Messelhausen. „Wenn unsere Gäste sagen, die Stunden hier im Café Malta tun mir gut, und der Aufenthalt gleichzeitig noch die Angehörigen entlastet, dann freut uns das immer,“ meint Andrea Hart, Bezirksreferentin der Malteser in Main-Tauber und Koordinatorin der Demenzarbeit in Lauda-Königshofen.
Das Café Malta ist ein Angebot der Malteser an verschiedenen Standorten in Deutschland, das sich an demenziell erkrankte Menschen richtet, die nicht übermäßig pflegebedürftig sind.
Im Juli 2021 übernahm Andrea Hart die Koordination des Cafés in der Region und organisierte fortan die Treffen, die seit Anfang 2020 – mit einer Corona-Unterbrechung – regelmäßig dienstags von 14 bis 17 Uhr im Schloss Messelhausen stattfinden.
„Wer als Gast teilnehmen möchte, meldet sich vorher bei uns an, in einem Vorgespräch klären wir die Rahmenbedingungen, beispielsweise wie die Teilnahme über die Kasse abgerechnet werden kann, und anschließend wird der Bustransfer organisiert“, erklärt sie. „In einem Schnupperbesuch können die Gäste dann erst einmal ausprobieren, ob ihnen das Treffen zusagt – und auch, ob von unserer Seite nichts dagegenspricht.“
Der Wohnort der Gäste solle im näheren Umkreis liegen, da diese mit dem Bus abgeholt werden und die Malteser Main-Tauber zur Diözese Freiburg gehören. „Wir können Gäste aufnehmen aus Lauda-Königshofen, Tauberbischofsheim, Grünsfeld, Wittighausen und Bad Mergentheim – mit jeweils den zugehörigen Stadtteilen.“
Betreut werden die Teilnehmenden des Cafés vor Ort von Ehrenamtlichen, die vorab als „Demenzbegleiter“ geschult wurden. Derzeit kommen zwei Personen regelmäßig ins „Café“ – ein Begriff, der den gemütlichen Austausch bei den Treffen widerspiegeln soll, Malta leitet sich von den Maltesern ab. „Beliebt sind unsere ‚Mensch, ärgere dich nicht’-Spiele, bei denen wir es mit den Regeln nicht ganz so genau nehmen“, sagt sie schmunzelnd, „oder das Ausmalen von Mandalas. Zudem beschäftigen wir uns mit Gedächtnistraining, Erinnerungspflege mit Hilfe der Geschichten von ‚Früher’ oder wir basteln oder gehen im anliegenden Park spazieren. Je nachdem, worauf die Gäste Lust haben, da richten wir uns nach ihren Wünschen.“
Manchmal würde sich die Gruppe auch einfach nur unterhalten und mit Kaffee und Kuchen stärken. „Dabei ist nebensächlich, ob sich jemand wiederholt und dreimal das Gleiche erzählt“, erläutert die Bezirksreferentin: „Bei uns darf man das.“
Geduld zu haben, das sei bei dieser Arbeit sowieso Voraussetzung. Auch, weil der ein oder andere in der Krankheit zuweilen misstrauisch oder emotionaler reagiere. Das Café biete die Möglichkeit, mit anderen zusammen zu sein, gebe Anlass zur Vorfreude und schütze vor Einsamkeit und Isolation, zeigt sie die Vorteile für die Gäste auf.
Andrea Hart ist es allerdings nicht nur wichtig, dass die Café-Besucher eine gute Zeit haben, sondern auch die Betreuenden in diesen Stunden „mal nach sich selbst schauen können“ und ihre Angehörigen gut versorgt wissen: „Das Café Malta gibt Zeit, um Luft zu holen.“ Es würde niemandem nützen, wenn diese aufgrund einer Überlastung komplett ausfallen. Auch nach ehrenamtlichen Helfern wird stets gesucht. Wer sich beteiligen möchte, erhält eine umfassende Schulung zum Thema Demenz und einen Erste Hilfe-Kurs. „Auch wird für das Thema ‚Prävention sexueller Gewalt’ sensibilisiert, denn es gibt Menschen, die nicht gerne berührt werden möchten. Da kann schon ein lieb gemeintes in den Arm nehmen von ihnen als Übergriff empfunden werden.“
Für das Engagement im Café wird den Helfern eine Aufwandsentschädigung gezahlt. Freuen würde sich Andrea Hart und das Team auch über jüngere Ehrenamtliche, die sich beteiligen möchten, um so einen Austausch zwischen den Generationen zu schaffen. Auch hier gibt es die Möglichkeit der Schnupperbesuche.
Ursachen von Demenz und Vortrag
Über das Thema Demenz spricht Andrea Hart auch in einem Vortrag am Freitag, 7. Juli um 18 Uhr im Caritassaal in Lauda in der Schillerstraße nahe der Evangelischen Kirche. Anmeldung erwünscht.
In ihrem Vortrag spricht sie über die Krankheit und den Umgang im Alltag damit. Eine Krankheit, die „meistens schleichend beginnt. Oft ist die betroffene Person anfangs ein bisschen vergesslich, spielt es herunter.“
Demenz trete in unterschiedlichen Formen auf, berichtet sie: „Viele glauben, die erblich bedingte Form komme am meisten vor, doch das stimmt nicht. Die erbliche Form ist eher selten, rund 70 Prozent haben Demenz des Alzheimer Typs, davon weniger als ein Prozent die erbliche Form. Die anderen Demenzformen teilen sich die restlichen Anteile.“
Andrea Hart erkennt einen Anstieg der Demenzerkrankungen in der Gesellschaft und merkt an, dass, je älter eine Person werde, desto größer die Wahrscheinlichkeit sei, dass sie an Demenz erkranke.
Doch eine bestimmte Ursache für die Erkrankung kann sie aus ihrer Erfahrung heraus nicht feststellen: „Die einen behaupten, es habe allein mit der Ernährung zu tun, die anderen schieben es auf das Bildungsniveau und wieviel Kopfarbeit jemand in seinem Leben geleistet hat. Das halte ich für Unsinn, nachgewiesen ist das alles nicht.“
Ein insgesamt gesunder Lebensstil mit Bewegung, ausgewogener Ernährung und regelmäßigen sozialen Kontakten helfe jedoch sicherlich präventiv und verzögere – wie bei anderen Krankheiten eben auch. lh
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/lauda-koenigshofen_artikel,-lauda-koenigshofen-demenzkranke-koennen-in-messelhausen-einmal-luft-holen-_arid,2093047.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/lauda-koenigshofen.html