Die Blätter der jungen Eichentriebe sind schwarz. Der Nachtfrost der vergangenen Woche hat ihnen zugesetzt. „Zum Glück steht der Johannistrieb noch bevor“, erläutert Revierleiter Frank Löffler. Er ist optimistisch: „Die kommen wieder.“
Königheim. Waldbegehung stand bei der Königheimer Gemeinderatssitzung am Montag auf dem Programm. Der Grund: Das Forsteinrichtungswerk für die kommenden zehn Jahre, verbunden mit einem Rückblick auf die vergangene Dekade, sollte verabschiedet werden.
Im Herbst 2023 waren Frank Löffler und Forsteinrichterin Dr. Daniela Vetter von der beim Regierungspräsidium Freiburg angesiedelten Forstdirektion im Gemeindewald unterwegs. Sie schauten genau, was vom vorherigen Forsteinrichtungswerk umgesetzt wurde, was vom Plan abgewichen ist und welche Ziele neu aufgenommen werden sollten. Schließlich machen dem Wald steigende Temperaturen und zunehmende Dürre zu schaffen.
Den Königheimer Gemeinderat führten die beiden Spezialisten vor Ort und Marieke Plate, Leiterin des Kreisforstamts, in den Distrikt Stöckig im Dreieck zwischen Brehmen, Gissigheim und Esselbrunn. Fünf Waldbilder hatten sie ausgesucht, um dem Gremium und Interessierten unterschiedliche Waldbilder zu präsentieren.
Das erste Gebiet umfasst 4,6 Hektar und ist ein alter Eichenbestand von im Schnitt 164 Jahren, in den jetzt „eingegriffen“ wurde, wie Frank Löffler sagt. Die alten Eichen wurden gefällt, um der Naturverjüngung Licht zu geben. „Die Eiche ist unsere Brotbaumart“, so der Revierleiter mit Blick auf den seht guten Eichenmarkt. Wurde früher auf Kahlschlag eines kompletten Gebiets gesetzt, bleibe heute alle 15 bis 20 Meter ein mittelalter Baum stehen, der für Schatten sorge. Auch den bräuchten junge Eichen bei immer heißeren Sommern.
Lange Regenperiode
Froh ist Löffler über den vielen Regen im Herbst, Winter und Frühjahr. „Von Anfang Oktober bis Ende März hatten wir mit 600 Litern pro Quadratmeter in Baden-Württemberg die regenreichste Periode seit der Wetteraufzeichnung 1871“, erläuterte er.
Die flächige Naturverjüngung werde ohne Zaun versucht, meinte Marieke Plate, weil die jungen Eichen dicht an dicht stünden. In zwei bis drei Jahren müsse gelichtet werden. Außerdem sei es Aufgabe von Jägern und Forst das Gebiet stärker zu bejagen. „Wir müssen da gut zusammenarbeiten und eine gemeinsame Strategie entwickeln“, beschrieb der Revierleiter den Weg, um den Verbiss im Revier in Grenzen zu halten.
Bürgermeister Ludger Krug wies auf die PEFC-Zertifizierung des Gemeindewalds hin, bei der es gewisse Auflagen gebe, um eine nachhaltige Waldbewirtschaftung zu gewährleisten. Alles einzuzäunen sei danach gar nicht zulässig. Außerdem werde das Wild dann lediglich in andere Gebiete gedrängt.
Rund 900 Hektar forstliche Betriebsfläche, davon knapp 877 Hektar Wirtschaftswald hat der Königheimer Gemeindewald. Der Laubholzanteil umfasst 66 Prozent, davon 29 Prozent Eichen, 17 Prozent Buchen und 15 Prozent sonstige Laubbäume wie Kirsche, Elsbeere oder Ahorn. Auf 33 Prozent der Gemeindewaldfläche wachsen Douglasie (11 Prozent), Schwarzkiefer (9 Prozent) und Kiefer (7 Prozent). Letztere wurde im Plan der Fortseinrichtungserneuerung auf Null gesetzt, weil die flachwurzelnde Fichte mit dem Klimawandel nicht zurechtkommt.
