Bildung

Grundschule in Uissigheim ein weiteres Jahr in Betrieb

Aufhebung des Schulbezirks und Elternaktion für Schuljahr 22/23 erfolgreich. Fünf Erstklässler am Donnerstag eingeschult

Von 
Heike Barowski
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Die kleinste Schule im Main-Tauber-Kreis bekam Zuwachs. Am Donnerstagvormittag wurden fünf Abc-Schützen eingeschult. Die Hoffnung auf ein Weiterbestehen der Grundschule in Uissigheim ist bei allen Beteiligten groß.

Uissigheim. Es wird gesungen, gelacht, getanzt, große Zuckertüten bestaunt und der neue Ranzen voller Stolz getragen – die Freude an diesem Donnerstagmorgen ist nicht nur bei den fünf Abc-Schützen enorm, weil sie endlich Schulkinder sind. Die Freude ist auch bei der Stadt Külsheim und vor allem bei allen Eltern groß, die ihre Kinder weiterhin in die Grundschule Uissigheim bringen können. Der Weg dahin war allerdings steinig – und bislang ist für den Weiterbestand der Uissigheimer Grundschule keine endgültige Lösung gefunden.

„Von einer Schließung der Grundschule Uissigheim sind wir Lichtjahre entfernt“ – noch im Sommer 2021 widersprach Külsheims Bürgermeister Thomas Schreglmann entsprechenden Gerüchten über eine Schulschließung energisch. Nicht einmal ein Jahr später sollte sich das Blatt wenden, denn auf der Tagesordnung des Gemeinderats stand der Beschluss zur Schließung der kleinsten Grundschule im Landkreis. Ursache war die zu geringe Schülerzahl.

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Hans-Peter Wagner
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Im Schuljahr 2021/22 wurden 28 Kinder von drei Lehrerinnen in zwei jahrgangsgemischten Klassen unterrichtet. Weil ab September 2022 jedoch nur noch 20 Schüler inklusive der Abc-Schützen die Grundschule besuchen, kam im Juni dieses Jahres das eindeutige Signal aus dem Rathaus. „Es ist für mich das elfte Jahr in Folge, in dem ich um den Erhalt der Grundschule kämpfe. Doch nun muss der Schritt gemacht werden, der mir wirklich nicht leicht fällt“, sagte Schreglmann damals gegenüber den Fränkischen Nachrichten.

Werbung für die Schule

Doch in den Elternreihen formierte sich Widerstand. Eine Broschüre wurde entworfen und fleißig verteilt, um die Werbetrommel für die „kleine Schule mit Herz“ zu rühren. Ein Gespräch mit zwei Lehrerinnen ergab, dass sie die Aufgabe der Beschulung auch zu zweit schaffen würden.

Diese Mitteilung wurde beim Schulamt positiv aufgenommen. Als weiteren Schritt für den Erhalt wurden die Schulbezirke Uissigheim und Külsheim zusammengelegt, so dass nun jeder Elternteil ohne zusätzlichen Antrag frei wählen kann, welche Schule sein Kind besuchen soll. Ein Gespräch mit dem Bürgermeister, der Einsatz der Eltern (allen voran Danielle Krank, Vorsitzende des Elternbeirats) und nicht zuletzt das Engagement der beiden Lehrerinnen Vanessa Kulzer und Sabine Seitz sorgten dafür, dass die Stadt als Träger der Einrichtung grünes Licht für den Weiterbetrieb gab.

„Ich freue mich, dass wir für die Grundschule Uissigheim ein weiteres Schuljahr gemeinsam hinbekommen haben. Die Herausforderungen für die Schuljahre 2023/24 und der folgenden Jahre sind aufgrund der Kinderzahlen damit jedoch nicht kleiner geworden“, so Schreglmann vor wenigen Tagen im Interview mit den Fränkischen Nachrichten.

„Mit der Aufhebung des Schulbezirks ermöglichen wir allen Eltern die freie, formlose Wahl der Grundschule. Der bisherige Mehraufwand über einen schriftlichen Antrag entfällt. Ob und wie sich dies auf die zukünftigen Anmeldezahlen auswirkt, bleibt abzuwarten, weil alle Eltern, die in der Vergangenheit wechseln wollten, auch schon immer wechseln durften. Und so ein Wegfall des Schulbezirks gilt halt immer auch für alle Seiten“, gibt er zu bedenken.

Zum Stichtag 1. April 2023 müssen für die Uissigheimer Grundschule Anmeldungen für 26 Schüler vorliegen.

„Es ist ein Tanz auf dem Vulkan“, sagt Danielle Krank. Denn von den derzeit 20 Schülern werden kommenden Sommer drei in eine weiterführende Schule wechseln. Wie Krank mitteilt, haben aufgrund der Werbebroschüre mehrere Familien aus Gamburg und Niklashausen schon starkes Interesse bekundet, ihre Kinder nach Uissigheim in die Schule zu schicken. Am 1. April 2023 wird sich zeigen, ob alle Anstrengungen von Erfolg gekrönt sind. „Die Entscheidung müssen wir dann akzeptieren“, sagt Krank.

Eine schlaflose Nacht

Doch an diesem Donnerstag herrscht erst einmal große Freude und Aufregung vor allem bei Jenna, Noa, Mathilda, Philipp und Lea sowie ihren stolzen Eltern und Großeltern. „Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen“, sagt eines der Mädchen auf die Frage der kommissarischen Schulleiterin Vanessa Kulzer, wie es denn den neuen Schülern gerade geht. Alle müssen laut lachen. Und während der Aufführung der älteren Schüler wird jedem Anwesenden deutlich vorgeführt, welche Vorteile so eine kleine Schule hat.

Um die Abc-Schützen in das familiäre Umfeld von Anfang an einzubinden, gibt es aus Händen der älteren Schüler ein kleines Geschenk. „Das Regenbogen-Bändchen ist so bunt, so wie wir ganz bunt sind und aus vielen Farben bestehen – und dennoch halten wir immer zusammen“, sagt Klassenlehrerin Sabine Seitz.

Als die Grundschüler singen: „Ich lieb den Sommer, ich lieb den Sand, das Meer, dum di da di, dum di da di“, und einer von ihnen mit Taucherbrille und Schwimmflossen „vorbei watschelt“, müssen sogar die Erstklässler lachen.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Wertheim

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