Schweinberg. Juli 2015: Noah Herbst ist neun Jahre alt, lernt Schlagzeug beim Musikverein Schweinberg (MVS). Die Sommerserenade unter dem Motto „Italienische Nacht“ ist eines der ersten Konzerte, bei denen er in der „Miniband“, dem Nachwuchsorchester des MVS, mitspielt. Mama Alessandra und Papa Andreas sind natürlich stolz wie Bolle auf ihren Dreikäsehoch. Der Auftritt der Jugendkapelle wird mit einer Videokamera festgehalten. Immer wieder zoomt die Kamera auf den jungen Noah, wie er hochkonzentriert Pauken zu dem Stück „Sway“ spielt und mitzählt.
Profil des Schweinberger Musikvereins auf "TikTok" eingerichtet
Damals ahnte noch keiner, dass dieses Video, das Mama und Papa für das Familienalbum aufgenommen haben, über acht Jahre später auf Social Media viral gehen wird. Verantwortlich dafür ist Marc Reinhart. Der stellvertretende Vorsitzende des Vereins verwaltet den Instagram- und Facebook-Kanal und kam auf die Idee, auch ein Profil des MVS auf der Videoplattform „TikTok“ einzurichten. Bisher fehlte jedoch die Zeit, um neue, lustige Videos für diesen Kanal zu produzieren.
Also kramte Reinhart im Archiv und stieß auf das Video aus 2015. „Das war eigentlich nur als Füllmaterial gedacht“, sagt er lachend im FN-Gespräch. Am 3. Oktober lud er den Clip dann bei „TikTok“ hoch. Innerhalb weniger Tage schauten sich tausende von Leuten das Video vom kleinen Noah an, kommentierten, likten und teilten den Beitrag. Über 60 000 Mal wurde das Video bereits angeschaut.
Das Handy von Marc Reinhart hat ständig vibriert
Auf Instagram hat Reinhart den Clip auch gepostet – und da ist der Erfolg sogar noch größer: Dort wurde der Schnipsel mit der Aufschrift „POV: Wenn die Schlagzeuger wieder hochkonzentriert in ihrem Element sind“ (POV = englischer Ausdruck „Point of view“, das heißt so viel wie Sichtweise oder Standpunkt, Anm. d. Red.) mittlerweile über 700 000 Mal aufgerufen. Ein Erfolg, mit dem Reinhart nie gerechnet hat. „Es gab Tage, da hat ständig mein Handy vibriert, weil die Leute das Video geliket haben und unserem Profil gefolgt sind.“ Obwohl der Clip mittlerweile fünf Wochen online ist, kommen täglich neue Likes und Aufrufe dazu.
Auch die Followerzahlen sind seitdem explodiert. Vorher hatte der Instagram-Account des MVS rund 800 Abonnenten, mittlerweile sind es fast 1200. Inzwischen interagieren mehr Leute mit den Beiträgen und Storys. „Unsere Story schauen etwa 50 Prozent mehr Leute an als vorher“, hat Marc Reinhart festgestellt. Auch die anderen Videos auf dem Kanal haben jetzt mehr Aufrufe erhalten. Wie nachhaltig der Erfolg ist, sei aber nicht absehbar.
Marc Reinhart: „Ich habe nichts anders gemacht“
Warum das Video viral gegangen ist, kann sich der stellvertretende Vorsitzende übrigens nicht erklären. „Ich habe nichts anders gemacht, als sonst auch“, sagt der 38-Jährige. Er steckt viel Arbeit in die Pflege der aktiven Social Media-Kanäle. Es sei als Verein wichtig, auch auf Instagram und Co. aktiv zu sein, denn so erreiche man die jungen Leute. Für die Bearbeitung eines Reels (ein kurzes, zusammengeschnittenes Video) braucht er je nach Aufwand schonmal fünf bis sechs Stunden.
Umso mehr freut ihn deshalb der jetzige Erfolg. „Mein Ziel war es mal ein Video mit 50 000 Aufrufen zu haben“, erklärt Marc Reinhart. Dieses Ziel hat er mit diesem über acht Jahren alten Video des mittlerweile fast 18-jährigen Noahs weit übertroffen...
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