Großprojekt "SüdLink" - Bei einem Antragworkshop in Lauda wurde über den aktuellen Stand der Dinge informiert / Transparenz der Verantwortlichen gelobt

Entschädigungsfrage schnellstens lösen

Von 
Klaus T. Mende
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Die Energiewende gilt als gesamtgesellschaftliche Angelegenheit. Sie kann nur im Dialog mit allen gelingen. Beim Großprojekt "SüdLink" verfahren die Verantwortlichen genau nach dieser Maxime.

Lauda-Königshofen. Als für "die Südländer existenzielles Projekt" bezeichneten mehrere Teilnehmer eines Antragworkshops im i_park Tauberfranken in Lauda die geplante Erdkabel-Stromtrasse von Brunsbüttel über gut 700 Kilometer bis nach Großgartach nahe Heilbronn.

Die Notwendigkeit des "SüdLinks", der auch den mittleren Main-Tauber-Kreis durchqueren wird, wurde allseits hervorgehoben. Von verschiedener Seite wurde den Vertretern der Transnet BW zugleich suggeriert, zeitnah nach Lösungen für noch im Weg stehende Hürden, wie etwa eine mögliche Entschädigung für Landwirte, über deren Grundstück die Trasse führen wird und die eventuell mit Ernteausfällen zu rechnen haben, zu suchen.

Allgemein gelobt wurden Informationspolitik und Transparenz, mit der die "SüdLink"-Verantwortlichen das Milliardenprojekt vorantreiben.

Saskia Branzke, Projektsprecherin "SüdLink" bei Transnet BW, gab zunächst einen Überblick über den aktuellen Stand der Dinge. Demzufolge seien die Planungen für die Gleichstromtrasse auf den Weg gebracht. Nächster bedeutender Schritt, so Branzke, seien die Durchführung zweier Antragkonferenzen der Bundesnetzagentur in Heilbronn (4. Juli) und Würzburg (11. Juli). "Für uns ist wichtig, stets die Hinweise und Einwände von Trägern öffentlicher Belange, Kommunen und Bürgern zu beachten und nach Möglichkeit auch zu berücksichtigen", so die Transnet-BW-Sprecherin. Sie versicherte, dass "kein Hinweis verlorengeht". Dass man dies ernst nehme beweise der Umstand, dass im Trassenverlauf bislang in 28 Segmenten Änderungen vorgenommen worden seien, davon deren fünf im baden-württembergischen Abschnitt.

Behörde geht in Klausur

Bei der Antragkonferenz werde die Behörde die Planungen vorstellen, weitere Hinweise entgegennehmen, um im Anschluss in Klausur zu gehen. Hier werde, so Branzke, ein Untersuchungsrahmen erstellt, bevor das Hauptverfahren 2018 beginnen könne. "Schlussendlich gibt es als Ergebnis der Bundesfachplanung den vorgegebenen Korridor, der bindend ist." Wenn alles seinen normalen Weg gehe, sei 2020/21 mit dem Abschluss des Genehmigungsverfahrens zu rechnen. Die Bauphase werde von 2021 bis zur Inbetriebnahme 2025 ins Auge gefasst.

Burkhard Schumacher, Umweltplaner der Arge "SüdLink", ergänzte, dass die Thematik Öffentlichkeitsbeteiligung einen hohen Stellenwert genieße. Bislang seien bereits 234 Hinweise von Bürgern und Gemeinden eingegangen, von denen 57 in der Planung Berücksichtigung gefunden hätten. Hierbei sei es vor allem um die Bereiche Flächennutzungsplan, Infrastruktur, Natur- und Gewässerschutz, Mensch und Gesundheit sowie Land- und Forstwirtschaft gegangen. Er wies nochmals ausdrücklich darauf hin, dass alle sachdienlichen Hinweise von der Bundesnetzagentur zur Festlegung des Untersuchungsrahmens beachtet werden. Schließlich wolle man Schritt für Schritt vorankommen, um die Antragsunterlagen, die zunächst einmal mehr als 50 prall gefüllte Aktenordner umfassten, fristgerecht einreichen zu können.

