Ehrentag

Die Neuen arbeiten anders als die Altvorderen

Külsheims früherer Bürgermeister, Ehrenbürger und ehemaliges Kreistagsmitglied, Günther Kuhn, wird an diesem Dienstag 80 Jahre alt

Von 
Heike Barowski
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Der frühere Külsheimer Bürgermeister Günther Kuhn und Ehrenbürger der Stadt wird an diesem Dienstag 80 Jahre alt. © Heike Barowski

Külsheim/Tauberbischofsheim. So ganz einfach ist der neue Wohnsitz von Günther Kuhn und seiner Frau Edeltraud nicht zu finden. Seit drei Jahren wohnen die beiden in Tauberbischofsheim in einer bezaubernden Wohnung. „Das war keine Entscheidung gegen Külsheim“, stellt der Alt-Bürgermeister und Ehrenbürger der Brunnenstadt fest. Aber die 33 Treppen in einem Eigenheim mit versetzten Geschossen hätten diesen Umzug irgendwann notwendig gemacht. „Man sollte Entscheidungen treffen, solange man noch klar im Kopf ist“, meint Günther Kuhn und seine Frau nickt.

Dass die beiden sich sichtlich wohl in ihrer neuen Umgebung fühlen, merkt man sofort. Die ebenerdige Wohnung mit großer Terrasse, kleinem Garten und schönem Blick hatte es dem Ehepaar gleich angetan. Nur ein uralter Stuhl ist von Külsheim mit nach Tauberbischofsheim gezogen. Und der steht sehr präsent im ganz modern eingerichteten Wohnbereich. Das in elegantem Grau und Weiß gehaltene Zimmer strahlt dennoch Behaglichkeit aus. Und das liegt vor allem auch an den bunten Bildern an den Wänden, die alle von Günther Kuhn gemalt wurden – darunter ein Blick auf das Kloster Bronnbach und ein farbenfrohes Stillleben. In Arbeit ist gerade ein Auftragswerk seiner Frau. Sie wünscht sich ein Porträt einer roten Amaryllis. Edeltraud Kuhn war es auch, die ihren Mann über den Külsheimer Kunstkreis an die Malerei heranführte. An eine eigene Ausstellung denkt Kuhn trotz seiner zahlreichen Werke nicht. „Wenn der Kunstkreis was macht, bin ich dabei, aber sonst nicht“, sagt er bescheiden.

Günther Kuhn war 32 Jahre lang Bürgermeister in Külsheim und 35 Jahre aktiv im Kreistag. Als er 2011 in Pension ging, brach damit für den Politiker ein neuer Lebensabschnitt an. Da kam die Malerei gerade recht. Genauso wie das anspruchsvolle Bridgespiel. Kurz vor der Pensionierung habe er seiner Frau versprochen, das komplexe Kartenspiel zu lernen. Inzwischen spielt er laut Aussage seiner Frau durchaus gut und jeden Montagabend im Verein. Heimweh nach Külsheim kommt bei den beiden nicht auf, weil die Kuhns sehr oft in ihrer früheren Heimat ihren Freundeskreis besuchen.

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„Ich verfolge natürlich mit großem Interesse die Entwicklung der Kommune. Wenn man 32 Jahre lang Bürgermeister war, liegt das auf der Hand. Ich denke, dass es mir gelungen ist, die Weichen dafür richtig zu stellen, so dass mein Nachfolger darauf aufbauen konnte. Ich freue mich über die Entwicklung“, sagt Kuhn und erinnert sich daran, dass Külsheim vor Jahren zu einer der ärmsten und hoch verschuldeten Gemeinden in Baden-Württemberg zählte. Inzwischen hat sich die Situation deutlich verändert.

Besonderes Vertrauensverhältnis

Als Kreisvorsitzender des Gemeindetags im Kreistag habe er sich früher oft darüber geärgert, wenn es Streit in den Gemeinderatssitzungen gab, der dann auch noch an die Öffentlichkeit drang. Heute freut sich der Pensionär darüber, dass er davon nichts mehr in der Zeitung liest. „Das zeigt doch, die jungen Bürgermeister kommen mit ihren Gremien gut zurecht und machen eine gute Arbeit – aber sie machen es anders als die Altvorderen.“ Seine Maxime als Bürgermeister war immer: Der, der vorn steht, muss die Richtung angeben, sein Gremium führen.

