Waldbegehung des Gemeinderats

Hardheim: Das sind die Fitmacher für den Wald

Themen waren dieses Mal unter anderem "Jagd" und "Waldschäden und Waldumbau im Klimawandel". Kontroverse offensichtlich.

Von 
Michael Fürst
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Hardheim. Es war heiß, sehr heiß, als am Freitagnachmittag die Hardheimer Gemeinderäte durch die Wälder streiften. Über 30 Grad Celsius zeigte das Thermometer an, als Forstbetriebsleiter René Maxeiner, Florian Pogorzelski (Revierleiter Hardheim) sowie Martin Sauer (Revierleiter Erftal-Waldsetten) Hardheims Bürgermeister Stefan Grimm und seinem Gremium an bestimmten Orten auf Gerichtstettener Gemarkung zeigten, wie sich der Klimawandel auf den Wald auswirkt; vielmehr aber noch, wie der Wald „fit“ gemacht werden kann und muss, um auch in Zukunft bestehen zu können. Vielleicht war die Hitze an diesem Freitagnachmittag auch gut, denn sie veranschaulichte Grimm und dem Gremium, welcher Temperaturbelastung vor allem die Bäume Tag für Tag ausgesetzt sind – und das ohne ausreichend Flüssigkeit.

„Wenn wir im Wald für den Klimawandel gewappnet sein wollen, müssen wir uns mit verschiedenen Baumarten breit aufstellen.“ Das war die Kernaussage von René Maxeiner, nachdem sechs Stationen im Wald besucht wurden. Grundsätzlich unterscheiden die Forst-Fachmänner zwei Arten von „Fitnesstraining“ für den Wald der Zukunft: Aktive Aufforstung von Kahlflächen, die durch Sturmschäden oder Käferbefall entstanden sind. Hierbei wird allerdings eine große Fläche Zaun benötigt, um die Setzlinge vor Verbiss durch Wild zu schätzen. Oder: Nichts bepflanzen, Waldflächen dem natürlichen Nachwuchs überlassen, aber diese dann intensiv bejagen, um eben den Verbiss durch Rotwild zu verhindern.

Weniger: Das ist nicht so einfach

Mehrere Flächen, auf denen diese unterschiedlichen Herangehensweisen angewandt werden, wurden den Gemeinderäten gezeigt. Die Verbissschäden wurden hierbei nur allzu deutlich. An einer kleinen Tanne, die gar nicht wie eine aussah, sagte René Maxeiner: „Wenn die Tanne aussieht wie eine Klobürste und nicht wie ein Weihnachtsbaum, dann passt etwas mit der Jagd nicht.“

Spätestens mit diesem Satz wurde eine Kontroverse zwischen Forst und Jagd offensichtlich. Man benötigt also Jäger, die ihr Gebiet stark bejagen, um so ein natürliches Nachwachsen zu ermöglichen. „So einfach, wie sich das anhört ist das nicht“, sagte Wolfgang Weniger in Vertretung für die Jäger. Er zeigte auf, wie oft er in den letzten Monaten auf seinem Sitz war und wie oft er tatsächlich Rehe gesichtet hatte. Zudem belasten viele Jäger enorme Ausgaben. Das stehe in keinem Verhältnis. „Es geht auch nicht darum, das letzte Reh totzuschießen“, entgegnete Martin Sauer.

Zielvereinbarung vorgeschlagen

Als Lösung für die nächste Jagdpachtvergabe 2025 schlägt Forstbetriebsleiter René Maxeiner Zielvereinbarungen zwischen Kommune und Jägern vor, in denen festgelegt wird, wie viel Wild in welchen Zeitraum geschossen werden muss. „Doch die Zielvereinbarungen müssen dann auch kontrolliert werden. Sonst bringt das alles nichts“, so Maxeiner.

Doch zurück zum Waldumbau. René Maxeiner präferiert die natürlich Verjüngung, denn: „Nur natürlich verjüngte Pflanzen haben gesunde und unbeschädigte Wurzeln. Pflanzung ist immer nur die zweitbeste Option.“ Von der Vielzahl an Baumarten, in der Regel sind es vier bis fünf, müsse man möglichst viele in die nächste Generation bringen. Er betonte noch einmal: „Mit Mischung sind wir im Klimawandel besser aufgestellt.“ So sind beispielsweise Hektar-weise Fichten-Monokulturen längst nicht mehr zeitgemäß. Nachpflanzungen seien dann nur noch an absoluten Fehlstellen nötig.

Wie das dann aussieht, zeigten die Forst-Experten den Räten im Distrikt „Meisenbrunn“ (siehe Bild). Hier wurden in den vergangenen Jahren etwa 10 000 Setzlinge nachgepflanzt. Das kostete etwa der Gemeinde etwa 10 000 Euro, ohne die Folgekosten. Auch deshalb rät Maxeiner der Kommune, sich noch stärker mit den Jägern zu arrangieren.

Grimms Gesprächsbereitsachaft

„Wenn wir nichts machen, werden wir künftig noch mehr Probleme haben und viel Geld einsetzen müssen, in zehn Jahren aber trotzdem weniger Ertrag aus dem Wald holen können“, sagte Bürgermeister Stefan Grimm. Er signalisierte zudem, sich zu dieser Thematik schon bald mit den Jägern Hardheims austauschen zu wollen.

Der abschließende kleine Imbiss in einer Waldhütte mit erfrischenden Getränken war nach über drei Stunden Waldbegehung dann dringend nötig – damit sich die Räte bei dieser Hitze letztlich nicht so fühlten, wie ein Baum im Wald…

Ressortleitung Reporterchef und Leiter der Sportredaktion

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