Kampf der Lebensmittelmärkte in Hardheim

So positionieren sich „Rewe“ und „Edeka“ in der jetzigen Situation

Hardheims Einzelhandel im Umbruch: „Edeka“ und „Rewe“ ringen um Positionen. Während die eine Kette taktiert, äußerst sich die andere öffentlich - und offensiv.

Von 
Michael Fürst
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„Rewe“ denkt darüber nach, sich am jetzigen Standort in Hardheim (Bild) zu modernisieren und möglichst zu erweitern. © Michael Fürst

Hardheim. „Einer der Lebensmittelmärkte muss den nächsten Schachzug machen.“ Das hatte Hardheims Bürgermeister Stefan Grimm im großen FN-Sommerinterview vom 19. Juli gesagt. Nachdem der neue „Rewe“-Markt im Zuge des Projekts „Erfapark 2.0“ ziemlich sicher nicht dort entstehen wird, da der Investor „Schoofs“ insolvent ist und „Edeka“ das alte „Eirich-Areal“ gekauft hat, ist es, Stand heute, offen, wie sich diese beiden Lebensmittelmarkt-Ketten in Hardheim weiter positionieren werden. Klar ist erst einmal: Nach der Modernisierung des „Aldi“ in der Ignaz-Schwinn-Straße und die Erweiterung des „Norma“ in der Würzburger Straße bleiben diese beiden Filialen an Ort und Stelle. Das Ansinnen von „Aldi“ war es ja, auf das alte „Eirich-Areal“ zu ziehen.

Die Situation ist nicht einfach. Deshalb hält sich „Edeka“ auf wiederholte Anfrage der FN auch bedeckt. Meike Marschall von der „Edeka“-Vorstandsassistenz antwortete den FN so: „Wir stehen weiterhin im Austausch mit der Stadt. Der Bürgermeister hat die aktuelle Situation im Sommerinterview sehr anschaulich beschrieben. Wir werden Sie und die Öffentlichkeit rechtzeitig über alle Entwicklungen informieren.“ Bürgermeister Stefan Grimm bestätigt die Gespräche mit „Edeka“: „Ja, wir stehen im Austausch mit Edeka. Wir begrüßen sehr und unterstützen die Idee, sich in Hardheim niederzulassen. Das Projekt ist jedoch kein Selbstläufer.“

Bürgermeister Grimm ordnet die Sachlage ein

Und damit sind wir beim aktuell geltenden Einzelhandelsgutachten, das auf der Fläche des „Eirich-Areals“ einen Discounter mit lediglich 1200 Quadratmetern Verkaufsfläche vorsieht. „Edeka“ ist allerdings ein Vollsortimenter und würde deshalb gerne größer bauen, informiert das Gemeindeoberhaupt und sagt: „Auch da sind wir uns einig. Allerdings müssen das auch die übergeordneten Behörden mittragen.“ Da es sich hierbei um eine Neuansiedlung handelt und nicht mehr um die ursprünglich vorgesehene Verlagerung eines Bestandsmarktes vom Ortsrand ins Zentrum, müsse geprüft werden, inwieweit die zusätzliche Verkaufsfläche insgesamt verträglich sei. Grimm weiter: „Da ist noch einiges an Verhandlungsgeschick nötig.“ Zudem braucht man dazu Verwaltung, Gemeinderat, GVV Hardheim-Walldürn und Regierungspräsidium.

Und was macht „Rewe“? Hier muss man erst einmal wissen, dass sich der Mietvertrag der Filiale in der Ferdinand-Müller-Straße 2 im vergangenen Jahr bis 2029 verlängert hat. Das bestätigte Eigentümer Benno Hollerbach auf FN-Nachfrage. Dass auch er vor einiger Zeit ebenfalls Gespräche mit „Edeka“ für die Rewe-Nachfolge am aktuellen Standort führte, wollte er nicht bestätigen, aber auch nicht dementieren. „Rewe“ hätte eigentlich gen Erfapark ziehen sollen, also hätte Hollerbach einen Nachmieter benötigt.

„Rewe“ hat sich aufgrund der komplexen Situation in Hardheim Zeit für die Antwort auf die FN-Anfrage erbeten – und auch erhalten. Am Freitag um die Mittagszeit erhielten wir sie dann. Daraus lässt sich ablesen: Rewe will und wird um den Standort Hardheim kämpfen, denn in der Stellungnahme von Sabine Stachorski, Leiterin Unternehmenskommunikation, ansässig in Wiesloch, heißt es unter anderem: „Aktuell prüfen wir alle Optionen, die es uns ermöglichen eine moderne Nahversorgung in Hardheim langfristig sicherzustellen. In diesem Zusammenhang sind wir in engem Kontakt mit unserem Vermieter des bestehenden Standortes in der Ferdinand-Müller-Straße 2 (Benno Hollerbach, Anm. d. Red.) und prüfen gemeinsam intensiv, wie der Standort modernisiert und weiterentwickelt werden kann. Konzepte, die wir positiv bewerten, liegen hierzu vor, erfordern aber sowohl von uns als Mieter als auch von unserem Eigentümer größere Investitionen. Parallel haben Gespräche mit Bürgermeister Grimm stattgefunden, um die komplexe Gesamtsituation und die Zukunftsperspektiven der Nahversorgung zu erläutern.“

Hierzu muss man aber wissen: Für den Bebauungsplan „Trieb Hostienäcker“ - dort befinden sich „ZG“ und „Rewe“ - besteht eine Veränderungssperre. Diese beschloss der Gemeinderat noch unter Bürgermeister Volker Rohm im Juli 2022. Veränderungssperre heißt unter anderem, dass beide Gebäude, zunächst auf zwei Jahre befristet, nicht erweitert werden dürfen. Diese zwei Jahre sind herum. Wie es jetzt weitergeht, ist ungewiss.

„Rewe“ pocht auf vertragliche Bindung mit „Schoofs“

Damit nimmt Sabine Stachorski Stellung zum Erwerb des „Eirich-Areals“ durch „Edeka“. Sie sagt, dass bei den Überlegungen von „Rewe“ auch die Entwicklung auf dem „Eirich-Areal“ eine Rolle spiele. „Auf Basis unserer Analysen besteht in Hardheim nur ein äußerst begrenztes Verkaufsflächenpotenzial. Die Ansiedlung eines weiteren Vollsortimenters sehen wir daher sehr kritisch“, so die Unternehmenssprecherin.

„Rewe“ macht aber eines noch einmal ganz deutlich: „Trotz der Insolvenz von Schoofs besteht am Standort des Erfapark für uns eine vertragliche Bindung. Insofern sind wir verwundert, dass der gleiche Entwickler an den direkten Wettbewerber dieses Grundstück veräußert hat.“ „Rewe“ hatte früher selbst zwei Märkte in Hardheim geführt, bemerkt Stachorski, was sich allerdings nicht als wirtschaftlich erwiesen habe. „Insofern wäre bei der Realisierung eines zusätzlichen Vollsortimenters auf dem ,Eirich-Areal‘ mit einem harten Verdrängungswettbewerb zu rechnen“, schätzt sie ein.

Letztlich wird auch das Regierungspräsidium ein Wörtchen mitreden – Stichwort „Einzelhandelsgutachten“. Vielleicht kommt ja der nächste Schachzug von der Behörde und nicht von einem der beiden Lebensmittelmarkt-Ketten…

Was plant „Edeka“ auf dem "Eirich-Areal" in Hardheim? Der Konzern hält sich bedeckt. © Michael Fürst

Ressortleitung Reporterchef und Leiter der Sportredaktion

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