Geschäftsschließung - Am Ende des Monats endet ein Stück Hardheimer Geschichte. In den Ruhestand geht Horst Bernhard aber noch lange nicht

Hardheim: Fotoatelier Bernhard schließt seine Pforten

Das Fotoatelier Bernhard schließt am Ende des Monats. Zum Abschluss blicken Horst und Brigitte Bernhard auf bewegte Jahre zurück. Aber in die Hängematte legt sich der 74-jährige Fotomeister noch lange nicht. Er wird weiter Bilder machen.

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Michael Fürst
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Zum 31. Juli schließen die Eheleute Horst und Brigitte Bernhard ihr Fotoatelier in der Würzburger Straße in Hardheim. Damit geht ein Stück Hardheimer Tradition verloren. © privat

Hardheim. Wenn man Horst Bernhard so zuhört, glaubt man nicht, dass er über das Ende seines Fotoateliers in Hardheim plaudert, sondern man gewinnt eher den Eindruck, dass er ein neues Atelier eröffnen wird – mit solch großer Begeisterung spricht er über die Fotografie und seine Arbeit. „Fotografie ist für mich das Ding. Das, was ich machen durfte und darf, da träumen andere davon“, sagt er. Seine Augen leuchten bei diesem Satz so sehr, dass man das Tränchen der Trauer über das Ende seines Geschäfts darin gar nicht erkennen kann. Denn: Nach exakt 50 Jahren wird er seinen Betrieb in der Würzburger Straße schließen. Auch Horst Bernhard hat keinen Nachfolger gefunden.

Hunderte Kommunion-, Hochzeits- und Familienbilder hat er in seinem Atelier gemacht. Im Grunde hat er „jeden Hardheimer“ schon mindestens einmal fotografiert. Dazu hat er mit vielen, vielen Bildern das Zeitgeschehen seiner Heimat-Gemeinde dokumentiert. Deshalb stirbt mit dem Ende des Fotoateliers auch ein Stück Hardheimer Tradition. „Ja, es ist schade“, sagt seine Frau Brigitte, die bei der Arbeit ihres Mannes nicht nur eine starke Stütze war, sondern einst auch die Fachgeschäfte im Erfapark und in der Buchener Marktstraße führte.

Ab nach Tauberbischofsheim

Doch Horst Bernhard wird nun nicht die Füße hochlegen und den Ruhestand genießen – was er mit seinen 74 Jahren locker tun könnte. Nein, der Foto-Meister „greift noch einmal an“, und zwar bei der Werbeagentur „keller.mitausblick“ in Tauberbischofsheim. Seitens der Agentur heißt es: „Wir verstärken uns mit ausgeprägter Fotografie-Expertise. So konnten wir das renommierte Fotoatelier Bernhard in unsere Agentur integrieren. Der weltweit tätige Spezialist mit Schwerpunkten in Industrie- und Architektur-Fotografie wird von nun an unsere Kunden bildtechnisch beraten und begleiten, deren Projekte inszenieren und ins rechte Licht setzen.“ Der Hardheimer wird all seine Gerätschaften und seinen Kundenstamm mit nach „TBB“ nehmen.

Die Geschichte

1964 – 1966: Drogistenlehre von Horst Bernhard in Mosbach mit Besuch der Kaufmännischen Berufsschule und Gehilfenprüfung zum Einzelhandelskaufmann. 1966 Drogisten-Fachschule in Neuwied. Abschlussprüfung zum Drogisten.

1967 – 1969: Fotografenlehre mit Besuch der Berufsschule in Würzburg und Abschluss Gesellenprüfung zum Fotografen (Landessieger Bayern).

1969 – 1970: Wehrpflichtiger bei der Bundeswehr in Würzburg. Einsatz als Luftbildfotograf und Fotolaborant.

1971: Meisterprüfung im Fotografenhandwerk.

1972: Eröffnung des eigenen Fotoateliers mit Fotohandel in Hardheim in der Würzburger Str. 41.

