Hardheim. Vor 75 Jahren am 2. Oktober 1949 verfolgte eine riesige Menschenmenge auf dem Hardheimer Schlossplatz die feierliche Weihe des Geläuts der Pfarrkirche St. Alban durch den Geistlichen Rat und Dekan Josef Heck. Dann wurden die fünf Glocken auf gummibereiften Wagen vor die Kirche transportiert und auf den Turm gehievt.
Von einem „Flug nach Rom“, wie mancher Kindern gerne das Verstummen der Kirchenglocken während der Karwoche deutet, konnte während des Zweiten Weltkriegs wirklich nicht gesprochen werden. Die Kirchenglocken der Pfarrkirche St. Albanus fielen einer Beschlagnahme der nationalsozialistischen Machthaber zum Opfer. Generalfeldmarschall Hermann Göring hatte als Beauftragter für den Vierjahresplan mit Erlass vom 15. März 1940 Bronzeglocken und Gebäudeteile von Kirchen aus Kupfer für die Rüstungsreserve beschlagnahmt und die Kirchengemeinden aufgefordert, die Ablieferung vorzubereiten.
So haben die Bürger am 29. Mai 1942 aus Hardheim vier, von der Filialkirche in Dornberg zwei und von den Filialkapellen in Rütschdorf, Vollmersdorf und Steinfurt je eine Glocke abgeliefert.
Bis auf die in Rütschdorf wurden alle Glocken eingeschmolzen. Sie teilten das Schicksal von rund 24 000 Glocken von katholischen Gotteshäusern, die im Zweiten Weltkrieg verhüttet oder zu Glockenbruch zerschlagen wurden.
Recht bald nach Bekanntgabe des endgültigen Verlustes durch den Ausschuss für die Rückführung der Glocken (ARG), den die Besatzungsbehörden nach dem Krieg eingerichtet hatten, entschied sich der Stiftungsrat der Pfarrgemeinde für eine Neuanschaffung bei der Glockengießerei Albert Junker in Westfalen. Zusammen mit der auf dem Turm verbliebenen kleinsten Glocke bilden die Glocken seither das wohlklingende Geläute im Erftal.
Inschriften
Die größte Glocke von St. Alban erklingt im Ton d‘ und hat ein Gewicht von 1520 Kilogramm. Sie trägt die Inschrift: „Christus dem König bin ich geweiht, künd‘ euch: Seid allezeit bereit!“ Auf der Rückseite steht: „gegossen da Pius XII. Papst in Rom, Dr. Wendelin Rauch, Erzbischof in Freiburg, Josef Heck, Pfarrer und Dekan in Hardheim war“.
Die zweite Glocke erschallt im Ton e‘, ist St. Albanus geweiht, hat ein Gewicht von 1110 Kilogramm und trägt die Inschrift: „Eures Kirchenpatrons Wort soll in Erz ertönen. Väter erhaltet den Glauben eurer Söhne!“
Die dritte Glocke ist St. Maria gewidmet, ist 650 Kilogramm schwer und ertönt im Ton g‘. „Ich flehe zur Friedenskönigin: Führe die Welt zu Christus hin!“ lautet ihre Umschrift.
Die beiden anderen Glocken des neuen Geläuts sind St. Kilian, dem Frankenapostel (460 Kilogramm schwer und im Ton a‘) sowie die „Engelsglocke“ im Ton h‘ mit 320 Kilogramm. Das Geläut wird von der kleinsten Glocke, 210 Kilogramm schwer, im Ton d‘ und dem heiligen Josef geweiht, vervollständigt.
Sie wurde ursprünglich 1931 von Hauptlehrer Josef Bundschuh gespendet und überlebte als einzige Glocke den Zweiten Weltkrieg auf dem Turm.
Das Geläut wurde in 1949 auf einer Stahlkonstruktion aufgebaut, die beim Kirchenneubau 1894 von der Firma Gustav Eirich errichtet wurde. 1951 erhielt es schließlich ein elektrisches Läutewerk. Seit Bestehen des Erftaldoms ist es nun das dritte Läutewerk, nachdem die Gemeinde die beiden kleinsten Glocken im Ersten Weltkrieg ebenso abliefern mussten und man das Ganze 1931 durch ein neues ersetze. Seinerzeit wurden die zwei alten Glocken des ersten Geläuts in Zahlung gegeben, während die kleinste der drei alten Glocken zersprang.
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