In den 32 Jahren hat Günther Kuhn damit Erfolg gehabt. „Für diesen Erfolg muss man ein besonderes Vertrauensverhältnis zur Verwaltung und zum Gemeinderat aufbauen. Und das habe ich von Anfang an angestrebt. Ich habe mir immer gesagt, ich darf das Gremium niemals anlügen.“

Als größte Herausforderung in seiner Amtszeit bezeichnet er rückblickend die Konversion, den Kauf des Kasernenareals und die Entwicklung des Standorts. Fast alle Entscheidungen dazu seien einstimmig durch das Gremium gegangen. „Ich frage mich heute noch manchmal, woher ich den Mut genommen habe, zu sagen, wir kaufen die Kaserne“, erinnert sich der frühere Rathauschef. Ein Handbuch darüber, was man mit einer verlassenen Kaserne mache, habe es ja nicht gegeben und im Landkreis war Külsheim Vorreiter. Heute bezeichnet Kuhn es als hochinteressante Zeit. Die aktuelle Entwicklung des Areals bestätige die Richtigkeit der Entscheidung. Das stimmt den Alt-Bürgermeister froh.

Weniger froh ist Kuhn über das Sterben der Innenstädte, das nicht nur in Külsheim sichtbar ist. Auch die zeitweise Schließung des Schwimmbads habe er aufmerksam verfolgt. „Für eine solche Einrichtung muss man alle Anstrengungen unternehmen, damit sie für die Bevölkerung erhalten bleibt.“ Die Unterstützung durch Nachbarkommunen findet seinen Beifall.

Nach 35 aktiven Jahren im Kreistag verfolgt Kuhn natürlich auch mit großem Interesse die gewaltigen Investitionen des Landkreises. „Vor dem Hintergrund der Insolvenz des Wertheimer Krankenhauses bin ich überzeugt davon, dass wir damals im Landkreis die richtige Entscheidung getroffen haben, mit der BBT-Gruppe zusammenzugehen.“

Vorsitz seit 40 Jahren inne

Die meisten Funktionen hat Kuhn abgegeben, die als Vorsitzender der Kreisverkehrswacht nicht. Diese Position liegt ihm am Herzen. Kuhn wird sie in ein paar Monaten seit 40 Jahren innehaben.

Und die Aufgaben werden nicht kleiner. Händeringend ist er zurzeit auf der Suche nach einem Übungsplatz für das Sicherheitstraining. Aktuell führt er deswegen Gespräche mit dem Landrat.

Leidenschaftlich gern hat der Pensionär auch Theater gespielt. „Als Bürgermeister musste man das können“, sagt Günther Kuhn mit einem Augenzwinkern. Ob italienischer Liebhaber oder städtischer Arbeiter: Er stand gern auf der Bühne. Sollte man bei einer der nächsten Aufführungen einen älteren Herrn brauchen, Günther Kuhn stünde bereit.

Gerngesehen ist der Pensionär am wiederbelebten Stammtisch der Bürgermeister, einem Treff der ehemaligen mit den aktiven Verwaltungschefs. Doch anders als seine Vorgänger noch vor Jahrzehnten mag er als Altvorderer dort nicht über körperliche Gebrechen und Krankheiten oder Ähnliches sprechen, viel lieber über seine Erfolge im Golfsport.

Golf das große Hobby

Vor Jahren äußerte er einmal in einem Interview, dass es sein Wunsch sei, mit 80 noch so zu spielen, dass es noch nach Golfspiel aussieht, „dass die Bälle fliegen und nicht nur rollen“. Nun ist der 80. Geburtstag da – sein aktuelles Handicap liegt bei beachtlichen 21. Zum Geburtstag wünscht er sich einen neuen Putter. Auch, um damit eventuell seine Frau, die ein Handicap von 17 hat, endlich einmal wieder besiegen zu können. „Glauben Sie ja nicht, dass das Spiel ohne Druck läuft. Wir schenken uns nichts, wenn wir spielen“, sagt Günther Kuhn und nickt in Richtung seiner Frau Edeltraud.

Die Harmonie zwischen den beiden ist deutlich sichtbar. „Meine Frau hat mir 32 Jahre lang alles abgenommen und das zahle ich ihr jetzt im Ruhestand zurück“, sagt Günther Kuhn. „Das hast du jetzt aber sehr schön gesagt“, freut sich Edeltraud Kuhn sichtbar und muss ihn gar nicht an das liebste seiner Hobbys erinnern: seine beiden Kinder seine beiden Kinder Barbara und Oliver und vor allem seine drei Enkelkinder, von deren Lebensweg er stolz berichtet. „Besonders der vier Jahre alte Paul hat seinen Opa fest im Griff“, sagt Kuhn und ist statt engagierter Politiker ganz liebevoller Großvater.

Den sicherlich zahlreichen Glückwünschen schließen sich die Fränkischen Nachrichten an.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Wertheim

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