Bauernkrieg vor 500 Jahren

Die Burg Oberlauda brannte bis auf die Grundmauern nieder

Amtmann Phillip von Riedern, seine Frau, die Kinder und seine Getreuen überlebten wie durch ein Wunder und krochen aus dem verkohlten Gemäuer.

Von 
Reinhard Haas
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„Burg Oberlauda, koloriert“, unbekannt, Vorlage wahrscheinlich nach Heimatbuch. © Reinhard Haas

Oberlauda. Der Laudaer Amtmann Phillip von Riedern versuchte am Karfreitag des Jahres 1525 vergebens in Oberlauda mit der Familie und Getreuen die alte weitläufige Burg derer von Luden gegen aufgebrachtes Landvolk aus dem Taubergrund zu verteidigen. Lorenz Fries hat in seiner Funktion als Kanzleivorstand des Fürstbischofs Konrad II. von Thüngen umfangreiche Einblicke zur Erstürmung der Burg hinterlassen.

Ein sich Bahn brechender Sturm des Zeitenwandels suchte im April, Mai und Juni des Jahres 1525 das Taubertal und seine Nebentäler heim. Der als Bauernkrieg bezeichnete Volkszorn in Süddeutschland war am Karfreitag, den 14. April 1525, auch auf der Burg derer von Luden in Oberlauda angekommen. Für die Bauernheere unter Führung des Adeligen Florian Geyer bedeutete dies erstmal eine völlige Verschiebung der Machtverhältnisse zu Gunsten von Bevölkerungsschichten, die bisher wenig Rechte für sich in Anspruch nehmen konnten.

Auflehnung gegen herrschende Machtstrukturen

Überall im Süddeutschen Raum hatten sich die „Bauern und der gemeine Mann“ gegen die herrschenden Machtstrukturen erhoben. Die Vorboten dieser Volkserhebung, die sich schon mit dem Auftreten des Pfeifferhans von Niklashausen im Jahr 1476 ankündigten, wurden bis dahin mit schierer Gewalt von Würzburg unterdrückt. Von Rothenburg aus zogen die Rotten das Taubertal hinab und Dörfer schlossen sich ihnen reihenweise an. Schließlich lagerten an die 5.000 Kämpfer des „Tauberhaufens“ bei Markelsheim. Militärisch gedrillte Strukturen und viele zornige Bauern sowie Menschen, die von Freiheitsgefühlen ergriffen waren, bildeten das Fundament dieses Heerlagers.

Nach schwierigen Verhandlungen mit Florian Geyer, dem adeligen Unterhändler der Bauern, öffnete auch Mergentheim ohne Blutvergießen seine Tore. Doch kaum war Geyer weg, fielen unbesonnene Gruppen in Mergentheim ein und zerstörten das Schloss - ein klarer Bruch der Vereinbarungen und der „Zwölf Artikel“, auf die alle geschworen hatten. Auch Burg Neuhaus wurde „gefegt“. Als Geyer davon erfuhr, war er außer sich, aber eingreifen konnte er nicht mehr.

Pfarrer predigte der neuen Freiheit das Wort

Der Weg tauberabwärts nach Lauda lag nun offen. Die Stadt gehörte zum Würzburger Bischof Konrad von Thüngen und wurde von Amtmann Phillip von Riedern verwaltet. In Lauda und Oberlauda solle es den Leuten eigentlich halbwegs gut gegangen sein, der Weinbau brachte in frostfreien Jahren doch etwas Geld ins Dorf. Trotzdem wusste von Riedern, dass es schwer werden würde, wenn hunderte von Bauern vor den Toren Laudas lagerten, nach Verbrüderung schrien und Toröffnung forderten.

Wer von den Bürgern wollte sich unter diesem Gruppendruck da noch zu der jetzigen Obrigkeit und ihm bekennen? Zu allem Ungemach predigte auch noch Pfarrer Lienhardt Beys in der Jakobuskirche der neuen Freiheit und den Bauern das Wort. Am 2. April trafen sich 40 Gleichgesinnte aus dem Amt Lauda in Gerlachsheim mit vielen anderen aus dem Tauber- und dem Schüpfer Grund und waren sich über das weitere Vorgehen grundsätzlich einig.

