Mandatsträger waren sich einig

Kreuzwertheimer Gemeinderat lehnt Umspannwerk bei Röttbach ab

Markt unterstützt die Interessen der neu gegründeten Bürgerinitiative. Unternehmen Tennet soll geeigneteren Standort suchen.

Von 
Birger-Daniel Grein
Lesedauer: 
Ihre Ablehnung der Pläne zum Bau eines Umspannwerks bei Röttbach brachten einige Bürgerinnen und Bürger in der Sitzung des Kreuzwertheimer Gemeinderats mit Plakaten zum Ausdruck. © Birger-Daniel Grein

Kreuzwertheim. Einstimmig sprach sich der Marktgemeinderat Kreuzwertheim in seiner Sitzung am Dienstag gegen die Errichtung eines Umspannwerks bei Röttbach aus. Zu groß ist aus Sicht der Räte und einer großen Zahl von Bürgerinnen und Bürgern die Belastung, die Umspannwerk, Akkus und Konverterstation verursachen würden.

Erhebliche Beeinträchtigungen sind zu erwarten

Im Beschluss heißt es: „Der geplante Standort befindet sich nur wenige 100 Meter von der nächsten Wohnbebauung entfernt. Aus Sicht des Gemeinderats ist dies nicht zumutbar, da erhebliche Beeinträchtigungen für Gesundheit, Wohnqualität sowie das Orts- und Landschaftsbild zu erwarten sind.“ Das Unternehmen Tennet wird aufgefordert, eine umfassende objektive Prüfung alternativer Standorte in größerer Entfernung zur Ortschaft unter Einbeziehung der betroffenen Bevölkerung und kommunalen Gremien vorzunehmen. Dabei soll ein objektiver Katalog, der den Schutz von Menschen, Natur und Landschaftsbild an erste Stelle stellt, angewendet werden.

Mit dieser klaren Positionierung beauftragte das Gremium Bürgermeister Klaus Thoma und die Verwaltung, mit Tennet entsprechend zu verhandeln. Zudem soll der Markt die Interessen der neu gegründeten „Bürgerinitiative für einen geeigneten Umspannwerk-Standort“ (BI) unterstützen. Mitglied in dieser wird man nicht.

Zur Sitzung waren wegen dieses Tagesordnungspunkts zahlreiche Bürger gekommen. Einige verdeutlichten auch mit Schildern ihre Forderung nach einem anderen Standort der Anlage.

Mit Vorgehen des Netzbetreibers unzufrieden

Thoma ging einleitend auf die bisherige Entwicklung des Projekts ein und verdeutlichte seine Unzufriedenheit mit dem Vorgehen des Netzbetreibers. Sehr irritiert zeigte er sich darüber, dass auch die Regierung von Unterfranken und das Landratsamt Main-Spessart nicht vorab von Tennet über die Pläne informiert worden seien. Weiter betonte er, Tennet solle selbst einen geeigneteren Standort suchen, an dem die Menschen am wenigsten betroffen sind. Darauf sollten auch Regierung und Landratsamt hinwirken.

Silvia Klee (SPD/Plus) erklärte für ihre Fraktion, man kritisiere den spärlichen Informationsfluss von Tennet. „Wir als Fraktion fordern vom Unternehmen volle Transparenz und ehrliche Beteiligung der Öffentlichkeit.“ Das Projekt dürfte nicht im Schnellverfahren durchgedrückt werden, wenn es so große Bedenken gibt. Man sei nicht generell gegen ein Umspannwerk. Die Energiewende müsse aber sozial verträglich und im Einklang mit den Bürgern erfolgen. Daher seien diese umfassend zu beteiligen. Das Umspannwerk würde Kreuzwertheim über Jahrzehnte landschaftlich und sozial prägen. „Geld darf hier nicht im Mittelpunkt stehen.“ Tennet müsse alle Suchräume mit der gleichen Sorgfalt prüfen, unabhängig von der Kostenthematik. Der BI stehe man zur Seite.

Andreas Schmidt (SPD/Plus) betonte, jedem Gemeinderat sei es selbst überlassen, der BI beizutreten. Die Gemeinde sollte kein Mitglied werden, sondern neutral und objektiv bleiben, um im Verfahren und in Gesprächen mit Tennet weiterhin glaubwürdig zu sein.

Frank Theobald (Freie Wähler) sagte, er ländliche Raum sei verdammt, die Hauptlast der Energiewende zu tragen. Alle wollten diese Wende, aber Tennet solle dennoch einen geeigneteren Standort suchen. Er sehe aber wenig Chancen, das Projekt zu verhindern. Ein Klageverfahren werde die Gemeinde finanziell nicht stemmen können. Man sollte auch Marktheidenfeld mit ins Boot holen, wo ein großer Teil des Suchraums liegt, und gemeinsam mit Tennet verträglichere Lösungen finden.

Thoma erklärte, Marktheidenfelds Bürgermeister Thomas Stamm spreche sich gegen den Standort aus. Man werde auch mit Triefenstein reden. Weitere Räte schlossen sich den Ausführungen ihrer Kollegen an.

Nach der Sitzung freute sich BI-Initiator Ludwig Michel über den Beschluss und die Unterstützung der BI. Bis Dienstagabend habe man bereits 700 Interessensbekundungen verzeichnet.

Aufgrund der Anpassung der Mustersatzung änderte der Marktgemeinderat die Hundesteuersatzung von Kreuzwertheim. Neu aufgenommen wurde die Steuerfreiheit von Kadaver-Suchhunden gegen die afrikanische Schweinepest (ASP), die Mitglied in einer entsprechenden Bereitschaftsstaffel sind.

Neuer Vorstoß beim Thema Glasfaserausbau

Beim Thema „flächendeckender Glasfaseranschluss bis ins Haus“ will man einen neuen Vorstoß angehen. Ein eigenwirtschaftlicher Glasfaserausbau bis ins Haus durch die Telekom ist in Kreuzwertheim aktuell sehr unsicher. Die Marktgemeinde fasst nun ein Verfahren für einen geförderten Ausbau ins Auge, um Unternehmen von dem Projekt zu überzeugen. Für das Förderverfahren ist die Unterstützung eines Beratungsbüros nötig. Dessen Einsatz kann mit bis zu 50.000 Euro von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC (PricewaterhouseCoopers) gefördert werden.

Einstimmig beauftragte der Gemeinderat die Verwaltung, diese Beratungsförderung zu beantragen. Zudem wird man Kontakt mit Hasloch und Wertheim aufnehmen. Man hofft, gemeinsam die Telekom von einem eigenwirtschaftlichen Ausbau überzeugen zu können.

Einstimmig festgelegt wurde die Leitung für die Kommunalwahl 2026: Gemeindewahlleiter ist Günter Kohrmann, sein Stellvertreter Georg Wolpert.

Bäume müssen gefällt werden

Bürgermeister Thoma informierte, dass im Rahmen der artenschutzrechtlichen Untersuchung für den Neubau des Feuerwehrgerätehauses gegenüber der Einkaufsmärkte in Kreuzwertheim Handlungsbedarf festgestellt wurde. Einzelne Bäume müssen aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht entfernt werden. Hier spielt auch die Nähe zur Lengfurter Straße und zur Gemeindedingerstraße eine zentrale Rolle. Die Arbeiten sollen noch im Oktober erfolgen. Die entnommenen Baumstämme werden möglichst rasch, möglichst gleich nach dem Fällen, abgeholt, eingelagert und zeitnah verkauft.

Auf Nachfrage aus dem Gremium sagte Thoma, die alte Tennishalle in Röttbach werde momentan vom Bauhof ausgeräumt. Die Angebotseinholung für den Abbruch laufe.

Freier Autor

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten

VG WORT Zählmarke