Eiersheim. Die Fahne des Männergesangvereins Eintracht Eiersheim wurde vor 100 Jahren geweiht. Das Jubiläum wird im Rahmen eines Liederabends am Samstag, 10. Juni, um 19.30 Uhr im Gemeindezentrum gefeiert. Auf dem Programm steht dabei auch die Übergabe der Zelter-Plakette für Gesangvereine durch Landrat Christoph Schauder.
„100 Jahre Fahnenweihe“ sind auch ein Anlass für einen kleinen Blick in die Geschichte. In Eiersheim fungierte 1923 Vinzenz Dahl als Bürgermeister (1910 bis 1933), Stephan Illig (1899 bis 1937) als Pfarrer der katholischen Gemeinde.
Die Inflation war wie überall in Deutschland enorm. Angesichts der rasanten Geldentwertung finanzierten die Mitglieder des Vereins die neue Fahne mit schönen Stickereien durch den Verkauf von Naturalien. Die Weihe wurde am Sonntag, 10. Juni 1923, vorgenommen. Dabei fungierte Josef Geier (1927 nach Amerika ausgewandert) als Fähnrich und Julia Müller (1929 nach ihrer Hochzeit nach Karlsruhe gezogen) als Fahnenbraut. Ein Fahnenband hatte die Fahnenbraut gewidmet, ein weiteres die Festfrauen (ohne Nennung der einzelnen Namen) und das dritte der Verein.
Als Leiter des Dorfs wirkten jahrzehntelang nur Lehrer des Dorfs: Nach dem Gründungschorleiter Albert, dirigierten die Lehrer Braun, Biller, Volk, Häfner und Kohler die Sänger. Ab 1953 leitete der Eiersheimer Anton Göbel den Chor. Aus Altersgründen übergab dieser 1978 das Dirigentenamt an den Külsheimer Konrektor Hubertus Daniel, der 25 Jahre bei den Eiersheimer Sängern den Taktstock schwang. Anschließend folgten Michael Tischler (Trennfeld) und Joachim Buck (Tauberbischofsheim), ehe mit Christa Gutmann 2015 im Dezember erstmals eine Frau das Dirigenten-Amt übernahm. Sie dirigiert den 15-köpfigen Chor auch im Jubiläumsjahr 2023.
Wilhelm Baumann (39 Jahre), Alfred Strittmatter (19 Jahre), Kurt Trefs (14 Jahre), Manfred Weller (zehn Jahre) und Egon Göbel (seit 11 Jahren) prägten den Verein als langjährige Vorsitzende. Kurt Trefs rief 1996 die Eiersheimer Wein- und Vespertage ins Leben, die seitdem jeweils am ersten Wochenende im Oktober auf dem Terminkalender stehen. Vor 25 Jahren zum Jubiläumsfest sorgte Trefs auch für die Renovierung der Vereinsfahne.
Beim Liederabend an diesem Samstag, wollen dem Eiersheimer Männergesangverein Chöre aus Külsheim, Uissigheim, Steinbach, Reicholzheim und Niklashausen musikalisch zum Jubiläum gratulieren. Auch die Gastgeber werden das Programm mitgestalten. Ein besonderer Höhepunkt soll dabei die Überreichung der Zelter-Plakette durch den Landrat sein. Dabei handelt es sich um die höchste deutsche Auszeichnung für Amateur-Chöre. Der Bundespräsident verleiht sie alljährlich an Chöre, die seit mindestens 100 Jahren ununterbrochen musikalisch wirken und sich in langjährigem Wirken besondere Verdienste um die Pflege der Chormusik sowie des deutschen Volksliedes und damit um die Förderung des kulturellen Lebens erworben haben. Die Zelter-Plakette wurde 1956 vom damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss gestiftet. Sie geht zurück auf Carl-Friedrich Zelter (1758 bis 1832), der sich damals einen Namen als Musiker, Professor, Musikpädagoge, Komponist und Dirigent gemacht hat und in Berlin bereits 1884 einen Männerchor, die Berliner Liedertafel, gegründet hat.
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