Zurück in Lauda informierte man auf dem Marktplatz die Bewohner über diese Beschlüsse. Anhänger der Bauernschaft und Getreue des Bischofs gingen aufeinander los, Amtsverweser Konrad Allezheimer und Bürgermeister Conz Zott sowie einige Räte versuchten ein letztes Mal zu beschwichtigen.

Bauern schlosen sich zum „Bundschuh“ zusammen

Von seinem Bischof bekam von Riedern die Nachricht, dass der „Schwäbische Bund“, der Bischof war Mitglied, bei Ulm und Leipheim einen Bauernaufstand niedergeschlagen hatte und im Anmarsch sei. 12.000 hochausgebildete Söldner sollten den Aufstand niederkämpfen. Ein schwacher Trost, denn Lauda war zu diesem Zeitpunkt praktisch schon verloren. Bereits Ende März hatten sich Bauern in Oberschüpf versammelt und auf das Evangelium geschworen. Mit ihrem „Bundschuh“ als Symbol und den zwölf aufgeschriebenen Forderungen zogen sie los. Lauda hielt sich damals noch zurück.

Als die ersten Forderungen der Bauern Anfang April kamen, schrieb von Riedern verzweifelt an den Bischof und bat um Hilfe. Der konnte aber nur noch beschwichtigen, die Situation war im ganzen Landstrich außer Kontrolle geraten. In vielen Briefen nach Würzburg und an andere Städte im Taubertal kann man die Überforderung der Stadtverwaltungen und der fürstbischöflichen Administration nachlesen. Auch der Amtmann spürte, wie sein Einfluss in der Stadt schwand. Schließlich zog er mit Familie und Getreuen in die alte Burg Oberlauda - keine besonders sichere Zuflucht, wie sich zeigen sollte.

Burg Oberlauda als Zufluchtsstätte

Obwohl man ihm von Würzburger Seite riet sich in Richtung Hartheim abzusetzen, blieb der Amtmann scheinbar trotzig in der Burg Oberlauda und bereitete die Verteidigung vor. Während der Amtsverweser Konrad Allezheimer länger vor Ort blieb und sich erst nach der Übergabe der Stadt Lauda nach Boxberg absetzte, harrte von Riedern mit 18 Getreuen, darunter auch Sigmund Zobel aus Messelhausen, in der Burg aus um diese zu verteidigen. Er konnte sich schon zehn Tage vorher nicht mehr in Lauda aufhalten. Am Mittwoch, den 12. April war es dann soweit. Lauda öffnete die Tore und schloss sich den Bauern an.

Wütende Bauern umzingelten die Burg

Bald war die Burg von wütenden Bauern umzingelt. Ein letztes Mal wurde von Riedern aufgefordert sich zu ergeben und die Burg könne verschont werden. Vergebens! Beide Seiten knallten mit ihren Waffen drauf los, was das Zeug hielt. Eine Abordnung versuchte sogar vorher aus dem mainzischen Bischofsheim schwere Geschütze zu bekommen - erfolglos.

Die Angreifer brachten Teile der Ringmauer zum Einsturz und stürmten Burghof und Herrenhaus. Die Verteidiger im Burgfried schossen zurück, aber ihre Kugeln trafen kaum. Die Bauern steckten Herrenhaus, Stallungen und Mushaus in Brand und rissen die Schutzmauern ein. Das Feuer fraß sich über einen Holzsteg bis in den Burgfried. Als auch dort die Flammen hochschlugen, brach Jubel unter den Bauern aus. Umgehend wurde der Weinkeller geplündert und „ausgesoffen“, so eine Geschichte in den Jahrhunderten danach.

Lodernde Flammen erleuchteten den Nachthimmel

Die lodernden Flammen erleuchteten in der Nacht die Gegend. Am nächsten Morgen waren nur noch Asche und Ruinen zu sehen. Der halb eingestürzte Bergfried ragte wie ein knöchriger Finger in den Himmel, die Wiesen unterm Schlossberg waren rußschwarz.

