Jahrespressekonferenz

Spedition Rüdinger: Trotz schwieriger Lage optimistisch

Es sind politisch und wirtschaftlich unsichere Zeiten. Dennoch geht der Krautheimer Spediteur neue Projekte in der Region an. Was geplant ist.

Von 
Matthias Lauterer
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Roland Rüdinger präsentiert einen der acht E-LKWs in seiner Flotte. Weitere Anschaffungen sind geplant. © Matthias Lauterer

Krautheim/Weikersheim.. Als Geschäftsführer Roland Rüdinger Anfang April die Bilanz seines Unternehmens vorstellt, scheinen die Zahlen eine positive Sprache zu sprechen: Um sieben Prozent ist der Umsatz in 2023 und um dreieinhalb Prozent im Jahr 2024 gestiegen. Doch das, so sagt er, gehe nicht mit einer entsprechenden Steigerung des Warenumschlags und der transportierten Tonnage einher: Im Zuwachs seien erhöhte Kosten enthalten, die zumindest teilweise über die Preise an die Kunden weitergegeben wurden.

Und trotz der für seine Kunden, hauptsächlich Industrie- und Handelsunternehmen im Hohenlohe- und Main-Tauber-Kreis, unsicheren wirtschaftlichen und politischen Lage, bleibt der Spediteur optimistisch und verfolgt ein aktives Investitionsprogramm in Gebäude und moderne Fahrzeuge. Sichtbar wird das immer dort, wo gebaut wird: Am Standort Waldenburg wurde eine sechste Halle fertiggestellt, die siebte Halle ist im Bau, zwei weitere sind bereits in Planung. In Dörzbach will das Unternehmen eine neue und vom sonstigen Geschäft getrennte Halle für den Versand eines Kunden errichten. Dort fehlen, so merkt er an, nur noch Details zur Baugenehmigung. Benötigt werde aufgrund des steigenden Volumens eine neue Umschlaghalle für Sammel- und Stückgut. Diese sollte, so Rüdinger, nahe der A81 gelegen sein, um die Anforderung der Kunden nach „Next-Day“-Lieferung gut bedienen zu können.

Gleich mehrfach wurde die Spedition Rüdinger ausgzeichnet. Roland Rüdinger ist darauf sichtlich stolz. © Matthias Lauterer

Doch die Standortsuche gestaltet sich schwierig: Das Regierungspräsidium dränge darauf, den Flächenverbrauch niedrig zu halten und kämpfe gegen Zersiedelung: „Aber ich kann doch kein Umschlagzentrum, wo die ganze Nacht LKW-Verkehr ist, in die Nähe eines Wohngebiets bauen“, kritisiert er Politik und Verwaltung.

Und noch im August soll am Standort Weikersheim eine Halle mit 5.000 Quadratmeter eingeweiht werden. Die Photovoltaik-Anlage auf dem Hallendach soll dann fast ein Megawatt grünen Strom erzeugen. Denn eines der Ziele des Unternehmens ist eine umweltfreundliche, also nahezu CO₂-freie Logistik. Bereits jetzt erzeugt man auf 115.000 Quadratmetern Hallenfläche rund elf Megawatt Solarstrom und betreibt acht elektrische Lkw, die im Nahverkehr mit selbst erzeugtem Strom versorgt werden. Mit dem eigenen Strom könne trotz des hohen Anschaffungspreises ein E-Lkw, wenn auch „wirtschaftlich schwierig“, betrieben werden, zieht Rüdinger ein erstes Resümee.

Über das Unternehmen

  • 640 Mitarbeiter beschäftigt die Krautheimer Spedition Rüdinger, darunter sind 50 Auszubildende . Sammelgut, Teil- und Komplettladungen, aber auch Schülerverkehr und öffentlicher Nahverkehr sind Schwerpunkte des Geschäfts. Daneben betreibt die Spedition Lagerhaltung für ihre Kunden, sowohl produktionsnahe Lager als auch Versandlogistik bietet man als Dienstleistung an.
  • In der Region betreibt Rüdinger in Krautheim, Boxberg, Dörzbach, Osterburken, Weikersheim, Waldenburg und Bad Mergentheim Standorte , dazu kommt eine Niederlassung in Attendorn. „Damit haben wir die Verbindung zwischen den Schraubenclustern Plettenberg und Künzelsau“.
  • Rüdinger legt Wert auf eine möglichst „grüne“ Logistik . Solaranlagen auf den Hallendächern erzeugen grünen Strom, der von elektrisch betriebenen LKW genutzt werden kann. Derzeit sind acht E-Lkw Bestandteil der Flotte von 220 Fahrzeugen , weitere sind geplant.
  • Am 11. April , dem Tag der Logistik, und während des Krautheimer Frühlings am 13. April können sich Interessierte einen Einblick in die Arbeitsweisen in der Logistik verschaffen.

„Im Fernverkehr fehlt noch die Infrastruktur“, wendet er sich an die Politik und große Verlader: „Es wäre ideal, wenn beim Be- und Entladen gleichzeitig die Batterie geladen werden könnte“. Rüdinger denkt sogar über einen Akkuspeicher nach, um die LKW nachts laden zu können, gleichzeitig baut er das Netz von Ladestationen auf seinem Betriebsgelände weiter aus: Bereits in den nächsten Wochen werden acht Ladepunkte für LKW in Krautheim in Betrieb genommen. Fünf weitere elektrische LKW für Fern- und Nahverkehr sind für 2025 geplant.

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Walter Serif
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Ein weiteres Standbein für eine ökologische Logistik ist die Bündelung der Zustellungen von sieben Logistikkooperationen. „Je kürzer der Weg zwischen zwei Abladestellen ist, desto ökonomischer und ökologischer wird das“, rechnet er vor. Dazu kommt, dass die Tourenplanung seiner IT Kilometer einspart. Die IT sei für ihn ein Wettbewerbsfaktor: Sie ermögliche es, gegenüber Kunden als auch Warenempfängern alle notwendigen Informationen, etwa Zustelltermine, transparent darzustellen. „Transparenz ist zweischneidig – aber wenn man gut ist ...“, lächelt der Unternehmer hintergründig und selbstbewusst.

Dass er und sein Unternehmen selbstbewusst sein dürfen, beweisen allein drei Preise – für Innovationskraft, Ausbildung und Ökologie – die das Unternehmen im vergangenen Jahr gewonnen hat.

Neben dem Speditionsgeschäft fühlt sich Rüdinger auch für die Region verantwortlich. So hat das Unternehmen das Fortbestehen einer Bäckereifiliale in Krautheim gesichert, ist Organisator einer Ausbildungsmesse in Krautheim, kooperiert mit Schulen und engagiert sich im Kinderferienprogramm der Gemeinden Dörzbach und Krautheim. „Wir wollen Begeisterung für die Logistik wecken und Krautheim als attraktiven Wohnort erhalten“, fasst er zusammen. Die Zukunft des jetzt 95 Jahre alten Familienunternehmens scheint gesichert: Zwei Söhne stehen kurz vor dem Ende ihres Studiums und werden ins Unternehmen einsteigen.

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