Mehr Blutspender dringend erwünscht

Blutspenden: Ein kleiner Stich, der großes bewirkt

Ohne Blutspender könnten zahlreiche Krebspatienten nicht behandelt werden. Auch viele Operationen wären ohne Blutspenden gar nicht möglich. Deshalb ist jede Spende so wertvoll.

Von 
Klaus T. Mende
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Manfred Limbrunner ist ein Musterbeispiel für einen Blutspender, dem sehr viel daran liegt, selbstlos Mitmenschen in einer lebensbedrohlichen Situation zu helfen. Hier lässt er sich gerade zum 100. Mal „anzapfen“ – für ihn kein Grund zum aufhören. © Klaus T. Mende

Odenwald-Tauber. Mit geringem Aufwand Gutes tun und anderen Menschen helfen – Blutspenden ist die einfachste Möglichkeit, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. Ein kleiner Stich kann Großes bewirken – und Menschenleben retten. Allerdings stellen sich viel zu wenige Bürger zur Verfügung, um sich „anzapfen“ zu lassen und so anderen zu helfen, wieder gesund zu werden.

Im ganzen Land im Einsatz

Die Aktiven des DRK-Blutspendedienstes Baden-Württemberg/Hessen sind jede Woche landauf, landab im Einsatz, um genügend „Lebenssaft“ für den Ernstfall zu akquirieren. Doch noch immer lasse die Bereitschaft in der Gesellschaft sehr zu wünschen übrig, aktiv zur Tat zu schreiten, anstatt nur darüber zu reden, ist immer wieder zu hören. Jetzt ist die Altersbeschränkung weggefallen, was dem medizinischen Personal neue Potenziale erschließt, um dem hohen Bedarf an Blut mehr Spenden entgegensetzen zu können.

Vor der Spende erfolgt neben einem Arztgespräch unter anderem die Ermittlung des Hämoglobinwerts. © Klaus T. Mende

Professor Dr. Thomas Haak, Chefarzt der Bad Mergentheimer Diabetes-Klinik, ist seit vielen Jahren als Leitender Notarzt im Einsatz. Er weiß nur allzu gut, wie wichtig es ist, im Ernstfall auf ausreichend Blutspenden zurückgreifen zu können. Er freut sich deshalb, dass es jetzt zu diesem Schritt gekommen ist.

Krebspatienten auf Blutspenden angewiesen

„Blutspender sind Menschen, die bereit sind, aus Nächstenliebe zu handeln. Ohne Blutspender könnten viele Krebspatienten nicht behandelt werden“, sagt der erfahrene Mediziner im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten. Viele Operationen im Bereich des Brustkorbs oder des Bauchraums wären ohne Blutspenden gar nicht möglich. „Es ist deshalb sehr zu begrüßen, dass die Altersgrenze aufgehoben worden ist. Unsere Gesellschaft ist auch im höheren Lebensalter biologisch deutlich jünger. Und da ist es kein Problem, auch als Blutspender aktiv zu sein.“ Beim DRK freue man sich über jeden, der bereit sei, „einen Teil von sich für andere zu geben“, hofft Haak auf künftig steigende Spenderzahlen.

Blutspende mehrmals im Jahr möglich

In der Igersheimer Erlenbachhalle ist der DRK-Blutspendedienst mehrmals im Jahr vor Ort. Diesmal sind es fünf Aktive, darunter zwei Ärzte, die insgesamt zehn gut frequentierte Liegen zur Verfügung haben. Die Ehrenamtlichen des DRK-Ortsverbandes sorgen mit ausreichend Manpower – etwa ein Dutzend Personen – für die passenden Rahmenbedingungen. Man sei ein eingespieltes Team, das dafür Sorge trage, dass alles wie am Schnürchen klappe, lässt Ortsvereinsvorsitzender Johannes Schön durchblicken. Iris Wöhr, eine seiner fleißigen Mitstreiterinnen, ergänzt, dass man sich gerne für die gute Sache einsetze. Sie würde sich aber freuen, wenn sich mehr Menschen im DRK aktiv einbrächten – „und ich glaube, ich spreche hier für alle Ortsvereine des Deutschen Roten Kreuzes in der Region“.

Viel los, kein Gedränge

Es ist schon einiges los in der Halle an diesem frühen Nachmittag. Jedoch gibt’s kein Gedränge mehr, nachdem alle Spender inzwischen via DRK-Homepage einen Termin vereinbaren müssen. Insgesamt sind es während der fünfstündigen Aktion knapp 180 Spender. Für Iris Wöhr „eine gute Quote“.