Doch dann das Wunder: Am Osterabend, einen Tag nach dem Brand, drangen Schreie aus dem Turm. Phillip von Riedern, seine Frau, die Kinder und seine Getreuen krochen aus dem verkohlten Gemäuer. Sie hatten sich im untersten Verlies versteckt und überlebt.

Gnade für Amtmann Philip von Riedern

Die wütenden Bauern schnappten sie sofort. Sie rissen der schwangeren Frau die Kleider vom Leib und jagten sie mit den Kindern davon. Den Amtmann und seine Leute fesselten sie und schleppten sie vor die Anführer. Sie wollten sie töten, doch da trat ein gewisser Cuntz Bayer aus Oetelfingen vor und hielt eine flammende Rede: Das Überleben dieser Menschen sei ein göttliches Wunder und wer sie töte, versündige sich an Gottes Willen. Die Hauptleute redeten auf die Bauern ein bis diese nachgaben. Sie forderten nur, dass von Riedern und seine Leute auf die „Zwölf Artikel“ schwören sollten.

Am nächsten Tag brachte man die Gefangenen nach Markelsheim und später nach Mergentheim, wo sie bis nach der Schlacht am Turmberg (2. Juni 1525) in einem Turm eingesperrt blieben. Was danach an Ungerechtigkeit und aus Rache auf Oberlauda und Lauda zukam brannte sich in das kollektive Gedächtnis der hiesigen Bewohner ein.

Gewölbe der Burg wurde mit Beton verfüllt

Heute sind von der Burg Oberlauda nur noch Gewölbe unter der Erde vorhanden, die beim Bau der Stromzufuhr für die Kaserne Ende der 1950er mit Beton verfüllt wurden, aus heutiger Sicht ein nicht mehr gut zu machender Frevel. Nur Gräben und vereinzelte Mauersteine unter der Erde erinnern an das dramatische Schicksal des Phillip von Riedern mit seiner Familie und der Zuflucht in der großen, alten Burg derer von Luden.

Die Oberlaudaer nutzten die Burgruine in ihrer praktischen Art fortan als Steinbruch und bauten in den Jahren danach ihre Wohnhäuser damit auf. Auch heute kann man noch gut in den Mauerwerken Steine von der Burg erkennen. Noch 1956 wurde ein bekanntes Wohnhaus mit Steinen der Burganlage gebaut. Ein riesiger Stein liegt heute noch im Burggraben.

Gedenkfeier am 25. Mai

Der neue Amtssitz wurde dann 1537 im Ortsetter gebaut und ist heute noch ein stattliches Gebäude in Oberlauda. Die Örtlichen Vereine gedenken am Sonntag, 25. Mai, unter dem Motto „Freiheyt“ dieser Tage vor 500 Jahren. Mit einem Gottesdienst an der Festhalle und einem umfangreichen Rahmenprogramm vieler beteiligter Vereine sowie einem Vortrag von Frithjof Spänkuch zum Thema will man die Zeit im kollektiven Gedächtnis sich wieder vergegenwärtigen. Die Bevölkerung ist willkommen.

„Burg Oberlauda, Zeichnung“, nach Heimatbuch Oberlauda von Stephan Oehmann,Zeichner unbekannt © Reinhard Haas

Freier Autor Freier Mitarbeiter seit etwa 40 Jahren, hauptsächlich für den örtlichen Bereich des Lauda-Königshöfer Stadtteils Oberlauda. Weiterhin als Berichtverfasser für die "Schule für Musik und Tanz im Mittleren Taubertal" (Musikschule Lauda mit den Mitgliedsgemeinden Lauda-Königshofen, Boxberg-Wölchingen und Grünsfeld). Im Bereich des Badischen Chorverbands bin ich für den Sängerbund Badisch-Franken (ca 80 Vereine, Altkreis Tauberbischofsheim, Randgebiete Hohenlohekreis, Neckar-Odenwaldkreis und Kreis Heilbronn) als Pressereferent tätig. Beiträge von mir wurden auch schon in den Verbandsorganen des BFV (Im Spiel) und DFB veröffentlicht und als Ergebnis davon erhielt der Fußballverein Oberlauda vom DFB/Sepp-Herberger-Stiftung im vergangenen Jahr den 3. Preis in der Rubrik "Fußball Digital".

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