen sind derzeit allein rund 130 Mitarbeiter beschäftigt. Die Übernahme bezieht sich auch auf eine Fertigung von Elastomerteilen in Boleslawiec (Polen), die allerdings nicht von der Insolvenz betroffen war.

Verträge unterschrieben

Die Verträge seien unterschrieben, der Gläubigerausschuss habe dem Schritt zugestimmt, betont Renald Metoja. Aktuell werden administrative Gespräche geführt. Damit sei für die Beschäftigten die monatelange Hängepartie beendet, wie die Zukunft des Unternehmens weitergeht. Auf Kündigungen oder Personalabbau konnte verzichtet werden, nur einige wenige Mitarbeiter hätten das Unternehmen verlassen, spricht Metoja von einer sehr geringen natürlichen Fluktuation.

Einen Investor zu finden, sei nicht einfach gewesen, erklärt Metoja, was nicht nur an der Automobilbranche liege. Durch die Folgen der Corona-Pandemie und bedingt durch die gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise hätten mit den Kunden neue Preisvereinbarungen erzielt werden müssen. „Solche Preiserhöhungen durchzusetzen, ist mit Schwierigkeiten verbunden.“ Denn die Margen gerade in der Automobilbranche seien gering und die Verträge eng gesteckt.

Rüster ist als Zulieferer der Automobil-, Elektro-, Medizin-, Elektrowerkzeug- und Maschinenbauindustrie in Deutschland und ganz Europa tätig. Der Fokus liege, laut Unternehmens-Homepage, auf einer schlanken und flexiblen Produktionstechnologie. Der Spezialist für Feinstanztechnologie wurde 1949 als Stanzbetrieb gegründet. 2020 geriet das Unternehmen in Turbulenzen und musste ebenfalls die vorläufige Insolvenz aufgrund der angespannten Situation in der Automobilbranche beantragen. Den Geschäftsbetrieb hat die Navigator-Gruppe im vergangenen Jahr im Rahmen einer Sanierung übernommen.

Die Appel-Mitarbeiter, die bereits offiziell von der Übernahme des Degginger Unternehmens informiert wurden, hätten die Entscheidung erleichtert aufgenommen. „Sie produzieren weiterhin und stellen die aktuellen Aufträge sicher“, so Metoja. Doch der Markt sei volatil und man müsse schauen, wie er sich entwickelt. Trotz aller Widrigkeiten sieht der Insolvenzverwalter mit Blick auf die Appel-Mitarbeiter, die seit wenige Tagen zur Rüster Gruppe gehören, optimistisch in die Zukunft.

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

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