Hardheim. Gemütlich spazierte ein Biber vor rund zwei Wochen durch Hardheim – und das am helllichten Tag (wir berichteten). Das Video dazu ging viral. Alleine auf dem FN-Instagram-Account wurde es rund 950.000 Mal ausgerufen. Doch gemütlich war dieser Spaziergang für das Nagetier eigentlich nicht. „Der Biber stand unter großem Stress“, erklärt Biberberater Martin Kuhnt gegenüber den Fränkischen Nachrichten. In Hardheim seien sowohl die Erfa als auch der Riedbach größtenteils kanalisiert und mit steilen Uferwänden versehen. Zudem stelle ein Wehr an der Erfa ein unüberwindbares Hindernis für das Nagetier dar. „Schwimmt ein Biber aus Gründen wie Wanderschaft, Nahrungssuche oder Partnersuche in den Ort, gelangt er irgendwann zum Wehr und sucht nach einer Möglichkeit, dieses zu umgehen“, sagt Kuhnt. Um zu den drei möglichen Bach-Zugängen zu kommen, müsse der Biber 200 Meter entlang der Straße zurücklegen.
Zugänge zum Riedbach und zur Erfa befinden sich unter anderem an einer Rampe nahe der Brücke an der B 27 (gegenüber der Einfahrt in die Riedstraße), oberhalb des Wehres und im Bereich des Autohauses Günther. „Dafür muss der Biber aber die B 27 überqueren“, erklärt Kuhnt. Mehrfach wurden dem Biberberater schon gemeldet, dass dort entlang der Bundesstraße die Nagetiere unterwegs seien. Häufig passiert das jedoch nachts, so dass es nicht so viele Leute mitbekommen. Zwei tote Biber, die überfahren wurden, habe er in diesem Bereich schon einsammeln müssen.
Der Gemeinde Hardheim hat er daher vorgeschlagen, am Wehr einen Steg zu installieren. „Das könnte zum Beispiel eine gemeinsame Aktion mit DLRG und Bauhof sein. Denn den Steg muss man vom Wasser aus errichten. Dafür braucht man ein Boot“, meint Kuhnt. Durch den Steg könnte der Biber das Wehr gefahrlos queren. „Wenn man baulich nichts verändert, wird auch in Zukunft mit Bibern auf der Straße zu rechnen sein“, betont der Fachmann.
So sollte man sich verhalten, wenn man einem Biber begegnet
Wenn Autofahrer einem Biber begegnen, sollte sie anhalten und die Warnblinkanlage einschalten, bis sich das Tier aus der Gefahrenzone entfernt hat. Auf keinen Fall sollte man versuchen, den Biber zu streicheln. Denn es handele sich um ein Wildtier. „Fühlen sie sich bedroht, können sie wehrhaft sein. Biber verfügen über messerscharfe Schneidezähne.“ Fußgänger und Radfahrer sollten Abstand halten und Hunde an der Leine führen. Hilfe sei nur notwendig, wenn der Biber offensichtlich verletzt sei oder sich in einer wirklich ausweglosen Situation befinde.
Bei dem in Hardheim gesichteten Tier geht Martin Kuhnt aufgrund der Größe und des Gewichts davon aus, dass dieser etwa drei Jahre alt ist und wahrscheinlich auf der Suche nach einem freien Revier gewesen war.
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