Hardheim. Wenn Bürgermeister Stefan Grimm am Geburtstag seiner Frau einen Termin wahrnimmt, dann muss es ein wichtiger sein: Minister und Landtagsabgeordneter Peter Hauk stattete der Gemeinde Hardheim am Samstag einen Besuch ab. Fast zwei Stunden lang war Hauk mit Kommunalpolitikern und interessierten Bürgern im Ortskern unterwegs und informierte sich über Probleme und Projekte. „Wir sind der Meinung, dass die Situation in Hardheim sinnbildlich für den ländlichen Raum ist“, sagte Dr. Ingo Großkinsky, Vorsitzender des CDU-Gemeindeverbands, in seiner Begrüßung am Schlossplatz. Deshalb habe man den Nachmittag unter das Motto „Hardheim – Probleme und Chancen einer typischen Gemeinde im ländlichen Raum“ gestellt.
Erfapark: Der Erfapark war die erste Station des Ortsrundgangs. Michael Messerer, stellvertretender Vorsitzender des Gemeindeverbands der Christdemokraten, skizzierte auf, was sich in den vergangenen Jahren getan hatte. „2020 wurden die ersten Pläne zur Revitalisierung im Gemeinderat vorgestellt“, erinnerte Messerer. Der damalige Investor „Schoofs“ habe viel Geld in die Hand genommen, um das Objekt zu erwerben und erste Wohnungen zu sanieren. Das Projekt sei ins Stocken geraten, unter anderem weil sich das Regierungspräsidium eingeschaltet habe. Die Behörde habe moniert, dass durch zwei neue Lebensmitteleinzelhändler die Gemeinde zu viel Verkaufsfläche hätte. „Hier würden wir uns von der Politik mehr Freiheit wünschen“, sagte Messerer. Seit Jahren setze er sich für die Ortsmitten im Land ein, betonte darauf der Minister. „In Ortsmitten sollte es eine flexible Obergrenze für die Verkaufsfläche geben“, erklärte Hauk seine Vorstellung.
Seit Februar 2024 stockt das Projekt endgültig, nachdem „Schoofs“ einen Insolvenzantrag stellte (wir berichteten). Mit Egon Scheuermann hat sich kürzlich ein neuer Investor gefunden, der den Gebäudekomplex abreißen und etwas Neues schaffen will. In der Vorwoche hat er sein Kaufangebot bei der Gläubigerbank abgegeben (die FN berichteten). „Es ist noch nichts in trockenen Tüchern“, sagte Bürgermeister Stefan Grimm dazu. Eine Option, wie die „große Politik“ bei diesem Projekt unterstützen könnte, sei laut Hauk ein Sanierungsgebiet. Man könnte zum Beispiel das Sanierungsgebiet „Ried“ auf den Erfapark ausweiten, so seine Idee. Denn Zuschüsse für Erneuerungen und Abbrüche gebe es dann auch für Privateigentümer beziehungsweise Investoren. Laut Grimm habe die Gemeinde hierzu schon Gespräche mit dem Regierungspräsidium geführt. „Dann könnte auch der Gemeinderat ein Wörtchen mitreden, wenn es sich um ein Sanierungsgebiet handelt“, sagte der Bürgermeister.
Sanierungsgebiet „Ried“: Bei der nächsten Station, der Riedsanierung, passieren viele Dinge gleichzeitig: Kanäle und Leitungen werden modernisiert, die Straße neu geordnet. „Was die Gemeinde hier an Geld in die Hand nimmt, ist beeindruckend“, sagte Brigitte Scheuermann. Die CDU-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat stellte das Projekt kurz vor, ergänzt durch Ausführungen von Bauamtsleiter Daniel Emmenecker. „Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 4,5 Millionen Euro. Davon werden rund eine Million Euro vom Land gefördert“, erklärte Emmenecker. Die Gemeinde sei dankbar für die Zuwendungen. „Ohne Sanierungsmittel könnten wir uns solche Projekte nicht leisten“, machte Bürgermeister Grimm deutlich. Ein großer Brocken im Gesamtpreis seien Kosten, die man für die Entsorgung des Materials einkalkuliert habe. Emmenecker sprach von etwa einer Million Euro. Notwendig sei das aufgrund einer geltenden Verordnung. Das sei eine Stellschraube, an der die Politik drehen könnte, um den Kommunen die Arbeit zu erleichtern, so Grimm.
Krankenhaus: Auf dem Rückweg zum Ausgangspunkt am Schlossplatz legte die Gruppe noch einen Stopp am ehemaligen Marktplatz ein – aber nicht, um über die Ortsdurchfahrt zu sprechen, sondern über das Krankenhaus. „Die Krankenhäuser in kommunaler Trägerschaft benötigen mehr Unterstützung von Land und Bund. Wir können das Krankenhaus nicht mehr lange betreiben, wenn wir jedes Jahr eine Million Euro Minus machen“, merkte Dr. Ingo Großkinsky an. Je mehr Krankenhäuser geschlossen werden, desto schlechter sei das auch für die Notfallversorgung, erklärte Dr. Myriam Weltin. „Der Rettungsdienst wird zwar ausgebaut, aber die Rettungswagen finden im Umkreis keine Klinik, die sie anfahren können,“ betonte die Ärztin. Brigitte Scheuermann wurde in ihrer Wortwahl noch deutlicher: „Das Krankenhaus zuzusperren, wäre einfach dumm.“ Wie sie erklärte, sei eine gestartete Werbekampagne, um Ärzte für das neue Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) zu finden, gut angelaufen. Das bestätigte auch der Bürgermeister: „Wir führen jede Woche ein bis zwei Bewerbungsgespräche.“ Die potenziellen Kandidaten kämen häufig aus dem Raum Würzburg. Insbesondere beim Thema Gesundheitsversorgung sei es „unbezahlbar“, wenn man in der Bundes- und Landesregierung mit Nina Warken und Peter Hauk Ansprechpartner aus der Region habe, betonte Grimm.
Nach einer kurzen Abschlussrunde, bei der Dr. Großkinsky Minister Hauk für seinen Besuch dankte, machte sich die Gruppe auf nach Bretzingen zum Bockbierfest. Dort feierte der Bürgermeister später am Abend mit seiner Frau ihren Geburtstag.
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