Höpfingen. 100 Jahre Musikverein Höpfingen – ein Jubiläum, das für sich spricht und das am Samstag auf den Tag genau 100 Jahre nach der Gründung am 2. August 1925 mit einem stimmungsvollen Festakt in der Obst- und Festhalle gefeiert wurde. Zum Feiern lädt man sich freilich illustre Gäste ein – voilà: Manfred Schell als gebürtiger Höpfemer und einstiger Chefredakteur der „Welt“, MdL Peter Hauk sowie Vertreter befreundeter Vereine aus nah und fern.
Keine Frage, dass die Feier musikalisch eröffnet wurde: Die Trachtenkapelle mit Dirigent Holger Dörr begrüßte das Publikum mit einer fröhlichen Ouvertüre inklusive anspruchsvoller Solopassagen, ehe die Vorstände Stefan Gerig und Stefan Häfner zu Wort kamen: „100 Jahre Musikverein Höpfingen – was für ein grandioses Jubiläum!“, freuten sie sich und übergaben das Mikrophon an Kerstin Schuh und Peter Fieger, die als gewandtes Moderatoren-Duo ihres Amtes walteten. Sie begrüßten auch die Ehrengäste, die den kurzweiligen Festakt um Grußworte bereicherten. „Es ist schön, mit Musik Gefühle wie Freude und Trost zu vermitteln“, bemerkte Peter Hauk. Der Minister für Ernährung und Ländlichen Raum hielt fest, dass gegenseitiges Motivieren und ein Quäntchen Geselligkeit dazugehören – ebenso sei der Verein „mehr als Jahreshauptversammlung und Kassenprüfung“: Er gehöre zum Alltag, lebe das Ehrenamt und mache das örtliche Leben aus, verstehe sich als „unverzichtbares Element der Höpfemer Kultur“.
Den Neckar-Odenwald-Kreis vertrat Erster Landesbeamter Dr. Björn-Christian Kleih, der auf die Vereinschronik hinwies: „Der Verein hat große Zeiten erlebt und große Zeiten vor sich!“, konstatierte er und gratulierte zur „vorbildlichen Leistung für das Gemeinwohl“. Das tat auch Bürgermeister Christian Hauk: „Unser Musikverein ist seit 100 Jahren Bestandteil unseres Orts“, bekräftigte er. Können und Leidenschaft der Musikerfamilie ziehen sich durch zahlreiche Veranstaltungen und stehen für gelebte Tradition erster Klasse, die aller Ehren wert sei und der Zukunft ein gutes Fundament biete. Letzter im Bunde war Herbert Münkel. Der Schloßauer grüßte als Präsident des Blasmusikverbands: „Musik macht Freude und vermittelt Gemeinschaftserlebnisse. Ohne sie wäre das Leben um vieles ärmer“, betonte er und lobte das „Orchester mit guter musikalischer Qualität und vorzüglicher Organisation“.
Festredner Manfred Schell hat eine Überraschung parat
Die Festrede übernahm Manfred Schell, der als weitgereister Heimatsohn, bekennender Fan des Musikvereins Höpfingen und Bruder des langjährigen Vorsitzenden Kurt Schell sprach. Im rheinischen St. Augustin wohnhaft, hatte er keine klassische Festrede mitgebracht – er präsentierte viel mehr einen lebhaften Rückblick, in dem er nicht nur das große Jahrhundert im Zeichen der Musik würdigte. Er hatte auch eine Überraschung in petto: Zur Freude aller übermittelte er die Grüße von Peter Maffay, Mario Adorf und Theo Waigel – drei große Namen, denen Schell freundschaftlich verbunden ist. Dank galt allen, die den Verein gegründet und weiterentwickelt haben sowie den Engagierten der Gegenwart. Besonders erinnerte er an Günter Dörr, der als konsequente Persönlichkeit und hervorragender Dirigent in bester Erinnerung behalten werde.
Mit einem Rückblick erfreuten auch Stefan Gerig und Stefan Häfner. Am Biertisch sitzend, blätterten sie in alten Protokollbüchern und erinnerten an die Vorgeschichte: Die Vereinsgründung 1925 sei nur die halbe Wahrheit – sie brachte die in „Höpfi“ seit 1837 gepflegte Liebe zur Blasmusik in den rechtlichen Rahmen. Auch wenn die Kapelle im Zweiten Weltkrieg kurz vor ihrer Auflösung stand, war sie immer spielfähig und hielt die Nachwuchsausbildung aufrecht – ebenso werden Traditionen gepflegt: So war der Musikverein bereits beim ersten Quetschefescht 1954 dabei. Das vergnügliche Gegenüberstellen von Vergangenheit und Gegenwart am Scheideweg zur Zukunft traf den Nerv des Publikums und erinnerte gleichsam an die 1964 angeregte und 1968 umgesetzte Idee zur Gründung der Jugendkapelle: Seit 1968 wird das Vereinsleben durch die Jugendkapelle bereichert, seit 1971 durch die Freundschaft zur FGH 70 „Höpfemer Schnapsbrenner“.
Nicht zu vergessen die Maskenbälle, der Weckruf am ersten Mai, der Umbau des Farrenstalls zur Musikscheune ab 1989, sechs USA-Reisen, drei zwischen 1983 und 2011 produzierte Tonträger und das Wirken des Ehrenvorsitzenden Elmar Kaiser – hier werden und wurden Akzente gesetzt, die ihresgleichen suchen. Nach dieser kurzweiligen Zeitreise gefielen der Kurzfilm „Ausbildung und Jugendarbeit im Wandel der Zeit“ mit Wolfgang Schell, Elmar Schmitt, Holger Dörr und den heutigen SoundKids und MusiKids ebenso wie die Revue „Jugendkapelle Höpfingen – eine Erfolgsstory“.
Freunde aus der Ferne waren gekommen
Die Liebe und Hingabe, mit der die Musikerfamilie ihr Jubiläum zelebrierte, riss mit und sorgte für viele herzliche Momente – so auch der treffende Ausspruch „wir sind die Musik und gemeinsam sind wir stark!“. Ein musikalischer Jahresreigen setzte das durchweg ansprechende und originelle Programm fort: Musikalisch kann es sommers wie winters zugehen, was die sehenswerte Bilderserie auf den Punkt brachte – untermalt vom abwechslungsreichen Robbie-Williams-Medley der Trachtenkapelle. Hier lautete die Devise „Musik macht Freu(n)de“ - ein gutes Stichwort überdies: Kerstin Schuh und Peter Fieger erinnerten gutgelaunt an viele gute Partnerschaften im trauten Miteinander. So grüßten Vertreter des Bürgerschützenvereins Nordkirchen, der Musikkapelle Kraftisried im Allgäu und des Musikvereins Dohrgaul im Bergischen Land persönlich und per Videobotschaft. Die fröhliche Stimmung täuschte nicht darüber hinweg, dass die Zeit voranschritt: Bewegte Bilder aus der Chronik, fachkundig kommentiert durch Peter Fieger, erwiesen sich als sympathische Retrospektive und gipfelten in der Siegerehrung des Schätzspiels (1. Preis: Karl Häfner, 2. Preis: Gerd Münch; 3. Preis: Heike Janson und Nils Edelmann) – Hauptpreis war ein Geburtstagsständchen der Trachtenkapelle.
Nun zog Dirigent Holger Dörr eine emotionale Bilanz: „Was für ein Abend, was für schöne Beiträge“, rief er treffend aus. Mit einem schwungvollen Musikstück der Trachtenkapelle wurde das gemütliche Beisammensein eingeleitet. Bis weit nach Mitternacht saß man zusammen – denn 100 Jahre „alt“ wird man nur einmal.
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