Evangelische Kirchengemeinde

Mit Ideenreichtum Akzente gesetzt

Großer Bahnhof zum Abschied von Pfarrer Markus Keller. Engagement der ganzen Familie gewürdigt

Von 
ad
Lesedauer: 

Hardheim. Im März 2015 kam der evangelische Pfarrer Markus Keller als junger Geistlicher nach Hardheim. Immer noch jung an Jahren, aber um viele Erfahrungen bereichert verlässt er seine erste Gemeinde zum 1. September und tritt (wir berichteten) eine Stelle in Bensheim an. Seine große Beliebtheit spiegelte sich am Sonntag in der äußerst würdigen Verabschiedung wieder: Zahlreiche Gäste erwiesen „ihrem“ Pfarrer Keller, seiner Frau Caroline und den Kindern die große Ehre zum Abschied.

Die Begrüßung in der evangelischen Kirche übernahm Silke Dietz. Seitens des Kirchengemeinderats beleuchtete sie den Abschiedsschmerz angesichts „eines Tages, der ruhig später hätte sein dürfen“ - die Kellers hatten in Hardheim viele kreative Impulse gesetzt, die dem Gemeindeleben neuen Schwung schenkten. Mit einem Text Dietrich Bonhoeffers unterstrich sie auf stilvolle Weise, dass die Trauer über den Abschied nach gewisser Zeit durch Dankbarkeit in helle Freude umgewandelt werde – in Freude durch die schönen Erinnerungen an die gemeinsame Zeit.

Kostbares Geschenk

„Ihr wart durch euer Tun und Sein ein kostbares und wertvolles Geschenk für unsere Gemeinde“, betonte sie und hieß neben der Familie Keller auch die Ehrengäste willkommen.

Mehr zum Thema

Ökumenisches Theobaldsfest

„Leben teilen, Frieden stiften“

Veröffentlicht
Von
peka
Mehr erfahren

Dekan Rüdiger Krauth führte im Anschluss mit Pfarrer Markus Keller durch den Gottesdienst. Nach Schriftlesung und Glaubensbekenntnis ging Pfarrer Keller auf seinen liebsten Bibelvers vom „Leben in der Fülle Gottes“ ein, den er im Rahmen seiner Predigt erörterte. Zunächst sei das „Leben in der Fülle Gottes“ als Sinnsuche anzusehen, die bei der „Fülle Gottes“ ende. Bildlich stehen dafür die „wunderbaren Aktionen“, die man gemeinsam gestaltet und erlebt habe – zum Beispiel die Osternächte mit weithin sichtbarem „Jesus lebt“-Fackelschriftzug auf dem Hockenberg.

Der scheidende Pfarrer dankte vor allem „seiner“ Gemeinde, die sich auf manches Abenteuer eingelassen habe: „Eure Bereitschaft dazu hat mir das Verkündigen und Predigen leicht gemacht“, hielt Keller fest.

Als nächsten Punkt führte er ein „Leben mit Erfahrungen und Erkenntnissen“ an: „Gott lässt sich als lebendiger Gott erfahren, der Gebete erhört und auf sie antwortet“, bemerkte er. Gern denke er an die zahllosen Erfahrungen und Erkenntnisse zurück, die er in seinen ersten sieben Berufsjahren einsammeln und auswerten durfte. In Hardheim habe er freies Predigen gelernt, den Aufbau einer Gemeinde erfahren und getragen von Familie und Gemeinde „manche verrückte Idee realisiert“. Ein Leben in Fülle jedoch bringe auch „Frucht in Fülle“ mit sich: Das Schöne am Leben eines bekennenden Christen läge im nachhaltigen Handeln – was man tue, behalte seinen Wert auf Ewigkeit. Dafür stehen in Hardheim die Gottesdienstgemeinde, die Pfadfinderarbeit, die lebhaften Kindergottesdienste, die Glaubenskurse und das zwanglose wie kommunikative Miteinander auf allen Ebenen.

Stolz auf Gemeinde

„Ein Pfarrer betreibt keine One-Man-Show“, bemerkte Keller und dankte allen Mitwirkenden – auch im Kirchengemeinderat. Gleichermaßen stehe das Leben in Freude und Fülle für den kleinen, aber feinen Unterschied zwischen Spaß und Freude: Freude sei ein langanhaltendes, den Charakter prägendes Hochgefühl, während Spaß sich als eher vorübergehende Begeisterung definieren lasse. „Freude ergibt sich aus einem Leben, das ewige Perspektiven hat“, ließ Keller wissen.

Auf Hardheim bezogen dankte er für viele Begegnungen und Freundschaften, Geselligkeit etwa im „Kirchencafé“ und die herzliche Aufnahme vom ersten Tag an: „Das ist für mich der Inbegriff echter Freude“, bemerkte er. Entsprechend positiv fiel sein Fazit über die letzten sieben Jahre aus: „Wir hatten in Hardheim ein Leben in ganzer Fülle genossen“, resümierte Pfarrer Keller. Der Gemeinde gab er den Ratschlag mit, dieses „Leben in Fülle“ weiterhin bewusst, mit offenen Augen und Armen auszukosten - immer im Glauben an Jesus Christus und das Gute im Menschen.

Die eigentliche Entpflichtung nahm Dekan Rüdiger Krauth vor. Mit dem Segensspruch einher ging einhelliges Bedauern für den Abschied, aber auch Verständnis für die persönliche Entscheidung Kellers. Mit seiner frohgemuten Art habe Keller „beeindruckende Akzente vor allem im Bereich der Jugend-, Pfadfinder- und Flüchtlingsarbeit gesetzt“, große Kreativität und eine starke Predigtgabe unter Beweis gestellt. Als „mitreißender Organisator“ habe er die Menschen bewegt und ein vorbildliches Engagement im Sinne der Ökumene sowie des Miteinanders mit der politischen Gemeinde gezeigt. Nie war er allein unterwegs: Auch Ehefrau Caroline und die Kinder gehörten rasch fest ins Gemeindeleben.

Mit den besten Wünschen warteten auch die Kirchengemeinderatsmitglieder Sieghard Schmidt, Silke Dietz, Norman Volpp, Pia Sachweh und Michael Weller auf. Aus den Fürbitten klang der Wunsch, „bald einen neuen Pfarrer im evangelischen Pfarrhaus begrüßen zu dürfen“.

Empfang auf der Schulstraße

Auf den festlichen Gottesdienst folgte ein Empfang auf der eigens hierfür gesperrten Schulstraße. Auf das „Danke-Lied“ der Gemeinde folgten Ansprachen: Kirchengemeinderatsvorsitzender Sieghard Schmidt, Bürgermeister Volker Rohm und Johanna Leiblein als Vertreterin des Vereins „Dienst am Nächsten“ dankten für die hervorragende Zusammenarbeit und die menschliche Wärme, ehe ein Präsent von Kirchengemeinderat und Gemeinde überreicht wurde. Pfarrer Christian Wolff und Pfarrgemeinderatsvorsitzender Manfred Weihbrecht hatten ebenso ein Geschenk dabei wie auch die „Kindergottesdienst-Kinder“, die sich mit zwei Liedern von Familie Keller verabschiedeten. Nach einem gemeinsamen Segenslied klang der Abend mit einem kleinen Buffet aus. Bei den vielen herzenswarmen Begegnungen zeigte sich einmal mehr die tiefe Verbundenheit Hardheims zu Pfarrer Markus Keller und seiner Familie. ad

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten