Hardheim. Wer zu Fuß geht, bewegt sich auf eine effiziente und gesunde Weise fort. Das bedingt jedoch auch ein Umfeld, in dem man sich als Fußgänger sicher fühlt – genau hier setzt der „Fußgänger-Verkehrscheck“ des Landes Baden-Württemberg an. Nachdem er im letzten Jahr in Höpfingen Station gemacht hatte, ist nun Hardheim an der Reihe, als eine von zwölf Kommunen im Südwesten und dritte Kommune im Regierungspräsidium Karlsruhe neben Plankstadt und Nußloch. Bereits der Auftakt-Workshop, der am Montag in der Aula des Walter-Hohmann-Schulzentrums stattfand, förderte interessante Aspekte zutage.
Konzept vorgestellt
Für das Karlsruher Ingenieurbüro „Planersocietät“ waren Johannes Lensch und Christoph Mall ins Erftal gekommen. Gleich zu Beginn unterstrichen sie die Wichtigkeit des Fußverkehrs und stellten das Konzept vor. Gegliedert in Auftakt-Workshop, erste und zweite Ortsbegehung, Abschluss-Workshop und Vorstellung im Gemeinderat, wolle der Fußgänger-Verkehrscheck auf das Gehen aufmerksam machen. „Fußverkehr ist umwelt- und sozialverträglich, wurde aber verkehrspolitisch lange Jahre kaum beachtet“, bemerkten sie.
Zu beobachten sei, dass vor allem im Grundschul- und Rentenalter viel Wege auf Schusters Rappen zurückgelegt werden: „Nicht nur deswegen sollten Gehwege mehr sein als Restflächen – sie sind Lebens- und Kommunikationsflächen. Entsprechend wird eine Ortsmitte umso attraktiver, je mehr man in ihr verweilen kann“, hielt Lensch fest und verwies auf das große Potenzial vor allem kurzer Verkehrswege bis etwa zwei Kilometern.
Grünflächen zählen ebenso zur einladenden Innerorts-Atmosphäre wie auch saubere und barrierefreie Straßenzüge: „Das erhöht die subjektive Sicherheit“, bemerkten die Experten und bezeichneten gut angelegte Bushaltestellen als „Tor zum ÖPNV“. Anders gesagt: Stellen Bushaltestellen ein gewisses Hindernis dar oder vermitteln Unsicherheit, halten sie Personen vom Nutzen der Busverbindungen ab.
Bürgermeister Stefan Grimm sah den Fußgänger-Verkehrscheck als probates Mittel zur thematischen Begleitung vielversprechender Hardheimer Großprojekte wie dem „Erfapark 2.0“ nebst Rewe und Aldi. Gleichzeitig animierte er die Bevölkerung zur Mithilfe, man kämpfe in Hardheim als Fußgänger trotz hoher Lebensqualität „mit einem Konglomerat von Problemen“ und zahlreichen Orten, wo Verkehrsteilnehmer in „Konkurrenzsituationen“ geraten.
Nicht nur das schwierige Überqueren der B 27 sei hier zu nennen. Umso mehr freute sich Grimm über die Teilnahme, auch unter der Prämisse, dass Kurzstrecken künftig eher zu Fuß statt mit dem Auto zurückgelegt werden. „Auf dem Land sind wir verwöhnt, zumal Parkplätze keine Mangelware sind. Dennoch könnte man hier und da sicher auf sein Auto verzichten“, argumentierte der Bürgermeister.
Mit Anreizen arbeiten
Die Kunst bestehe darin, nicht mit Verboten, sondern mit Anreizen zu arbeiten. Das bedinge aber auch die Mitarbeit der Bürger, von denen am Montag einige gekommen waren: „Anstatt Verwaltung und Gemeinderat nachdenken zu lassen, kann jeder Bürger den Finger in die Wunde stecken, nur gemeinsam schaffen wir neue Wege“, betonte Grimm. Herzstück des rund zweistündigen Abends war die Arbeitsphase. Hier hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, eigene Beobachtungen und Schwerpunkte anzusprechen. An zwei Stellwänden waren die beiden Begehungsrouten abgesteckt: Eine führt durch den Ortskern und Teile des Gebiets Klingenweg-Breitenstein über die Kolpingstraße wieder zurück in den Bereich des Walter-Hohmann-Schulzentrums, eine konzentriert sich auf den Bereich an der B 27 und die unmittelbaren Nebenstraßen.
Hier wurden verschiedene teils hinlänglich bekannte, teils aber auch weniger präsente und doch gut begründete Probleme angesprochen: Die Rede war unter anderem von sehr engen, schadhaften oder gänzlich fehlenden Gehsteigen, stark eingeschränkten Sichtverhältnissen durch Engstellen und parkenden Autos und schlechten Querungsmöglichkeiten der Fahrbahn etwa im Bereich Post/Apotheke, am Doggenbrunnen oder an der B 27 im Bereich des Friedhofwegs, vereinzelt treffe man auch auf Hecken, die durch ihre Höhe und Breite sowohl die Gehsteige als auch die Sicht stark begrenzen, hier sei der Rückschnitt anzuberaumen.
Unterführung statt Überweg
Angeregt wurde auch eine Unterführung an der B 27 anstelle des Fußgänger-Überwegs am Erfapark.
Ein immer wieder zur Sprache kommendes Thema war die Schule: Neben dem hohen Stellenwert des Schülerverkehrs in ganz Hardheim und besonderem Gebot zur Vorsicht, fehlenden Querungen wurden verstopfte Straßen und allzu zäher Verkehrsfluss zu Stoßzeiten durch eindeutig zu viele „Elterntaxis“ gerügt.
Auch die breit ausgebaute, übersichtliche Bürgermeister-Henn-Straße fand kritische Erwähnung: Sie verleite nicht wenige Fahrer zum „Rasen“.
Auch die Querspange sei nicht ganz ungefährlich: Der lediglich auf dem Asphalt angedeutete Gehsteig werde oft durch parkende Autos versperrt, obwohl gerade in jenem Viertel zahlreiche Kinder wohnen, die täglich zur Schule gehen. ad
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