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„Wir freuen uns über jeden Erstspender“, sagt Johannes Schön. Von denen seien diesmal auch wieder ein paar dabei. Doch zumeist seien es „Wiederholungstäter“, für die solch eine Spendenaktion längst eine lieb gewonnene Pflichtveranstaltung ist. Zu jenen Menschen, bei denen es mehrfach im Jahr heißt „O’zapft is’“, zählt der Igersheimer Manfred Limbrunner. Just an diesem Nachmittag hat der „Spender-Routinier“ seinen 100. „Auftritt“ – „jeder Einzelne fein säuberlich dokumentiert“, zeigt er dem FN-Reporter seinen Blutspenderpass. „Solche Menschen sind Vorbilder“, lobt Iris Wöhr. Manfred Limbrunner indes freut sich über diese Aussage, dennoch bleibt er bescheiden: „Ich will doch einfach nur helfen.“

Vor dem Blutspenden wird Hämoglobinwert ermittelt

Und wie geschieht das? „Der Spender kommt zur vereinbarten Zeit in die Halle und lässt sich am Eingang registrieren“, erklärt Iris Wöhr bei einem Rundgang von „Station zu Station“. Vor dem eigentlichen „Stich“ erfolge die Ermittlung des Hämoglobinwerts. Liegt er zu weit unten, reiche die Eisenreserve nicht aus, um den Blutverlust durch eine Spende auszugleichen, weshalb die Aktion nicht fortgesetzt werden könne. Dem schließe sich ein Arztgespräch an, bei dem verschiedene Fragen durchgegangen werden. Wird auch dieser Test erfolgreich bestanden, könne eine der zehn Liegen in Beschlag genommen werden.

Dort desinfiziere eine Fachkraft die Ellenbeuge und entnehme nach einem kleinen Piks mit einer sterilen Einmal-Venenkanüle aus einer geeigneten Armvene das Blut – 500 Milliliter, klärt Wöhr weiter auf. „Nach der Blutspende legt die Fachkraft einen Wickelverband an. Im Anschluss sollte der Spender sich noch etwa 30 Minuten dort aufhalten, um zu sehen, ob die Kreislauf die Spende gut vertragen hat.“ Zum Abschluss gebe es dann noch das traditionelle Vesper in der Halle, damit die Spender wieder schnell zu Kräften kämen.

„Grundsätzlich arbeiten die DRK-Kreisverbände sowie deren Ortsvereine mit dem Blutspendedienst Baden-Württemberg/Hessen zusammen. Die Kreis- und Ortsvereine kümmern sich unter anderem um Hallen, Verpflegung, Auf- und Abbau, Helfer während der Termine und vieles mehr“, gibt Steffen Horvath, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Buchen einen Einblick. Der Blutspendedienst wiederum sei für Untersuchung, Abnahme, Verarbeitung, Qualitätssicherung oder Weitergabe zuständig.

Blut ist nicht künstlich herstellbar

„Blutspenden retten Leben, denn Blut ist nicht künstlich herstellbar. Und deshalb sind Patienten auf das stetige Engagement von Blutspendern angewiesen“, erklärt Eberhard weck, Pressesprecher des Blutspendedienstes Baden-Württemberg/Hessen. Um mehr Menschen die Möglichkeit zu geben, an dieser guten Sache teilzuhaben, sei es erfreulich, dass die Altersbeschränkung weggefallen sei, denn „mit Änderung des Transfusionsgesetzes 2023 gibt es keine Höchstaltersgrenze mehr“.

Seit der Überarbeitung der Richtlinien gelte: „Nicht das Geburtsdatum, sondern die körperliche Fitness des Spenders entscheidet über die Zulassung zur Blutspende.“ Dies sei eine ärztliche Maßnahme, die direkt vor Ort in Absprache mit dem Spender, nach dem im individuellen Gespräch erhobenen Parametern, abgeklärt werde. Zudem: Die Bewertung eines durch das Sexualverhalten bedingten Risikos, das zu einer Rückstellung von der Spende führe, habe nach der neuen Gesetzgebung auf Grundlage des jeweiligen individuellen Sexualverhaltens des Spendewilligen zu erfolgen. Sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität desselben oder seines Sexualpartner sowie die Transgeschlechtlichkeit würden bei der Bewertung des Risikos nicht berücksichtigt. Dieses Vorgehen soll zur Vermeidung von Diskriminierung bei der Spenderauswahl beitragen.

Redaktion Mitglied der Main-Tauber-Kreis-Redaktion mit Schwerpunkt Igersheim und Assamstadt

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