Uissigheim. Einerseits ist die Gruppe auch vom Nachwuchsmangel betroffen, andererseits werden die Attribute Fairness und Respekt gegenüber der neutralen Zunft hin und wieder mal auf Sportplätzen mit Füßen getreten – ein Trend, dem mit Nachdruck entgegengewirkt werden sollte, wie bei der Hauptversammlung der Gilde in der Stahlberghalle in Uissigheim gleich mehrfach betont wurde. Die Vereinigung verfügt über zahlreiche junge Unparteiische mit großem Talent, hat aber auch viele „alte Haudegen“ in ihren Reihen, von denen einige ausgezeichnet wurden.
„Heißes Jahr“
Obmann Peter Weingärtner begrüßte eine stattliche Anzahl an pfeifenden Mitstreitern, darunter mit Drittliga-Referee Mario Hildenbrand auch das sportliche Aushängeschild. Thomas Syksch, stellvertretender Kreisvorsitzender, sprach von einem „heißen Jahr“ und einer „kritischen Situation“ vor dem Hintergrund, dass die Zahl der aktiven Schiedsrichter immer weiter zurückgehe. Es sei deswegen nicht hoch genug zu wertzuschätzen, dass „ihr weiterhin bei der Pfeife bleibt, denn ohne euch geht im Fußball nichts“. Die Saison könne planmäßig zu Ende geführt werden. Doch die vielen Sportgerichtsverfahren bereiteten einigen Kummer. Die Unparteiischen müssten besser geschützt werden, es sei ein noch besser abgestimmtes Vorgehen erforderlich und auch der Strafenkatalog müsste mit allerletzter Konsequenz ausgeschöpft werden. Es könne nämlich nicht sein, dass die Vertreter der pfeifenden Zunft bei der Ausübung ihres Hobbys mitunter beleidigt würden und Gewalt angedroht bekämen, betonte Syksch – Peter Weingärtner pflichtete ihm an diesem Abend mehrfach bei.
Der Aufstieg von Mario Hildenbrand in die Dritte Liga sei ein Indiz für die (Ausbildungs-)Qualität der Bischemer Vereinigung, ließ Verbandsobmann Rolf Karcher das Plenum wissen. Auch er monierte eine zunehmende Verrohung auf manchen Plätzen. Karcher hob jedoch hervor, nicht pauschalieren zu wollen: „98 Prozent der Vereine sind sehr froh, dass es euch gibt.“ Dennoch sei es ein Unding, was manche ab und an erlebten. Weingärtner, Syksch und Karcher sind sich einig, dass solche Vorkommnisse mit Nachdruck im Spielberichtsbogen Niederschlag finden müssten. Dann gebe es auch die gute Chancen, negativ auffallende Personen herausfiltern und hart sanktionieren zu können. Mittlerweile sei nämlich in dieser Hinsicht die rote Linie deutlich überschritten.
In seinem Bericht appellierte Peter Weingärtner an die Vereine, Leute zu finden, die sich bereiterklärten, einen Schiri-Neulingskurs zu absolvieren. Hier sei die persönliche Ansprache eminent wichtig. Ziel müsse es sein, die Basis zu vergrößern. Und wer sich engagiere und da nötige Talent habe, könne sich durchaus für Aufgaben in höheren Klassen empfehlen. Derzeit sei neben Mario Hildenbrand (Dritte Liga) Fatih Icli in der Verbandsliga an der Pfeife aktiv. Hinzu gesellten sich darüber hinaus sechs Referees in der Landesliga, die sich bestens für den Feinschliff eigene, um nach oben zu kommen. Unter der Regie von Lehrwart Alexander Drach, hob Weingärtner hervor, würden die (jungen) Unparteiischen gleichermaßen gefordert und gefördert.
Gespanne in der Kreisliga
Stolz sei man in der Vereinigung, dass man nach wie vor in der Lage sei, in der Kreisliga sämtliche Partien mit einem Gespann zu besetzen. Nochmals ermutigte der Obmann seine Mitstreiter, bei Bedrohungen und Beleidigungen Rückgrat zu zeigen und alles im Spielberichtsbogen zu berücksichtigen. Nur so sei man in der Lage, die „schwarzen Schafe“ herauszufiltern, um so wieder zu einem respektvollen Umgang zu gelangen.
Carsten Reinhard hob die Bedeutung einer guten Kommunikation und Koordination bei den Spieleinteilungen hervor, für die er zusammen mit Andy Grüßung zuständig sei. Er forderte die pfeifende Zunft auf, mehr Flexibilität walten zu lassen und Spiele nicht zu knapp zurückzugeben. Hier sei erfreulicherweise ein Rückgang erkennbar, doch „mehr als 370 Rückgaben in dieser Saison sind zu viel“, meinte der Einteiler. Positiv zu vermerken sei, dass in der langsam zu Ende gehenden Spielzeit mehr als 2200 Partien ausgetragen und sämtliche Begegnungen mit Referees besetzt worden seien. Hierzu trage auch der recht gut funktionierende Austausch mit Buchen, Mosbach, Mergentheim, Künzelsau, Main-Spessart und Kocher/Jagst bei.
Lehrwart Alexander Drach lobte das gute Niveau innerhalb der Gilde, denn einige Kollegen hätten den Sprung in höhere Ligen gepackt. „Die Weiterbildung ist sehr bedeutend. Wir dürfen hier nicht stehenbleiben, sondern müssen zielstrebig weitergehen.“ Auch Drach gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass es gelinge, neue Mitstreiter für dieses schöne Hobby zu akquirieren. Abschließend überreichte er Joshua Horvath noch ein Präsent, der insgesamt 58 Mal an der Pfeife und an der Linie zum Einsatz gekommen war.
Langjährige Mitstreiter geehrt
Zum Abschluss der Hauptversammlung in der Stahlberghalle hatten Peter Weingärtner und Rolf Karcher noch die angenehme Aufgabe, langjährige Schiris gebührend auszuzeichnen. Es waren dies: Dominik Bartsch (25 Jahre), Michael Hartig (30 Jahre), Wolfgang Feix (35 Jahre), Kurt Stollberger (40 Jahre, neues Ehrenmitglied), Dieter Diehm, Norbert Müller (jeweils 45 Jahre) sowie Paul Krakowski (50 Jahre).
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/kuelsheim_artikel,-kuelsheim-fussball-fairness-und-respekt-nicht-mit-fuessen-treten-_arid,2085408.html