Was einst eine sichere Einnahmequelle war, entwickelt sich immer mehr zum Sorgenkind. Dem Wald geht es auch in Kreuzwertheim nicht gut.
Kreuzwertheim. Selbst die Fachleute scheinen einigermaßen ratlos. Immer mehr Bäume in den heimischen Forsten leiden oder sterben gar. Entweder wegen Schädlingsbefall oder wegen des Klimawandels. Häufig sind es sogar beide Ursachen, die eine fatale Wirkung haben.
„Wir versuchen, mit verschiedenen anderen Baumarten gegenzusteuern“, erklärte Revierförster Gregor Wobschall in der Sitzung des Kreuzwertheimer Gemeinderates am Dienstag. „Aber die Zukunft lässt sich nicht vorhersagen. Wir können nur hoffen, dass bei den Mischungen, die wir jetzt anpflanzen, in 100 Jahren das Richtige dabei gewesen ist.“
Zu wenig Niederschlag
Auf der Tagesordnung des Gremiums stand die Jahreshiebsplanung und die Jahresnachweisung 2020 für den Gemeindewald Kreuzwertheim. Dem voraus geht traditionell ein Zustandsbericht und der fiel, insbesondere in dem Teil, den Wolfgang Netsch, Betriebsleiter des Gemeindewaldes beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, abstattete, einigermaßen dramatisch aus.
Ein Glücksfall sei es gewesen, sagte Netsch, dass es 2017/2018 sehr hohe Niederschläge gegeben habe. „Davon konnte der Wald bis Mitte 2018 zehren, danach ist es knochentrocken geworden.“ Zudem habe eine Vielzahl von Stürmen Millionen von Festmetern an Holz umgeworfen und dann sei auch noch der Borkenkäfer hinzugekommen.
Dies alles habe zu einem massiven Preisverfall vor allem bei der Fichte geführt, worunter dann auch die Kiefer gelitten habe. „Denn wenn die Fichte billig ist, dann kauft keiner Kiefer.“ Immerhin halte die Buche die Preise und die Eiche sei „nach wie vor der Renner“. Lärchen und Douglasien hielten sich „relativ gut“. Deshalb werde derzeit weder Kiefern- noch Fichtenholz eingeschlagen, „denn das wäre der Wahnsinn“. Den Schädlingsbefall werde man so schnell nicht los, machte Netsch deutlich. Wenn überhaupt, dann lasse sich der Borkenkäfer nur durch nasse, kühle Sommer stoppen.
Und die sind wohl eher nicht in Sicht, so die Befürchtung von Revierförster Gregor Wobschall. „Es ist relativ wahrscheinlich, dass sich die Temperaturen weiter nach oben entwickeln.“ Für den Wald sei das dramatisch: „Wir wissen nicht, wie es weitergeht“.
Widerstandsfähigkeit sinkt
Die Widerstandsfähigkeit der Bäume gehe massiv zurück, die Vitalität der Schädlinge steige dagegen, beschrieb Wobschall das Dilemma. Er sprach von einem Waldumbau hin zu angepassten Mischbeständen. „Allerdings wissen wir nicht, was in 100 Jahren sein wird. Wir spekulieren alle.“
Möglicherweise sei künftig das Thema eher die Erhaltung des Waldes, nicht mehr dessen wirtschaftliche Nutzung. Nach Gegenüberstellung von Einnahmen und Ausgaben fiel im Kreuzwertheimer Gemeindewald im vergangenen „Forstjahr“ ein Verlust von rund 18 200 Euro an, der durch Zuschüsse aus dem Vertragsnaturschutz des Freistaates Bayern nahezu in dieser Höhe ausgeglichen werden konnte.