In der anschließenden Diskussionsrunde nahm das Thema Entschädigung von Grundstückseigentümern und Landwirten einen breiten Raum ein. Hierbei werde man, so die Experten, sicherlich eine für alle tragbare Lösung finden. Man sei offen für eine einmalige Zahlung von Pacht oder Entschädigung, jedoch auch willens, etwa wiederkehrende Ernteausfälle zu ersetzen. Thomas Maertens, Bürgermeister von Lauda-Königshofen, appellierte an die Macher, in dieser Hinsicht schnellstmöglich "die Kuh vom Eis zu bekommen", denn dann wäre ein ganz großes Hindernis aus dem Weg geräumt. Einfach war man sich darin, dass diesbezüglich auch die Politik in die Pötte kommen müsse und sich ihrer Verantwortung nicht entziehen dürfe.

Kabel wird eingesandet

Alois Fahrmeier, Vorsitzender des Bauernverbandes Main-Tauber, wollte Näheres erfahren bezüglich der Erwärmung des Erdbodens in unmittelbarer Nähe zur Stromtrasse, auf der keine Gebäude jedweder Art erstellt werden und keine tiefwurzeligen Pflanzen gesetzt werden dürfen. "Hier gibt es noch keine neuen Erkenntnisse. Direkt am Kabel, das in gut 1,50 Meter Tiefe eingesandet wird, beträgt die Temperatur 40 Grad Celsius", erklärte Thomas Schlüter, Projektleiter "SüdLink" bei Transnet-BW. Dennoch sei davon auszugehen, dass es an der Erdoberfläche in diesem Bereich nur zu einer geringen Erwärmung komme.

Bei der Umsetzung der Maßnahme, so war weiter zu erfahren, seien Experten für die bodenkundliche oder archäologische Baubetreuung stets zugegen. Zudem werde ein Bauschutzkonzept angestrebt, um gegen alle Eventualitäten gewappnet zu sein. Es werde versucht, den Flächenverbrauch zu minimieren und zum Beispiel auch kommunale und bewirtschaftete Wege zu nutzen, um nicht unnötig Ackerland zu verbrauchen.

Ahorns Bürgermeister Elmar Haas ging auf die Sorge der Landwirtschaft ein, dass sie die Gefahr sehe, nach Umsetzung der Pläne keine Ansprechpartner mehr für eventuell auftretende Probleme zu haben. Diese Bedenken versuchte Bernd Lang, Teilprojektleiter Genehmigung "SuedLink" bei Transnet BW, zu zerstreuen: "Wir sind zu Gast auf diesen Flurstücken und für uns ist klar, dass der Dialog weitergehen muss."

Was mögliche Gefahren für die Stromleitung angehe, namentlich genannt wurden Erdbewegungen, -rutsche oder -beben, tendierten diese nach Ansicht der Fachleute gegen ein Minimum. Die bis zu 40 Zentimeter starke Sandbettung sorge dafür, dass derartige Bewegungen absorbiert würden. Außerdem könnten in besonderen Abschnitten zusätzliche Sicherungsmaßnahmen installiert werden.

Thomas Schlüter bezifferte die "Lebenserwartung" der Stromtrasse "unter Tage" auf "mindestens 40 Jahre". Was die Baumaßnahme ab voraussichtlich 2021 angehe, sei nicht damit zu rechnen, dass die Arbeiten sieben Tage die Woche rund um die Uhr durchgeführt würden. "Wir wollen zwar in den einzelnen Abschnitten so schnell wie möglich fertig werden, doch an Wochenenden soll der Betrieb ruhen."

Für Peter Löffler, Gemeinderat aus Boxberg, war es abschließend eine Herzensangelegenheit darauf hinzuweisen, "auch künftig die Bürger mitzunehmen, was bislang schon sehr gut gelungen ist." Er nannte die Stromtrasse als "elementar wichtig". Sie trage wesentlich zum Wohlstand und zur Wirtschaftskraft der Süd-Bundesländer bei. "Wir alle gemeinsam schaffen das", so seine schlussendliche Überzeugung.

Redaktion Mitglied der Main-Tauber-Kreis-Redaktion mit Schwerpunkt Igersheim und Assamstadt

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