Brauchtum

Kreuzwertheim: Beim Quätschichfest zählt das Miteinander

Das Traditionsfest hat sich in Kreuzwertheim erneut als Fest der Begegnungen, Stärke der Vereine und außergewöhnlichen Momente rund um Oldtimer und Musik etabliert.

Von 
Birger-Daniel Grein
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Nur ein Schlag benötigte Bürgermeister Klaus Thoma beim Fassanstich. © Birger-Daniel Grein

Kreuzwertheim. Mit dem Heimat- und Quätschichfest der Marktgemeinde verbinden viele unzählige schöne Erinnerungen an gemeinsames Feiern, gemeinsames Anpacken und nette Begegnungen. Es fand am Wochenende bereits zum 70. Mal statt. Das Fest startete mit dem traditionellen Oldtimertreffen auf der Hauptstraße.

Zu sehen waren Autos verschiedener Größen und Fabrikate, aber auch eine große Zahl an Motorrädern. Das Spektrum umfasste dabei auch US-Wägen, Rennautos und sogar einen Militär-Jeep. Gleich ins Auge fiel auch ein Peugeot 106 S1 Long Beach, in der Originalfarbe aus der Werbung. Der von seinen Besitzern liebevoll „King Aslan“ genannte Wagen war mit allerlei Figuren wie Dragonballs, Maus und Schlümpfen bestückt. Auch dieses Jahr ehrte Bürgermeister Klaus Thoma den Besitzer des ältesten teilnehmenden Fahrzeugs. In diesem Jahr war es Walter Kurtz mit einem Citroën 11 CV von 1951. Das Modell wird laut Thoma auch als Gangsterlimousine bezeichnet.

Gute Laune beim Oldtimer-Treffen. © Birger-Daniel Grein

Die Eröffnung am Turm wurde vom Männergesangverein Kreuzwertheim und der „Triefensteiner Tanzmusi“ begleitet. Die Männer hatten dafür ein eigenes Lied für das Fest mitgebracht. Zudem stimmten alle Gäste das Quätschichlied an. Bei der Eröffnung des Fests betonte Thoma, es gebe nichts Schöneres als Menschen, die gemeinsam feiern und den Alltag dabei für ein paar Stunden vergessen. Das Quätschichfest finde schon seit über 70 Jahren statt. Es sei das Fest der Vereine und verbinde Tradition mit Moderne.

Nach nur einem Schlag floss der Gerstensaft

Er dankte allen, die zu seinem Gelingen beitragen. Über 300 Helfer leisteten unzählige Arbeitsstunden. Er sei froh, dass der Zusammenhalt so stark sei. „Wir haben das ganze Jahr viel geschafft, jetzt ist es Zeit, gemeinsam zu feiern“, sagte Thoma. Nach dem Festzug ins Zelt am Main überzeugte Thoma beim Bieranstich. Nach nur Schlag floss der Gerstensaft. Nach musikalischer Unterhaltung mit der „Tanzmusi“ im Zelt folgte ein Abend mit DJ Lou Beeger.

Zu Beginn des Fests gab es auch eine besondere Spendenaktion zugunsten des Fördervereins des Bürgerspitals Wertheim. Die Idee dazu hatte Erich Wiedemann. Seine Frau hatte „Quätschichbloatz“ gebacken, der gegen eine Spende für den Förderverein beim Oldtimertreffen abgegeben wurde. Die Spende von etwa 150 Euro aus der Aktion übergab er auch gleich an Klaus Thoma als Vorsitzenden.

Viele Ehrenamtliche helfen bei dem Kreuzwertheimer Traditionsfest. © Birger-Daniel Grein

An allen Tagen gerne von den Besuchern angenommen wurde der kleine Vergnügungspark mit Kinderkarussell, Schifferschaukel, Schießstand, Losbude und Süßigkeitenstand vor dem Festzelt. Der Samstagnachmittag stand ganz im Zeichen von Kindern und Senioren. Für den Nachwuchs gab es Kinderschminken und Basteln von Buttons mit der BRK-Wasserwacht. Außerdem konnte der Nachwuchs bei der Rettungsorganisation eine schnelle Bootstour mit dem Motorboot erleben.

Am Mehrgenerationenplatz ließ Zauberer Bennini mit allerlei kreativen Ballon-Tieren die Herzen der Kinder höherschlagen. Dafür nahmen Kinder und Eltern auch längere Wartezeiten in Kauf. Im Zelt genossen vor allem Senioren „Quätschichbloatz“ und andere Kuchen. Sie wurden von den Gemeinderatsmitgliedern der Marktgemeinde bedient. Für musikalische Unterhaltung sorgten die „Schoppendales“.

Alphornbläser erstmals dabei

Zum weiteren Nachmittagsprogramm gehörten unter anderem die Alphornbläser „Spessarthörnle“. Sie waren das erste Mal beim Quätschichtfest dabei. „Ein Teil von ihnen kommt aus Kreuzwertheim“, erklärte Frank Theobald, Vorsitzender des Festausschusses. Die Musiker berichteten, Alphörner könnten nur 14 Töne spielen. Vielfalt bekomme man zum Beispiel, indem man den Rhythmus ändere.

In Kreuzwertheim wird gerne gefeiert. © Birger-Daniel Grein

Am Abend sorgte die bekannte Liveband „Upgrade“ für sehr gute Stimmung, bei der in die Nacht gefeiert und getanzt wurde. Es dauerte nach dem ersten Lied nicht lange, da wurde bereits auf den Bänken stehend gefeiert und vor der Bühne getanzt. Außerdem gab es mehrfach eine rockige Polonaise durch das große Festzelt.

Das Quätschichfest macht auch Mut für Großes. Dies zeigte eine bedeutende Aktion am Rande. In der Nacht von Freitag auf Samstag ermächtigten sich die Kreuzwertheimer der Burg in Wertheim. Dort wehte am nächsten Tag statt der Wertheimer die Kreuzwertheimer. Sie war auch klar von Kreuzwertheim aus zu sehen. Die Wertheimer Flagge der Burg soll dem Vernehmen nach irgendwo im Festzelt versteckt sein.

„Der Quätschichbloatz ist wunderbar“

Das Fest kommt auch in diesem Jahr bei den Gästen wieder sehr gut an. Peter Merkert (77) hat alle 70 Quätschichfeste miterlebt. „Für mich als Kreuzemer ist es das beste und wichtigste Fest.“ Man treffe viele Bekannte, auch solche, die man das ganze Jahr sonst nicht oder kaum sieht, freute er sich. Die Traditionsveranstaltung werde auch für Klassentreffen genutzt. Am Anfang habe das Fest noch an der Dreschhalle stattgefunden.

In seinen Jugendjahren sei er besonders gerne am Schützenstand gewesen, den damals noch der Schützenverein Kreuzwertheim angeboten habe. „Da habe ich mal ein Reh aus Ton geschossen.“ Er sehe es als Pflicht, bei den Quätschichfesten dabei zu sein, betonte er. Er verbindet auch viele persönliche Erinnerungen mit dem Fest, als Gast, aber auch vor allem als Helfer im BRK-Sanitätsdienst. Heute dokumentiere er das Fest fotografisch mit vielen hundert Bildern, berichtete er.

Ingrid Müssig aus Wertheim berichtete, sie sei nach 60 Jahren in ihre Heimatstadt Wertheim zurückgekehrt und das erste Mal auf dem Quätschichfest in Kreuzwertheim. „Der ‚Quätschichbloatz‘ ist wunderbar.“ Der Besuch des Fests sei auch eine Vorbereitung auf die Wertheimer Messe.

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