Kreuzwertheim. Das Interesse von Unternehmern und Gemeinderäten am Wirtschaftsforum der Marktgemeinde am Freitag war groß. Neben dem Einblick in zwei heimische Unternehmen gab es einen Fachvortrag zur Mitarbeitergewinnung und Zeit für den gegenseitigen Austausch.
Das Wirtschaftsforum feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Jubiläum. Es dient laut Bürgermeister Klaus Thoma auch der Stärkung des Wirtschaftsstandorts Kreuzwertheim. Er blickte auf die Herausforderungen einer schwachen Wirtschaftslage, den Wahlausgang in den USA sowie der Regierungskrise in Deutschland und die die damit verbundenen Unsicherheiten. „Die Kommune als verlässlicher Partner ist in diesen unruhigen Zeiten wichtig“, betonte Thoma,
Zu Beginn des Wirtschaftsforums gab es Einblicke in die Firma haprotec System-Automation in Wiebelbach. Das Unternehmen ist seit über 20 Jahren im Bereich Systemautomation und Sondermaschinenbau tätig. Die Gäste waren beeindruckt, dass alle Schritte von Entwicklung bis Bau der Sondermaschinen innerhalb des Unternehmens stattfinden.
Durch die einzelnen Bereiche führte Inhaber Christian Happ zusammen mit seinen ebenso im Unternehmen tätigen Söhnen Elias und Jonas Happ. Christian Happ lobte den Standort als ideal und gut erreichbar für Mitarbeiter und Kunden. 2008 habe man den Standort in Wiebelbach gebaut und vor kurzem durch einen zweiten Bauabschnitt ergänzt. Man sei ein typischer Familienbetrieb mit Kunden weltweit.
Elias Happ erklärte, das Unternehmen bestehe seit 2002. Man sei innovationsgetrieben und an vielen Stellen Vorreiter der Branche. Weiter betonte er, dass die Firmengebäude nahezu CO2-neutral seien – auch bei der Wärmeversorgung. Man sei Ausbildungsbetrieb für Mechatroniker, Mechaniker, Elektriker und biete auch duale Studiengänge an. Aktuell hat das Unternehmen 60 Mitarbeitende, davon drei Auszubildende.
Bei der Führung erfuhren die Teilnehmenden unter anderem, dass die Firma Maschinen für viele verschiedene Branchen entwickelt habe, darunter auch Außergewöhnliches wie eine Wickelmaschine für Gärkörbe für Brote. Im Durchschnitt dauere die Entwicklung und Bau einer Sondermaschine 20 bis 30 Wochen bis zu deren Auslieferung. Verwiesen wurde auch darauf, dass man auf gute Arbeitsumgebung und ergonomische Arbeitsplätze achte.
Benedikt Pfeuffer, Referent Standortentwicklung der IHK Würzburg-Schweinfurt, sprach dann zum Thema Fachkräftesituation und Möglichkeiten der Gewinnung von Fachkräften in Mainfranken. Wie er feststellte, würden viele Beschäftigte der „Babyboomer Generation“ demnächst in Rente gehen. Dadurch verliere man nicht nur Mitarbeiter, sondern auch Erfahrung, Wissen und Netzwerke. Es sei wichtig, dass dieses an die nächste Generation weitergegeben werde. Der Fachkräftemangel liege auch daran, dass weniger junge Menschen auf den Arbeitsmarkt kommen. 2024 fehlten in Mainfranken 18 000 Arbeitnehmer, darunter über 10 000 Fachkräfte mit dualer Ausbildung, 3000 mit Bachelorabschluss oder Fachwirt, aber auch Hilfskräfte (un- und angelernte Mitarbeiter). Für 2027 prognostizieren Rechnungen 22 500 fehlende Arbeitskräfte. Unberücksichtigt blieben in der Prognose die aktuell wirtschaftlich schwierigen Zeiten.
Fehlende Arbeitskräfte würden die brutto Wertschöpfung in Mainfranken um 1,8 Milliarden Euro je Jahr senken. Pfeuffer betonte aber auch, dass man im Bereich seiner IHK mit etwas über drei Prozent Arbeitslosenquote quasi Vollbeschäftigung habe. Anhand von vier Zielgruppen zeigte er beispielhaft auf, wie man diese für das eigene Unternehmen gewinnen könne. Mit Blick auf ausländische Fachkräfte berichtete er über Anerkennungsverfahren und Regelungen zur Arbeitserlaubnis. Es gebe unter anderem Regeln zur gleichwertigen Qualifikation mit deutschen Abschlüssen und zum Mindestgehalt. Auch die Gewinnung von Auszubildenden aus dem Ausland sei möglich. Zweite Beispielsgruppe waren die Studienabbrecher, die man für eine duale Ausbildung begeistern könne. Die Studienabbrecherquote in Deutschland liege bei etwa 30 Prozent. Oft sei fehlende Praxisnähe ein Grund, das Studium vorzeitig zu beenden. Studienabbrecher böten den Unternehmen unter anderem persönliche Reife, hohe Auffassungsgabe, Fach- und Methodenkompetenz sowie eigenverantwortliches Handeln. Als dritte Gruppe nannte der Experte die Frauen. Etwa die Hälfte von ihnen arbeite nur Teilzeit. Wichtig seien deshalb r familienfreundliche Arbeitsmodelle auch für Führungskräfte, gerechte Entlohnung und Wertschätzung. Letzte Beispielgruppe waren die Älteren, die ein hohes Maß an Erfahrung und Fachwissen haben. Hier müssen die Arbeitsbedingungen passen. Er verwies zudem auf die Vorteile altersgemischter Teams bei der Innovationskraft und dem Wissenstransfer.
Im Anschluss besuchten die Forum-Teilnehmenden die Firma „ÖkoFen Vertriebscenter Mitte“ in Unterwittbach. Das Unternehmen vertreibt an Heizungsmonteure Pelletheizsysteme, Stückholz- sowie Hackschnitzelheizungen und Wärmepumpen. Zudem bietet es Serviceleistungen rund um die Wartung der Anlagen. Inhaber Bruno Leimeister berichtete, seien Firma wurde 1995 in Esselbach gegründet, damals mit den Schwerpunkten Solartechnik und Regenwassernutzung. Seit 2009 sei man in Unterwittbach. Das Unternehmen habe 15 Mitarbeiter, darunter zwei Freiberufler.
„Uns treibt die Ressourcen- und CO2-Einsparung an“, betonte Leimeister. Er ging auf die Funktionsweise der Pelletheizungen sowie auf die umfangreiche Förderung für deren Einbau ein. Das Bürgerforum endete mit einem Gedankenaustausch in der Bürgerstube Unterwittbach. bdg
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