Oberlauda. Völlig überraschend verstarb Raimund Holler, der Vorsitzende des Männergesangvereins (MGV) Eintracht Oberlauda, im Alter von 84 Jahren.
Seit 1952 Sänger in seinem Heimatort Dittwar, wurde ab 1958 nach der Hochzeit mit seiner Frau Marianne, geborene Oehmann, der Oberlaudaer Chor sein neuer Heimatverein, bei dem er sich auch gleich engagierte. Nach seiner Tätigkeit als Notenwart übernahm er 1967 die Vereinsführung als Vorsitzender, die er somit seit 53 Jahren bis jetzt ununterbrochen ausübte. Vor drei Jahren ernannte ihn die Eintracht in Würdigung seiner Verdienste zum Ehrenvorsitzenden. Dieser Vorgang – der Vorsitzender im Amt wird nach einem halben Jahrhundert gleichzeitig Ehrenvorsitzender – dürfte sowohl beim Badischen wie auch beim Deutschen Chorverband so ziemlich einzigartig gewesen sein. Bei diesem Wirken blieben auch die entsprechenden Ehrungen nicht aus. Sie reichen beim Badischen Chorverband von der Silbernen Ehrennadel (1977) über die Goldene Ehrennadel (1992) bis hin zur Ehrenmedaille (2001) und ähnlich beim Deutschen Chorverband mit drei Goldenen Ehrennadeln (2002, 2012 und 2017) mit den entsprechenden Jahreswidmungen. Zur Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg (1984) kam dann noch die Bürgermedaille der Stadt Lauda-Königshofen (2009).
Organisationstalent
Das Wohl und seine Sorge um den Gesangverein standen bei ihm immer im Mittelpunkt. Dabei ließ er aber auch die Geselligkeit und das Vereinsleben außerhalb der Proben und Auftritte nicht zu kurz kommen. Sehr beliebt waren seit über 50 Jahren auch seine Ausflüge quer durch Deutschland und ins benachbarte Ausland, die er jedoch nicht nur im Namen des Gesangvereins organisierte.
In der Rolle als Organisator von gemeinschaftlichen Unternehmungen und Reisen trug er sehr viel zum gegenseitigen Kennenlernen, zur Förderung der Kameradschaft und zum Zusammenhalt in den Vereinen und verschiedenen Gremien bei.
Seine Aktivitäten beschränkten sich jedoch nicht nur auf den Gesangverein. Auch die Narrengesellschaft und der Fußballverein Oberlauda führten ihn als Ehrenmitglied, wobei besonders der Fußball seine zweite große Leidenschaft war. Als Schieds- und Linienrichter hat er es seit 1957 auf die fast unglaubliche Zahl von 2366 Spielen gebracht und anfangs war es selbstverständlich, zu den Spielorten im gesamten nordbadischen Raum bei Wind und Wetter mit dem Motorrad zu fahren. Er war von 1966 bis 1991 Spielverteiler der Schiedsrichtervereinigung Tauberbischofsheim und in diesen Jahren auch Beisitzer im Kreisschiedsrichterausschuss. Von 1991 bis 2001 war Holler Pokalspielleiter des Fußballkreises und von 1991 bis 2011 Staffelleiter der Bezirks/Kreisliga TBB sowie teilweise noch Staffelleiter der Kreisklasse C. In diese Zeit fallen auch eine Pokalauslosung mit dem damaligen Schalker Manager Rudi Assauer und seine Tätigkeit als Beisitzer in der Jugendspruchkammer.
Als Schiedsrichter nahm er die Ehrennadel in Bronze (1967), Silber (1972) und Gold (1977) der Schiedsrichtervereinigung entgegen, 2002 wurde er zum Ehrenmitglied der Vereinigung ernannt. Der Badische Fußballverband ehrte ihn mit der Ehrennadel in Bronze (1967), Silber (1977), Gold (1982), 1996 mit der Sonderehrung „Verbandsehrung in Gold“ und 2011 mit der Ehrenplakette in Gold. 1987 wurde ihm die Verdienstnadel des Deutschen Fußball Bundes verliehen.
Aber auch bei den anderen Oberlaudaer Vereinen hat er seine Spuren hinterlassen. Bei zahllosen Zusammenkünften der Verantwortlichen erinnerte er immer wieder an die sozialen und gesellschaftlichen Verpflichtungen der Vereine, unabhängig von den in den einzelnen Satzungen festgelegten Zielen.
Sport, Musik oder Kultur sollten nach seinem Verständnis an einem Strang ziehen, wenn es im Endeffekt entweder um das Ganze oder um eine gute Sache ging. Dabei hatte er auch für andere Meinungen immer ein offenes Ohr und ermunterte gerne auch den jeweiligen Vereinsnachwuchs zur Mithilfe und Mitarbeit.
Ob bei Gesangverein, Schiedsrichtervereinigung, Fußballkreis oder allgemein: Bei ihm stand das Wohl der Vereine immer an erster Stelle. Zu all diesen ehrenamtlichen Aktivitäten rund um den Gesang und den Fußball kamen dann noch, und das ebenfalls etwa 50 Jahre, seine regelmäßigen Termine als Blutspender.
Egal in welchem Verein oder welcher Gruppierung sich Raimund Holler engagiert hat: Sein Tod hinterlässt überall eine Lücke, die nicht wieder zu schließen ist. erha
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