Main-Tauber-Kreis. Die BAGeno Raiffeisen eG mit Hauptsitz in Bad Mergentheim führte ihre Mitgliederversammlung in der Erlenbachhalle in Igersheim durch.
„Ob im Stall oder im Rathaus – wir spüren denselben Druck, mit weniger Ressourcen mehr leisten zu müssen“ - begrüßte der Bürgermeister der Gemeinde Igersheim, Frank Menikheim, rund 400 Genossenschaftsmitglieder sowie den Vorstand, den Aufsichtsrat und die Geschäftsführer der BAGeno - außerdem diverse Vertreter aus Wirtschaft und Politik.
In anspruchsvollen Zeiten sei es wichtig, die eigenen Werte gut im Blick zu behalten, knüpfte der Vorstandsvorsitzende Karl Ehrmann in seiner Eröffnungsrede an die Aussage des Bürgermeisters an. „Was einer alleine nicht schafft, das schaffen viele“ - mit dem vielzitierten Spruch des Sozialreformers Friedrich Wilhelm Raiffeisen verwies er auf zwei Prinzipien der Genossenschaft: Solidarität sowie Hilfe zur Selbsthilfe und hatte ein aktuelles Beispiel zur Hand. „Im Main-Tauber-Kreis haben Landwirte die Öffentlichkeit gesucht, um über die Vorgehensweise einer Behörde bei Kontrollen zu berichten. Hilfe zur Selbsthilfe heißt in diesem Fall, dass wir uns gegenseitig unterstützen und bei Kontrollen Berufskollegen als Zeugen hinzuziehen.“
Mit kurzem Seitenblick auf den anwesenden Vertreter des Landrats, den Ersten Landesbeamten Florian Busch, ließ der Vorstandsvorsitzende deutliche Worte folgen: „Mittlerweile fand ein Gespräch zwischen Landwirten und Behörden statt. Ich hoffe sehr, dass dieses Gespräch vertrauensbildenden Charakter hat.“
Wie man der anschließenden Rede von Florian Busch entnehmen konnte, scheint wieder alles im „grünen Bereich“ zu sein. Ausdrücklich hob er die gute Zusammenarbeit der Behörden mit der Landwirtschaft hervor, deren Leistungen man ebenso schätze wie ihr Fachwissen und ihre Kompetenz.
Umsatzverringerung trotz Mengensteigerung
Große Aufmerksamkeit herrschte im Saal, als Verwaltungsleiter Wolfram Dürr den Jahresabschluss 2024 vorstellte. Nicht nur nüchterne Zahlen wurden an diesem Abend den Mitgliedern präsentiert. Die beiden Geschäftsführer, Florian Reinhard und Manuel Schülein, erläuterten ausführlich die Entwicklung der Genossenschaft sowie die Marktsituation. Insgesamt, so Florian Reinhard, habe man eine Gesamtleistung von 126,8 Millionen Euro erwirtschaftet, was einem Rückgang von 4,1 Prozent entspreche. Dieser sei, wie bereits im Vorjahr, vorwiegend preisbedingt zu begründen und spiegle die allgemeine Preisentwicklung an den Agrar- und Energiemärkten wider. Der Umsatzrückgang von fünf Prozent - von 19,001 Millionen Euro auf 18,049 Millionen Euro - resultiere ausschließlich aus Preisrückgängen bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen, besonders bei Getreide und Raps, denn mengenmäßig sei man in diesem Bereich sogar sieben Prozent über dem Vorjahr gelegen.
Rückläufige Umsätze, erklärte Florian Reinhard, zeigten sich auch bei Lagerhaus-Bedarfsartikeln, bei Brenn- und Kraftstoffen, sowie im Bereich Baustoffe. Der Rückgang bei Baustoffen sei vor allem der anhaltenden Krise im Wohnungsbau zuzuschreiben. „Angesichts des Umsatzrückgangs in dieser Branche im letzten Jahr um 14 Prozent, sind wir mit der moderaten Minderung von 6,1 Prozent sehr zufrieden“, resümierte der Geschäftsführer.
Positives zu berichten gab es von den Raiffeisen Märkten. Dort könne man eine leichte Umsatzsteigerung von einem Prozent verzeichnen, was angesichts des schwachen Konsumklimas ein ordentliches Ergebnis sei. Zugelegt habe man auch sowohl bei der Agrartechnik als auch bei den Dienstleistungen, bei Letzteren sogar um fünf Prozent.
Optimistisch stimmte der Bericht von Geschäftsführer Manuel Schülein. Erfreulich stabil sei man im Tankstellenbereich geblieben – trotz starker Konkurrenz und zunehmender Elektromobilität. Mit gutem Ergebnis habe auch das Versicherungsgeschäft 2024 abgeschlossen.
