Ötztaler Radmarathon

Mit dem Fahrrad 227 Kilometer über die Alpen

Alexander Stang aus Schweinberg nahm nach 2022 auch 2025 an dem anspruchsvollen Radrennen teil. Warum die Vorbereitung in diesem Jahr nicht optimal lief

Von 
Maren Greß
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5.500 Höhenmeter legen die Teilnehmer beim Ötztaler Radmarathon zurück. Einer von ihnen war in diesem Jahr der Schweinberger Alexander Stang (vorne). © sportfotograf.com

Schweinberg/Sölden. Alexander Stang macht im Gespräch einen entspannten Eindruck. Dass er vor wenigen Tagen 227 Kilometer und 5.500 Höhenmeter mit dem Fahrrad über die Alpen gefahren ist, merkt man ihm nicht an. „Ein bisschen Muskelkater in den Beinen hatte ich, aber ansonsten ging es mir richtig gut“, erzählt der 35-Jährige im FN-Gespräch. Der Schweinberger hat an einem der anspruchsvollsten und angesehensten Rennrad-Amateurrennen der Welt teilgenommen: dem Ötztaler Radmarathon. 4.000 Teilnehmer gehen jedes Jahr an den Start. Die Startplätze werden zugelost, weil sich immer rund 30.000 Sportler bewerben.

Zum „Ötztaler“ kam er durch Zufall: „Wir waren 2018 zum Zeitpunkt des Rennens in Sölden im Urlaub. Hier haben wir sofort die ,Ötzi‘-Atmosphäre aufgesaugt.“ 2019 hatte er sich das erste Mal für eine Teilnahme beworben, jedoch erfolglos. Auch 2020 und 2021 ging er leer aus. „Nach drei erfolglosen Jahren ist man beim vierten Mal sicher dabei“, erklärt Stang. 2022 nahm er also zum ersten Mal teil. Damals sei für ihn ein jahrelanger Traum in Erfüllung gegangen.

Zeit von 2022 um fast zwei Stunden unterboten

Seine Zeit von 2022 hat der 35-Jährige in diesem Jahr um fast zwei Stunden unterboten. Und das, obwohl die Vorbereitung seiner Meinung nach nicht optimal lief. Gemeinsam mit seiner Freundin Jessi baut er gerade das Dachgeschoss seines Elternhauses in Schweinberg aus. „Mein Alltag bestand darin, um 5 Uhr aufzustehen, eine bis anderthalb Stunden Rad zu fahren, arbeiten zu gehen und dann auf die Baustelle“, erzählt Stang, der bei einem Autohaus in Hardheim als Serviceleiter tätig ist. Zeit für lange Ausfahrten von 100 Kilometern und mehr sei deshalb kaum gewesen.

Über den Ötztaler Radmarathon

  • Der Ötztaler Radmarathon zählt zu den anspruchsvollsten und angesehensten Rennrad-Amateurrennen der Welt. Er findet jedes Jahr Ende August/Anfang September statt.
  • Start und Ziel ist in Sölden. Dann führt die Strecke über 227 Kilometer und 5.500 Höhenmeter durch Tirol und Südtirol.
  • Die Teilnehmer müssen dabei vier Passstraßen bewältigen: Entlang des Kühtaisattels geht es bis nach Innsbruck, über den Brennerpass nach Sterzing in Südtirol. Mit dem Jaufenpass und dem Timmelsjoch warten im zweiten Abschnitt zwei weitere Herausforderungen auf die Radfahrer. Der höchste Punkt, das Timmelsjoch, liegt auf 2.474 Metern. Die Sportler müssen maximale Steigungen von bis zu 16 Prozent bewältigen.
  • Die Startplätze für den Radmarathon werden zugelost . In diesem Jahr gab es rund 30.000 Bewerbungen auf die 4.000 Startplätze.
  • Die zugelosten Startplätze können an andere Personen übertragen werden.
  • Ab Januar kann man sich für das jeweilige Jahr bewerben . mg

Zu Beginn der Vorbereitung Anfang des Jahres habe er seine Ernährung umgestellt und dadurch rund zwölf Kilogramm Gewicht verloren. Außerdem habe er auf Süßigkeiten und Alkohol verzichtet ¬– selbst bei der Meisterfeier des TSV Höpfingen II, für den er ab und zu noch kickt. Ein wichtiger Teil der Vorbereitung sei auch der Schlaf gewesen. „Erholsamer Schlaf ist unglaublich wichtig für die Regeneration“, sagt Stang und fügt an: „Die letzten zwei Wochen vor dem Rennen wollte ich nur nicht krank werden.“ Auch das Fußballspielen habe er pausiert, um sich nicht noch zu verletzen.

Die Verpflegung spielt eine große Rolle

Aufgrund der schwierigen Bedingungen in der Vorbereitung sei er mit großen Fragezeichen ins Rennen gegangen. Deshalb ist er mit seinem Ergebnis mehr als zufrieden. „Der Anfang der Strecke ist der anspruchsvollste Teil“, sagt er. „Es ging für meine Verhältnisse ein bisschen zu schnell in den ersten Berg, hier nimmt man automatisch die Geschwindigkeit der Mitstreiter auf“, blickt der Schweinberger zurück. Bei einem solch anspruchsvollen Rennen spielt auch die Verpflegung eine große Rolle. „Ich habe mich überwiegend von Gels und Getränken ernährt“, sagt Stang. Daran müsse man seinen Körper gewöhnen, denn nicht jeder vertrage diese Form von Energiezufuhr. Unterwegs gab es immer wieder Verpflegungsstationen, an denen er sich bedient habe.

Gegen Ende des Ötztaler Radmarathons wird es auf der Strecke noch einmal knackig. 187 Kilometer haben die Fahrer schon in den Beinen, bevor es aufs Timmelsjoch hinauf geht – 29 Kilometer und etwa 1800 Höhenmeter. „Ich habe mir meine Kraft gut eingeteilt und konnte dadurch auf den letzten Kilometern noch einmal das Tempo erhöhen.“ Mit knapp unter elf Stunden kam er schließlich ins Ziel. Seine Durchschnittsgeschwindigkeit betrug 21,7 Stundenkilometer.

Für Alexander Stang war es nach 2022 die zweite Teilnahme am Ötztaler Radmarathon. Auch für 2026 will er sich wieder bewerben. © Jessi Huber

Im Ziel wurde er von seiner Familie und Freunden empfangen, die ihn auch entlang der Strecke immer wieder angefeuert hatten. Freundin Jessi hatte sogar extra T-Shirts für den Fanclub entworfen. „Das Rennen ging früh los. Meine Familie und Freunde haben sich deshalb das Frühstück mit nach Kühtai genommen und mich dort empfangen. Das war wirklich ein schönes Gefühl“, erzählt der 35-Jährige.

Für 2026 werde er sich auf jeden Fall wieder bewerben. Auch sein Fanclub werde es probieren, und ihm gegebenenfalls den Startplatz übertragen. „Ich glaube, dass sie sich eine Teilnahme mehr wünschen als ich selbst, weil sie so im Fieber waren“, sagt Stang lachend. Und der Fanclub könnte sogar noch größer werden: Weitere Freunde und Familienmitglieder hätten schon angekündigt, im nächsten Jahr mit nach Österreich fahren zu wollen. Deshalb habe er sicherheitshalber schon einmal eine Unterkunft gebucht, in der Platz für alle wäre.

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