Für 2019/2020 rechnet Wobschall sogar mit einem kleinen Überschuss von etwas über 13 000 Euro. Der vorgesehene Holzeinschlag liegt mit 1675 Festmetern deutlich unter dem möglichen Hiebsatz von 2200 Festmetern. Enthalten darin sind auch 1000 Festmeter Schadholz, „denn der Borkenkäfer verschwindet nicht“. Man versuche, den langsamen Waldumbau von jetzt einem Drittel Laub- und zwei Dritteln Nadelholz auf das umgekehrte Verhältnis, so der Revierförster, der im Laufe seiner Ausführungen auch sagte, er wolle nicht alles schwarzmalen. „Der Holzmarkt wird sich wieder erholen.“
Nadelholz überschwemmt Markt
Die Folge des Zustandsberichts ist, dass der Markt über eine große Menge an käferbefallenem Nadelholz verfügt. Bei der Brennholzvermarktung sind aber vor allem Buchen gefragt. Davon sind 257 Ster bestellt. Einmütig folgte der Gemeinderat dem Vorschlag Wobschalls, dass beim Bezug von Buchenholz im Verhältnis von etwa 50 zu 50 auch Nadelholz, darunter auch vom Käfer befallenes, abgenommen werden soll.
Für diese Sorte wird der Preis auf 15 Euro je Ster zuzüglich Mehrwertsteuer gesenkt. Sowohl der Bürgermeister als auch die beiden Forstfachleute versicherten, dass sich käferbefallene Holz sehr gut als Brennholz eigne.
Bedenken, dass über das Brennholz Schädlinge ins Haus gebracht würden, seien unbegründet, denn der Borkenkäfer suche ausschließlich frisches Holz mit Rinde.
Im Gemeinderat notiert
Der TSV Kreuzwertheim kann auf einem gemeindeeigenen Grundstück in der „Quätschicharena“ vor eine bestehende Gerätehalle eine feste Überdachung mit einer Fläche von 136 Quadratmetern errichten. Der Gemeinderat stimmte dem Vorhaben, das eine Dachneigung von vier Grad und eine Eindeckung mit rotbraunem Trapezblech vorsieht, einmütig zu. Eine Regelung bezüglich der Übernahme der Baukosten und des künftigen Unterhalts für die Überdachung sollte im nichtöffentlichen Teil der Sitzung getroffen werden.
Ebenfalls einstimmig gebilligt wurde der Bau einer Abstellhalle mit knapp 171 Quadratmetern Nutzfläche und flachgeneigtem Pultdach auf einem Grundstück in der Unterwittbacher Straße in Unterwittbach. Ob die Halle zum Abstellen von Fahrzeugen oder von Waren genutzt werde, sei noch offen, so Bürgermeister Thoma.
Im Wege des Genehmigungsfreistellungsverfahrens behandelt wurde ein Bauantrag zum Neubau eines Wohnhauses mit Doppelcarport in der Straße „In den Ellern“ in Röttbach.
Großauftrag für die Feuerwehr: in der nichtöffentlichen Sitzung im November hat der Gemeinderat die Beschaffung der neuen Drehleiter DLK 23/12 auf den Weg gebracht. Den Zuschlag für das Fahrgestell erhielt zum Bruttopreis von knapp 99 090 Euro die Daimler AG aus Würzburg, die Magirus GmbH in Ulm wurde für rund 535.548 Euro mit dem feuerwehrtechnischen Aufbau und die Firma Albert Mahr aus Würzburg mit der feuerwehrtechnischen Beladung einschließlich der Bedarfsoption Hochleistungslüfter für rund 11 650 Euro beauftragt.
Auftragsvergaben erfolgten auch wieder für den Umbau und die Erweiterung des Kindergartens Birkenstraße. Die Außenanlage wird für knapp 71 582 Euro von der Firma Uihlein aus Königheim hergestellt, der Auftrag für die Zaunbauarbeiten ging an das Unternehmen MSW Montage aus Leinach/Bischbrunn für 7608 Euro.
Rund 2802 Euro kostet die Sanierung des Sockelputzes am Feuerwehrhaus Wiebelbach. Das entsprechende Angebot der Firma Dosch aus Kreuzwertheim wurde angenommen.
Als „sehr gut gelungen und sehr gut besucht“ lobte Bürgermeister Thoma den Weihnachtsmarkt am vergangenen Wochenende (wir berichteten). Dank und Anerkennung zollte er dem Frauenforum, Helmut Heitmann für die Beleuchtung und dem Bauhof.
Schließlich wies der Bürgermeister auf das Benefizkonzert zugunsten der Aktion Regenbogen mit „Tropo Sax“ und der Sängerin Sonia Freitag am Samstag, 14. Dezember um 19 Uhr in der Dreschhalle hin. ek
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