Kreuzwertheim. Beim achten Wirtschaftsforum Kreuzwertheim am Freitag betonte Bürgermeister Klaus Thoma lobend die Bedeutung der innovativen Unternehmen, die man in der Marktgemeinde habe. Beim Format bekamen Unternehmensvertreter und Gemeinderäte einen interessanten Einblick in zwei Unternehmen im Kernort der Marktgemeinde.
Das Wirtschaftsforum dient laut Bürgermeister zudem dem gegenseitigen Austausch zwischen Unternehmen sowie mit der Lokalpolitik. „Leistungsstarke Firmen bedeuten für mich eine leistungsstarke Gemeinde“, betonte er. Er verwies auf die Standortvorteile von Kreuzwertheim. Weiterhin freute er sich, dass man eine wirtschaftlich starke Steuerkraftgemeinde sei, mit „global-playern“, genauso wie mit Mittelständlern, Handwerk und Handel- und Dienstleistungsbereich. Er hatte aber auch weniger positive Feststellungen. In den letzten 30 bis 40 Jahren habe es nie so viele Herausforderungen gleichzeitig gegeben wie derzeit. Dies untermauerte er mit Beispielen wie Materialengpässe, Energiekrisen, Kriege und Inflation, die aber etwas zurückgegangen sei. Die deutsche Wirtschaft stagniere auch im dritten Quartal belastet durch rückläufigen privaten Konsum und eine schwache außenwirtschaftliche Nachfrage. Die Industrieproduktion sei im September gegenüber dem Vormonat spürbar um 1,7 Prozent zurückgegangen, während das Baugewerbe stagnierte. „Im Einzelhandel verlief die Entwicklung bis zuletzt noch schwach.“ In einer solchen wirtschaftlichen Gesamtsituation würden innovative Unternehmen helfen, wie man sie in der Marktgemeinde habe.
Erstes Unternehmen war die Walter Lemmen GmbH mit Firmengebäude in der Birkenstraße und Lindenstraße. Dort gaben die Brüder Walter und Dieter Lemmen zusammen mit Tanja Lemmen einen Einblick in ihr Unternehmen. Dort entwickelt und baut man mit 22 Mitarbeitern Anlagen für die galvanische Metallbeschichtung. Außerdem bietet man diese Beschichtungen auf Lohnbasis an. Das Unternehmen wurde vom Vater der beiden Brüder gegründet und besteht schon 50 Jahre.
Technik vorgestellt
Walter Lemmen ging in einer Präsentation auf die Technik der Galvanik insgesamt ein und zeigte auf, in welchen vielfältigen Bereichen die Anlagen der Firma zum Einsatz kommen. Diese würden individuell nach kundenspezifischen Anforderungen entwickelt. Eingesetzt werden sie unter anderem auch in der Medizintechnik, der Leiterplattenfertigung sowie der Forschung- und Ausbildung. Die Galvanik sei auch in Deutschland eine Schlüsseltechnologie, betonte Walter Lemmen. Aktuell ist das Unternehmen Teil eines Forschungsprojekt für die Entwicklung neuartiger Batterietechnik. Dieter Lemmen sagte, die Mitarbeitergewinnung in ihrem Bereich sei schwierig.
Das Unternehmen habe Kunden weltweit. Man lebe bei der Kundenakquise auch vom guten Unternehmensrufe und der aufgebauten Vernetzung. Auftragsmäßig sei man sehr gut ausgelastet. Man investiere auch ins Unternehmen. So wurde kürzlich eine 72KWp PV-Anlage auf den Dächern installiert. „Damit können wir im Sommer fast 100 Prozent unseres Eigenbedarfs decken“, betonten sie. Beim Rundgang durch das Unternehmen gab es tiefe Einblicke in die Technik. Es wurden Anlagen verschiedener Größe sowie der Robortereinsatz an einer Galvanikmaschine erläutert und präsentiert. Im Labor sah man beispielhaft an Centmünzen die Vergoldung mit einem kleineren Gerät der Firma.
1594 erbaut
Im Anschluss gab Norbert Spielmann einen Einblick in den Weinkeller sowie die Arbeit in seinem Weingut alte Grafschaft. Er sprach unter anderem über seine Philosophie, die Geschichte sowie Arbeit im Weinkeller und die Herausforderung seiner Arbeit. Die Weinkellerei wurde bereits 1594 von Schultheiß Peter Herrschaft erbaut und war seit 1611 in Besitz der Grafen von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg.
2010 wurde es von Norbert Spielmann und Christoph Dinkel übernommen. Spielmann berichtete, seit 1. Juni 2023 habe er an Stelle von Dinkel einen neuen Teilhaber. Es handelt sich um Jerôme Legras vom Champagnerhaus Legras und Haas. Durch ihn eröffneten sich neue Perspektiven im Export, so Spielmann. Dies sei wichtig, denn teure hochwertige Weine verkauften sich international besser als in Deutschland. Deutsche Kunden würden durchschnittlich nur 5 Euro pro Liter Wein ausgeben. Im Ausland verkaufe man teure Weine besser. Die sieben Hektar Steillagen der Weinberge müssen von Hand bewirtschaftet werden, was fünf Mal so viel Arbeit wie maschinelle Bearbeitung mit sich bringe. Dies wirke sich auf den Preis auf. „Billigweine sind nicht unser Qualitätsanspruch“, betonte er.
Weitere Steilhanglagen
Neuer Geschäftsführer des Weinguts ist seit 1. September Norbert Spielmanns Sohn Julius. Er habe eine Ausbildung zum Winzer und ein abgeschlossenes Studium in Weinbau, Önologie und internationaler Weinwirtschaft, sagte sein Vater stolz. Aktuell habe man drei feste Mitarbeiter, die Inhaber nicht mitgerechnet, sowie Saisonarbeiter. Geplant sei weitere Steilhanglagen für den Anbau hinzuzunehmen. Dafür brauche man aber den Export, in Länder wo auch 40 bis 50 Euro pro Flasche üblich sind. Im Keller ging er unter anderem auf die mehrjährige Lagerung der Weine ein. So verbleibe beispielsweise ein Riesling drei Jahre im Keller, bis er in den Verkauf gehe. Pro Jahr investiere man allein 20 000 bis 25 000 Euro für neue Holzfässer. Auch bei diesen sei dem Weingut Qualität wichtig, hob er hervor. Pro Jahr führe er 58 Schiffsgruppen durch den Weinkeller und erzähle dabei auch manche Anekdote. Er nutzte die Führungen auch zur Kundengewinnung im Ausland, sagte er weiter. Beim abschließenden gemeinsamen Essen im Weingut wurden weitere Erfahrungen der zahlreichen teilnehmenden Geschäftsleute ausgetauscht. bdg
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