Krautheim. Aus der Nähe von Neuenstadt war eine Frau nach Krautheim ins Hotel „Krone“ gekommen. Sie wollte einen Ring aus dem Besitz ihrer Mutter schätzen lassen und ihn vielleicht verkaufen. Drei Experten des „Auktionshaus Miltenberg“ schätzten am 17. Januar nach der Art von „Bares für Rares“ die Schätze die Wertsachen der Menschen, die teils weit angereist waren.
14 Interessierte hatten vorab einen Termin mit einem der Experten vereinbart, „aber es waren heute morgen auch schon drei Leute ohne Termin da“. Krautheim ist für Ramon Bamberger eine der kleineren Veranstaltungen. Er zeigt ein Bild: „Dieses Bild hat ein Kunde heute morgen in die Auktion eingeliefert.“ Es stammt von Franz Bollhagen, ein Maler, der für derartige Alpenpanoramen bekannt ist. Bamberger rechnet mit einem Auktionspreis im dreistelligen Bereich, „doch vielleicht bietet ja jemand aus Garmisch mit“. Doch der Kunstmarkt sei schwankend. „Was vor wenigen Jahren noch hohe Preise gebracht hat, kann heutzutage unbeliebt sein“, warnt er. Das erfährt auch ein Interessent, der einen Ziegenbock aus Porzellan zeigt. Obwohl er aus der bekannten Kopenhagener Manufaktur stammt, kann Bamberger nur etwa 200 Euro anbieten. Vor einigen Jahren hätte der Mann deutlich mehr Geld für das Objekt bekommen. „Die Zeiten haben sich geändert. Früher stellten sich die Menschen ein Stück heile Welt in die Wohnung, den berühmten röhrenden Hirsch oder eben Tierplastiken aus Porzellan“, weiß Bamberger. Doch solche Objekte seien heute nicht mehr begehrt.
Viele Objekte sind abhängig vom Gold- oder Silberpreis
Stichwort: „Kunstsprechstunde“
Ganz im Stil von „Bares für Rares“ organisiert das Auktionshaus Miltenberg der Familie Bamberger seine Kunstsprechstunden.
Alle 14 Tage sind die Experten des Auktionshauses im weiten Umkreis unterwegs und bieten Interessenten an, deren Schätze zu begutachten.
Meist bringen die Menschen Schmuck, Münzen oder Kunstgegenstände, oft auch Edelmetall zum Einschmelzen.
Die Stücke können an Ort und Stelle verkauft oder für die nächste Auktion eingeliefert werden – und wenn jemand die Gegenstände wieder mit nach Hause nimmt, nimmt das niemand übel. (lau)
Andere Objekte sind abhängig vom Gold- oder Silberpreis. Der Preis für beide Edelmetalle ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Oftmals ist nur der Materialpreis relevant – gerade bei industriell gefertigtem Schmuck ist das so. Schmuck von bekannten Künstlern kann deutlich höhere Preise erzielen. Viele Menschen verkaufen daher alte Gold- und Silbergegenstände, aber auch das Zahngold von Verstorbenen – und damit oft ein Stück Familiengeschichte.
Von einer kuriosen Geschichte berichtet Daniel Bamberger, einer der drei Experten: Eine Dame habe ihm ein wertvolles Collier verkauft. Dieses habe sie bei der Fernsehshow „Der Preis ist heiß“ gewonnen. Es war noch in der originalen Verpackung, sie hatte den Schmuck wohl nie getragen. „Wenn eine solche nachweisbare Geschichte hinter einem Stück steckt, dann kann das den Preis nach oben treiben“, weiß er. „Die Menschen sind heute gut informiert“, so Ramon Bamberger, „das Internet und natürlich die Fernsehsendungen tragen dazu bei“. Trotzdem sieht er oft enttäuschte Gesichter: „Im Netz werden oft viel zu hohe Preise eingestellt“, stellt er fest. „Und wir wollen ja beim Weiterverkauf auch etwas verdienen.“
Doch viele der Besucher wollen gar nicht verkaufen, wie ein Paar aus Krautheim: „Wir wollten eine Einschätzung, damit wir gerecht vererben können“, ist die Motivation der beiden.
Ein wahres Sammelsurium hat ein Paar mitgebracht. Sie hatten sich vorab informiert über ihre Perlenketten und Uhren – und wurden dennoch überrascht: „Es war nicht so, wie wir erwartet haben. Manches, was wir für wertvoll erachtet haben, war es nicht, dafür war der Prüfer bei anderen Stücken begeistert“. Sie haben nicht alles wieder mit nach Hause genommen. „Genaues sagen wir aber nicht.“
Die Frau aus Neuenstadt gibt ihre Enttäuschung zu: Sie vermutete, dass der große Stein in ihrem Ring aus 585-karätigem Weissgold ein Rubin sein könnte und meinte, 500 Euro erzielen zu können. Es war allerdings nur ein Granat. Für den Preis von rund 150 Euro wollte sie den Ring nicht verkaufen.
Objekte, die Ramon Bamberger noch überraschen können, gibt es nicht.
„Ich bin seit 35 Jahren Kunsthändler“, sagt er nach kurzem Nachdenken, „mich überrascht nichts mehr“.
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