Freudenberg. Es passte alles zusammen, der Ort, das Thema, der Referent und die Zuhörer. Ulrich Neubert, Leiter des Bildungszentrums Mosbach referierte am Donnerstag über die Papst-Enzyklika.
Als Veranstaltungsort hatte man das Rauch-Museum ausgewählt, in dem derzeit die Ausstellung "Zur Nachahmung empfohlen! Expeditionen in Ästhetik und Nachhaltigkeit" gastiert. Für die Auswahl des Themas "Laudato si´ - Mit Klarheit und Entschiedenheit" hatten sich der Leiter des Katholischen Bildungswerks Wolfgang Sasse und Vertreter der Global Marshall Plan Lokalgruppe Freudenberg zusammengefunden und als kompetenten Referenten Ulrich Neubert, Leiter des Bildungszentrums Mosbach gewinnen können.
Angenehm überrascht über das große Interesse der rund 50 Besucher war der Sprecher der Global Marshall Plan Lokalgruppe, Ralf Kern, und wies auf die gemeinsamen Ziele der Lokalgruppe und der Enzyklika das Papstes hin, nämlich durch einen grundlegenden Wandel der Weltwirtschaft, achtsameren Konsum und durch sorgsameren Umgang mit den Allgemeingütern des Planeten für mehr Gerechtigkeit und Balance für die Bewohner des "gemeinsamen Hauses" zu sorgen. Kern forderte mit Franziskus die Verantwortung von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft für die Zukunft des Planeten ein.
Diese Enzyklika, die in Referenz zum Sonnengesang von Franz von Assisi den Titel "Laudato si'" trägt, ist mehr als ein Lehrschreiben zum Umweltschutz, so der Referent Ulrich Neubert. Sie befasst sich mit der Schöpfungsverantwortung der gesamten Menschheit und lädt alle ein, sich den globalen Herausforderungen zu stellen und sie wendet sich an alle "Menschen guten Willens", egal welchen Glaubens, welcher Nationalität oder welcher Partei sie angehören.
In sechs Kapiteln mit 246 Abschnitten befasst sich die Verlautbarung schwerpunktmäßig mit den Themenbereichen Umweltzerstörung und Verlust der Artenvielfalt, mit der biblischen Botschaft zur Schöpfung und der oft damit einhergehenden Fehlinterpretation des Satzes "Macht euch die Erde untertan".
Im dritten Kapitel wird die Verursachung der ökologischen Krise durch menschliches Verhalten beleuchtet, gefolgt von der Wegweisung nach dem Motto "sehen - urteilen - handeln". "Trotzdem ist der Papst kein Parteimitglied der Grünen", wie Neubert mit Blick auf die sofortige Vereinnahmung von Franziskus durch politische Akteure augenzwinkernd anmerkte. Ausführlich und sehr fachkundig ging Neubert auf die Möglichkeiten ein, die den Menschen nach Franziskus' Ansicht zur Lösung der Krise zu Verfügung stünden, denn jeder besitze Talente und Fähigkeiten, die er selbst einbringen könne, um Klimawandel und Umweltzerstörung zu bekämpfen. Insofern sei die Enzyklika nicht nur Klageschrift, sondern gebe auch Hoffnung.
In der Diskussion nach dem Vortrag wurde unter anderem die Kritik geäußert, dass der Papst in seinem Lehrschreiben das Bevölkerungswachstum als weiteren Grund der drohenden Katastrophe unberücksichtigt ließ. Der Referent wollte dieser Kritik nicht widersprechen, war aber mit den Zuhörern einig, dass die Enzyklika unbedingt bekannter gemacht werden müsste und empfahl als ergänzenden Lesestoff den Beitrag von Ottmar Edenhofer und Christian Flachsland in Heft 9 vom September 2015 in den "Stimmen der Zeit". Wolfgang Sasse, in Personalunion auch Leiter des Rauch-Museums, lud die Zuhörer im Anschluss zu einem Rundgang durch die Ausstellung ein. gmp
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