Investitionen in verschiedene Projekte waren, so betonten die beiden Geschäftsführer, Investitionen in die Zukunft. So wurde die neue Lagerhalle in Markelsheim weitgehend fertiggestellt und bezogen, zwei Zisternen von je 100 Kubikmetern als Wasservorratsbehälter installiert und ebenfalls in Markelsheim ein Gewerbegrundstück erworben. Der Bau des Wohn- und Geschäftshauses in Dörzbach wurde abgeschlossen, Bahngelände in Niederstetten aufgekauft und der Raiffeisenmarkt in Ingelfingen umgebaut. In Bad Mergentheim wurde eine Photovoltaikanlage für den Eigenverbrauch installiert. Einen guten Griff habe die BAGeno mit dem Teilerwerb der „Steinbacher Mühle“ getan. Die Umsatzentwicklung der ehemaligen Mühle, heute Großhandel für Agrarprodukte, übertreffe unter Leitung des seit Januar 2025 eingesetzten neuen Geschäftsführers, Alexander Wunder, die Erwartungen.
Diversifikation – das Erfolgsmodell der BAGeno
Diversifikation sei das Erfolgsmodell der BAGeno. Sie habe dadurch ihre Abhängigkeit vom Markt verringert. Zu diesem Schluss kommt der Prüfungsbericht des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes, den der Aufsichtsratsvorsitzende, Wolfgang Oechsner, vortrug. Mit einer soliden Eigenkapitaldecke von 54,5 Prozent der Bilanzsumme wurde eine gute Vermögens- und Finanzlage bescheinigt. Freuen durften sich die Genossenschaftsmitglieder über die von Vorstand und Aufsichtsrat beschlossene Warenrückvergütung von 0,5 Prozent in Höhe von insgesamt 186.256,94 Euro. Wie der Aufsichtsratsvorsitzende darlegte, wurden aus dem Jahresüberschuss bereits 250.000 Euro den Rücklagen zugeführt. Nach Vorschlag des Vorstandes soll der Bilanzgewinn von 509.494,14 Euro mit 100.000 Euro in die gesetzlichen Rücklagen, mit 409.494,14 Euro in die Betriebsrücklagen fließen. Einstimmig gaben die Mitglieder „grünes Licht“ für die Umsetzung dieses Vorhabens. Ebenfalls einstimmig wurde die Feststellung des Jahresabschlusses 2024 beschlossen.
Nach einstimmiger Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat war der Weg frei für anstehende Neuwahlen. Turnusmäßig schieden aus dem Vorstand Karl Ehrmann, Friedrich Breuninger und Karl Martin Dimler und aus dem Aufsichtsrat Bruno Hammel, Michael Schmitt und Johannes Steffl aus. Alle sechs Herren stellten sich wieder zur Wahl zur Verfügung. Die Würdigung ihrer Arbeit kam in der einstimmigen Wiederwahl deutlich zum Ausdruck.
Der Vorstand setzt sich demzufolge wie folgt zusammen: Karl Ehrmann (Vorsitzender), Friedrich Breuninger (stellvertretender Vorsitzender), Florian Reinhard (Geschäftsführer), Manuel Schülein (Geschäftsführer), Karl Martin Dimler, Werner Rösch, Martin Seewald, Wolfgang Zeller. Und der Aufsichtsrat besteht auf diesen Personen: Wolfgang Oechsner (Vorsitzender), Kurt Horn (stellvertretender Vorsitzender), Frank Egner, Wolfgang Haas, Bruno Hammel, Michael Schmitt, Eugen Teufel, Johannes Steffl, Carina Ostertag, Andreas Beck, Peter Lutz, Dieter Scheppach. Insgesamt hatte die Genossenschaft Ende 2024 1464 Mitglieder, die Anzahl der Geschäftsanteile zu je 2500 Euro betrug 2228. Im Unternehmen waren 137 Vollzeit- und 124 Teilzeitmitarbeiter beschäftigt.
Lob und Anerkennung gab es auch von der Prüfstelle des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes: „Sie haben sich in rauen Zeiten gut geschlagen. Die BAGeno befindet sich in einer guten Ausgangssituation für 2025. Wir haben das größte Vertrauen in die Gremien, dass sie auch weiterhin die Geschicke der BAGeno erfolgreich meistern werden.“
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/igersheim_artikel,-igersheim-igersheim-in-rauen-zeiten-wacker-geschlagen-_arid,2333807.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/bad-mergentheim.html
[2] https://www.fnweb.de/orte/igersheim.html