Odenwald-Tauber. Auf zahlreichen Feldern haben in den vergangenen Tagen die Landwirte das Getreide geerntet. Noch in dieser Woche soll die Ernte sowohl im Neckar-Odenwald- als auch im Main-Tauber-Kreis abgeschlossen sein. „Dieses Jahr ist aufgrund der feuchten Verhältnisse und der immer wieder auftretenden Niederschläge ein ausgesprochenes ,Pilzjahr’. Günstige Befallsbedingungen für Pilze sind eine ausreichende Temperatur und vor allem ausreichende Blattnässedauer“, erklärt Nina Waldorf vom Fachdienst Landwirtschaft des Landratsamtes Neckar-Odenwald-Kreis den Fränkischen Nachrichten. In der Region seien die schwerpunktmäßig angebauten Kulturen – wie Getreide, Raps, Zuckerrüben und Leguminosen – geeignete Wirtspflanzen für verschiedene Pilzarten. „Im Winterweizen haben die Blatt- und Spelzenbräune und die beiden Rostpilze Braun- und Gelbrost die größte Bedeutung. Dieses Jahr spielen auch Fusariumpilze ein größere Rolle“, nennt sie Beispiele.
Doch egal, ob beim Weizen oder bei anderen Kulturen, ein Befall habe immer ähnliche Folgen: Der Pilz entziehe der Pflanze wichtige Nährstoffe und schädige die Blätter nachhaltig. So fehle bei einem Befall die grüne Blattfläche für die Photosynthese. Maßnahmen handhaben die Landwirte entweder vorbeugend unter Beachtung von Fruchtfolge, Saatzeitpunkt und Sorte oder bei Pilzbefall mit Hilfe von chemischen Mitteln und weiterer Beobachtung. „In unbehandelten Kontrollen sind bei starkem Befall Ertragseinbußen von mehr als 40 bis 50 Prozent möglich“, erläutert Waldorf.
Zum Schutz der Pflanzen
„In der Regel waren die Landwirte dieses Jahr gezwungen zwei Fungizidmaßnahmen zu fahren“, erklärt Stefan Fröber, Geschäftsführer des Kreisbauernverbands Main-Tauber. Fungizide wirken protektiv und sollen die Pflanzen dementsprechend vor einem Befall schützen. „Um nicht unnötig Pflanzenschutzmittel einzusetzen, beobachtet der Landwirt die Bestände. Stellt er eine Infektion fest, behandelt er die Fläche um die Ausbreitung zu verhindern. Ist der Pilzbefall einmal sichtbar, hat das Pflanzenschutzmittel für die befallenen Pflanzen nur noch eine ,Stoppwirkung’. Die restlichen Pflanzen werden vor Befall geschützt“, erklärt er. Er selbst habe auf einem Schlag Wintergerste Blatt- und Netzflecken festgestellt, während die anderen Äcker nicht befallen waren. Er habe nur die befallene Fläche mit Fungiziden behandelt. Später habe der Befall auch die unbehandelte Wintergerste betroffen. „Für eine Behandlung war dann die Witterung ungünstig. Bei der Ernte habe ich einen um 15 Prozent geringeren Ertrag sowie wesentlich schlechtere Qualitätswerte festgestellt. Die unbehandelte Gerste kann nur noch als Viehfutter verwendet werden, die behandelte hatte Brauqualität“, erzählt Fröber. Dennoch sei die Ernte im Großen und Ganzen gut verlaufen, auch wenn es einige Pausentage aufgrund des Regens gab. „Nach den ersten Rückmeldungen von Landwirten und Erfassern, hatten wir in diesem Jahr eine knapp unterdurchschnittliche Ernte“, informiert er.
Während der Ernte sei eine längere Trockenphase wichtig, betont Andreas Sigmund, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Neckar-Odenwald, damit besonders die Körner zügig und trocken von den Feldern abgetragen werden können. Beim Pilzbefall sei nicht zwingend alles der Kulturpflanzen betroffen, erläutert er. Der Pilz könne sich an den Stängeln, den Blättern oder an den Ähren und Körnern ansiedeln, beschreibt er. „Durch den vielen und andauernden Regen während des gesamten Frühjahrs und Sommers war beziehungsweise ist der ,Pilzdruck’ sehr hoch – übrigens nicht nur beim Weizen, sondern bei allen Pflanzen“, erklärt Sigmund. Ein weiteres Beispiel sei die Kraut- und Knollenfäule der Kartoffel oder den Blattkrankheiten bei der Zuckerrübe. Das heißt, dass Pilze in diesem Jahr auch bei der Ernte von anderen Kulturpflanzen eine Rolle spielen wird.
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