Beim FC Vilshofen hat alles begonnen

Klaus Augenthaler: Warum die Urinprobe nicht so üppig ausfiel

"Auge" spricht  über seinen Werdegang. Neben humorvollen Einlagen gibt es auch ernste Töne

Von 
Simon Retzbach
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Klaus Augenthaler (Mitte) im Gespräch mit der „Flügelzange“ Klaus T. Mende (links) und Josef Gabel. © Sabine Holroyd

Igersheim. Beim FC Vilshofen fing alles an. Mit der A-Jugend feierte Klaus Augenthaler große Erfolge, erst eine Fehlentscheidung des Schiedsrichters brachte den kleinen Verein um die mögliche Deutsche Meisterschaft. Trotzdem wurden die Bayern auf den Defensivmann aufmerksam, 1975 dann der Wechsel nach München. 1976 wurde er Gyula Lóránt in die Profimannschaft integriert und unterschrieb seinen ersten Profivertrag. 404 Spiele im Profibereich absolvierte er – allesamt für den FC Bayern.

Ob ihn ein Wechsel nie gereizt habe, wurde er von Josef Gabel gefragt. „Mich hat der englische Fußball immer fasziniert. Ich hatte allerdings nie einen Berater und dass Angebote von anderen Vereinen da waren, hat mir der Uli Hoeneß (als Manager des FC Bayern; Anmerkung der Redaktion) nie verraten“, erklärt er seine Vereinstreue mit einem Augenzwinkern.

Es sei eine Karriere mit vielen Höhepunkten und schönen Momenten gewesen, die der heimatverbundene Augenthaler erleben durfte. Besonders die erfolgreiche WM 1990 bleibe ihm hier als Erlebnis für immer im Gedächtnis. Wenngleich die Feier für ihn nicht so schön begann. „Direkt nach dem Spiel, wir waren noch in der Kabine und die Schampusflaschen gingen gerade auf, kamen zwei Herren rein. Da musste ich erstmal zur Dopingkontrolle mitkommen“, erinnert sich der Ex-Libero.

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Vier Stunden habe er dort „nur Wasser“ bekommen. Im Tausch gegen sein Weltmeistertrikot durfte er trotz nicht ganz so üppiger Urinprobe dann endlich zur den feiernden Kollegen. „Mit vier Stunden Verspätung . . . – so schnell konnte ich gar nicht trinken“, erzählte er unter schallendem Gelächter.

Der trockene Humor, der in den oft kurzen Antworten zum Vorschein kommt, trifft der Zuhörer Nerv. So bekennt „Auge“ offen, dass er als Jahrgangsbester in der Trainerausbildung ein Gebiet hatte, das ihm nicht so lag: Psychologie. „Das waren auch seltsame Fragen, das hatte mit Fußball nichts zu tun. ,Was tun Sie, wenn ein Spieler vor ihrer Bank einen Schien- und Wadenbeinbruch erleidet?’, wollten die von mir wissen. Da habe ich halt geantwortet: ,Auswechseln’“, sorgt Augenthaler erneut für lautes Gelächter.

Nicht nur schöne Momente

Doch der 66-Jährige hatte nicht nur schöne Momente in seiner Sportlerkarriere. In der Spielzeit 1985/86 foulte der damalige Kapitän im Spiel gegen Werder Bremen Rudi Völler schwer, dieser fiel mehrere Monate aus und muss zweimal wegen seines Adduktorenanrisses operiert werden. „Das wurde damals auch deswegen hochgepusht, weil der Rudi Völler nicht krankenversichert war. Bei Bremen hatten sie Angst, dass er Sportinvalide wird“, erzählt Augenthaler. Für das Foul habe er damals Morddrohungen gegen sich und seine Familie erhalten, sei sogar von einem fremden Pkw verfolgt worden.

Auch mit der Nationalmannschaft fremdelte Augenthaler und trat mehrfach zurück. „Ich mochte die ganzen Heinis nicht“, bekannte er offen. Dies änderte sich mit dem Anruf Beckenbauers – auch wenn er „mehr auf der Massagebank lag als auf dem Trainingsplatz stand“, wurde der Erfolg 1990 unvergesslich.

Der wie immer gut vorbereitete Moderator Josef Gabel bedankte sich für die Offenheit und Bescheidenheit, mit der Klaus Augenthaler Einblicke in sein Leben gewährte. Dies sei ein angenehmer Kontrast zu heutigen Profis, die oft nach kurzer Zeit schon hochgejubelt würden. „Ich lebe nach dem Motto: Vergiss’ nicht, wo du herkommst. Und damit bin ich bislang nicht schlecht gefahren“, verriet Augenthaler zum Abschluss noch sein Lebensmotto.

Redaktion

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