1974: Einrichtung des eigenen Colorfachlabors.

In den 70ern: Beginn mit Film- und Video-Arbeiten.

1980: Eröffnung des Ringfoto-Fachgeschäftes im Erfapark.

1984: Eröffnung des Ringfoto-Fachgeschäftes in der Marktstraße Buchen.

1993: Verkauf der Ringfoto-Fachgeschäfte und Konzentration auf die Portrait-, Industrie-und Werbefotografie. Die beiden Fotofachgeschäfte im Erfapark in Hardheim und in der Marktstraße in Buchen wurden von Ehefrau Brigitte Bernhard geführt.

1995: Einstieg in die digitale Fotografie mit MAC-Rechnern, Trommelscanner und Peripherie.

1998: Kauf der ersten digitalen Studiokamera. Umstellung des Fotoateliers auf rein digitale Produktion. Einsatz im Industrie-und Werbefotografiebereich. Umstellung des Portraitateliers auf digitale Fotografie.

2014: Foto und Film mit Drohnen.

Ausbildung: Insgesamt wurden im Fotoatelier Bernhard bis heute über 40 Lehrlinge erfolgreich ausgebildet.

„Ich bin halt noch fit“, antwortet Horst Bernhard mit einem smarten Lächeln auf die Frage, warum er sich nun nicht in die Hängematte legt. Und wieder spürt man regelrecht seine Begeisterung. Der Rüstige versteht sich eher als Handwerker denn als Künstler. Vielleicht ist über die Jahre hinweg auch deshalb die Industriefotografie zu seinem Steckenpferd geworden. Horst Bernhard schwärmt von seinen Aufträgen auf großen Werften, wo er Schiffe, die so groß sind wie Berge, „ins rechte Licht gerückt hat“, von Flughäfen, auf denen er Transportflieger fotografierte, deren Reifen größer waren als er selbst, von Schaltschränken in der Größe eines Kleinfamilienhauses. Stets hat er die richtige Perspektive gefunden, Details entdeckt, die sonst keiner sah, an Orten Tiefenschärfe erzeugt, wo andere nur noch schwarz sahen. „Die Unternehmen mögen meinen Stil und sie haben die Sicherheit, dass sie auch etwas bekommen“, verrät Bernhard sein Erfolgsgeheimnis.

Aber warum kalte, klotzige Maschinen und nicht schöne Menschen? Die Antwort gibt Frau Brigitte: „Er interessierte sich schon immer dafür, wie Maschinen funktionieren.“ Horst Bernhard schiebt lässig nach: „Ich habe aber auch schon auf den Malediven schöne Mädchen fotografiert.“ Sein Beruf hat ihn um den gesamt Globus geführt. Auch nach Australien, wo er von der atemberaubenden Tier- und Pflanzenwelt am Great Barrier Riff Unterwasserfotos schoss. Bei diesen Bildern unter der Wasseroberfläche vereinte er Beruf und Hobby, dem Tauchen.

Meistens kommt es beim „perfekten Werbebild“ auf die Details an. © privat

Als „alter Hase“ trauert er übrigens nicht der analogen Fotografie nach. „Ach, das Digitale ist doch echt klasse. Es macht keinen Dreck und die Qualität ist viel, viel besser.“ Dass Horst Bernhard stets mit der Zeit gegangen ist, zeigt auch die Tatsache, dass er schon früh Fotos und Filmchen via Drohne aufnahm. „Mit Drohnen in riesigen Werkshallen erhält man atemberaubende Perspektiven“, sagt er.

Und auf atemberaubende Perspektiven, spannende Motive und glänzende Bilder dürfen sich nun auch die Kunden von „keller.mitausblick“ in Tauberbischofsheim freuen – während man in Hardheim um den Verlust des Traditionsunternehmens trauert…

Ressortleitung Reporterchef und Leiter der Sportredaktion

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