Die Verteilung der Baumarten über die Jahre erläuterte Dr. Daniela Vetter und stellte fest, dass die Eiche sehr gut verteilt sei. Ziel sei, den Eichenanteil zu halten, die klimatolerante Douglasienquote aufgrund fehlender Nadelbaumalternativen zu erhöhen und die Buche auf ein etwas geringeres Level als bisher zu setzen. Dafür soll der Anteil sonstiger Laubbäume von derzeit 15 auf 20 Prozent in zehn Jahren angestrebt werden. Vetter: „Wir streben eine Verbreiterung des Baumartenspektrums an.“
Im zweiten Waldbild ging es um die Douglasie, deren Anteil von 11 auf 15 Prozent wachsen soll. „Die dort noch stehenden Fichten werden wir bald holen“, so Frank Löffler, der lieber mit gesundem Holz Geld verdienen möchte als zu warten, bis der Käferbefall eingesetzt hat.
Dramatischer Käferbefall
Von Borkenkäfern konnte er beim dritten Waldbild ein Lied singen. Komplett kahl ist das eingezäunte Areal, auf dem einst Fichten standen. Daniela Vetter informierte über sogenannte zufällige Nutzungen, die im Gemeindewald bei 20 Prozent liegen. Dieser Begriff wird genutzt, wenn entweder Käferbefall oder Sturm einen ungeplanten Eingriff der Forstleute erfordern. Löffler zum ehemaligen Fichenstandort: „So einen dramatischen Käferbefall habe ich noch nie erlebt.“ Gepflanzt wurden jetzt Laubbaumarten von der Eiche über Hainbuche und Speierling bis zur Elsbeere.
Um Stangenholz, also Bäume mit einem Stammdurchmesser eines Besenstiels, handelte es sich beim fünften Waldbild mit einer 70-prozentigen Eichen-Naturverjüngung aufgrund der Eichelvollmast von 1999/2000. Bislang habe es vier aufwendige und teure Verjüngungspflegen gegeben, eine Erstbeforstung sei im nächsten Jahrzehnt geplant. Frank Löffler hob heraus, wie wichtig es sei, erfahrene, fest angestellte Waldarbeiter zu haben, denen es am Herzen liege, ihre Heimat zu pflegen und zu erhalten.
Viel Arbeit dürfte auch das fünfte Waldbild bedeuten – ebenfalls ein Eichenjungbestand, der von Buchen bedrängt wird. „Die müssen alle raus“, erläuterte Löffler.
In der sich anschließenden Gemeinderatssitzung gab Vetter Einblick in den wirtschaftlichen Stellenwert des Waldes. Der Holzvorrat liege bei rund 285 000 Kubikmetern, was 326 Kubikmetern pro Hektar entspreche. Von den 29 Prozent Eichen im Gemeindewald würde lediglich eine Naturverjüngungsquote von fünf Prozent erreicht. Der Holzeinschlag habe 2019 und 2023 durch Schäden weit über dem Plan gelegen. Das durchschnittliche Ergebnis zwischen 2014 und 2022 betrage 94 000 Euro im Jahr.
Für die kommenden Jahre plane man die Verjüngung auf 35 Hektar, den Anbau von Laubbäumen auf 14 Hektar, die Herstellung von Mischbeständen und die Sicherung von Baumarten auf 80 Hektar und 1500 Ästungen bei Douglasie und Kirsche. „Wir haben uns eine standortgerechte und naturnahe Waldwirtschaft bei weiterhin positivem wirtschaftlichem Ergebnis zum Ziel gesetzt“, lautete das Resümee von Daniela Vetter. Vor dem Hintergrund, dass sich das Klima im Main-Tauber-Kreis in Richtung des derzeit herrschenden in Nordgriechenland oder Südfrankreich entwickeln könnte, wolle man auch neue, mediterrane Baumarten ausprobieren, mit denen es hier noch keine Erfahrungen gebe.
Breit aufgestellt
Bürgermeister Ludger Krug wies auf unerwartete Wetterkapriolen hin, die gerade mit Blick auf den Klimawandel vermehrt eintreten könnten. Der Gemeindewald sei aber breit aufgestellt, würdigte er die vorausschauende Waldwirtschaft im ehemals badischen Landkreisgebiet. Im südlichen Main-Tauber-Kreis gebe es deutlich größere Probleme.
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