Dornberg. Als „Landschaftspflege mit Messer und Gabel“ lässt sich die Aktion „Brunch auf dem Bauernhof“ bezeichnen, an der am Sonntag drei Betriebe im Naturpark Neckartal-Odenwald teilnahmen. Einer davon war der Freizeit- und Ferienreiterhof Englert in Dornberg, der sich auch über eine besondere Ehre freuen konnte: Landrat Dr. Achim Brötel und Michaela Kahl als stellvertretende Geschäftsführerin des Naturparks Neckartal-Odenwald überreichten Annette und Markus Englert, den Kindern Dominik, Alina und Mario sowie Maria und Gerhard Odenwald die honorige Auszeichnung zum „Naturpark-Partner“.
Seit 2023 beteiligt sich der Betrieb an gleichnamigem Projekt: Dabei sind Naturpark-Partner besonders nachhaltig und regional agierende Betriebe, Organisationen oder Institutionen, deren Engagement für die Region und Umwelt die Auszeichnung zum Naturpark-Partner unterstreicht. Das Projekt gehört zum gleichnamigen Programm des Verbands deutscher Naturparks (VDN), der auch bundesweit geltende Basiskriterien in den Bereichen Kommunikation, Nachhaltigkeit im Kerngeschäft, Kulturlandschaft, Regionalentwicklung und Naturpark und Netzwerkarbeit vorgibt - Kriterien, die hier auch für kleinere Betriebe schaffbar sind.
Das Prädikat zum „Partner des Naturparks“ wurde für zwei Jahre vergeben. Wie Landrat Dr. Achim Brötel wissen ließ, werde danach die erneute Auszeichnung für fünf Jahre verliehen. Gleichzeitig definierte er den „Brunch auf dem Bauernhof“ als „sehr gute Idee, um auf die Vielfalt der Landschaft und ihrer Kultur aufmerksam zu machen“.
Am Beispiel des Vorzeigebetriebs der Familie Englert, erläuterte er das Grundprinzip der Naturparkarbeit, mit der auch die hohe Wertschätzung von Land- und Forstwirtschaft einhergehe. Um die regionalen Direktvermarkter zu unterstützen, organisiert der Naturpark Neckartal-Odenwald neben dem „Brunch auf dem Bauernhof“ weitere Veranstaltungen wie die bekannten Naturparkmärkte. „Regional schmeckt es eindeutig besser“, konstatierte Brötel und dankte für das beachtliche Engagement.
Ministerialdirektorin Isabel Kling vom baden-württembergischen Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg entbot die Grüße des verhinderten Ministers Peter Hauk. Es sei ihr ein großes Anliegen, die Ideale des Naturparks zu vertreten: „Regionale Produkte und die Region sprechen für sich“, betonte sie.
Herkunft der Ernährung
Der landesweit seit zwölf Jahren ausgerichtete „Brunch auf dem Bauernhof“ helfe der Allgemeinheit dabei, die Herkunft der eigenen Ernährung kennen zu lernen und tiefer darüber nachzudenken: „Landwirte sorgen dafür, dass wir jeden Tag etwas Gutes auf dem Teller haben!“, hob Kling hervor und bekräftigte, dass das einer „Luxussituation“ gleich käme – man habe das Glück, täglich nach Belieben essen und trinken zu können. In diesem Zusammenhang ermunterte sie zum bewussten Einkaufen:“ „Auch der eigene Motor hat es verdient, dass man ihm gute Produkte verabreicht“, bemerkte sie.
Nun informierte Annette Englert über den Familienbetrieb: Einst hatten ihre Eltern Maria und Gerhard Odenwald eine Nebenerwerbslandwirtschaft betrieben, nach deren Aufgabe die Gebäude leer standen. 1997/98 wurden erste Ferienwohnungen („Landurlaub mit Kleintieren“) eingerichtet, die Landwirtschaft wurde zunächst verpachtet; inzwischen gibt es vier Ferienwohnungen, drei Campingstellplätze und das vor geraumer Zeit als Leader-Kleinprojekt geförderte Blockbohlenhaus. Vor einiger Zeit wurde der Hof mit dem „Landgrün“-Siegel des Vermittlungsportals „LandReise.de“ prämiert.
Außerdem geht es tierisch zu: 2009 kamen Pferde auf den Hof, der später um das Eselgehege erweitert wurde. „Heute sind wir ein Erlebnishof mit vielen Tieren. Hier gibt es Pferde, Esel, Schafe, Ziege, Hase, Hühner, Hunde, Katzen, Gänse und Vögel“, schilderte Annette Englert. Neben Freizeit-Reitunterricht, geführten Spazierritten, Ausritten und Reitvoltigieren locken die Gäste vor allem Eseltrekkingtouren, Eselwanderungen und Eselkutschfahrten – das „Grautier“ genießt bei Englerts einen hohen Stellenwert: Aktiv ist man sich in der Noteselhilfe mit Pflegestelle und als Beratungshof.
Das konnte man auch bei den Hofführungen erleben, die Annette Englert mit viel Liebe leitete. Zunächst führte sie die Gäste an den Pferden – gemütliche Isländer mit treuen Augen – vorbei und ging auf deren Lebensweise ein, ehe das besondere Augenmerk auf den Eseln lag. Hier wurde den Gästen viel Interessantes erzählt, das mit gängigen Vorurteilen über den Esel brach: „Esel sind ausgesprochen intelligente Tiere. Sie hören auf ihre Namen, können denken und sind ihrem Besitzer treu und ergeben“, hielt Annette Englert fest.
Auch ließ sie wissen, dass Pferde und Esel weitaus weniger Gemeinsamkeiten haben als landläufig angenommen, selbst die Fellstruktur sei ganz verschieden, was man bei Regengüssen sehen könne: „Das Pferd bleibt draußen, während der Esel sofort in den Stall geht, sein Fell ist nicht wasserdicht“, betonte Englert. Ebenso haben Esel keine Rangordnung: Jedes Tier sei absolut gleichberechtigt.
Allerhand zu sehen gab es auch bei der imposanten Darbietung des Freestyle-Profis Chris Bennet Bröker: Seine gewagten und knitzen Kunstgriffe in den Umgang mit einem Fußball zogen nicht nur alle Blicke auf sich, sie sorgten auch für erhobene Daumen und beeindruckte Kommentare. Ponyreiten und „Kuschelzeiten“ im Eselgehege rundeten das Erlebnisprogramm ab.
Und natürlich hatte der „Brunch auf dem Bauernhof“ auch in kulinarischer Sicht Einiges zu bieten: Man konnte sich am reichhaltigen Buffet mit Hausmacher Wurstwaren, Grillkartoffeln, Grünkernaufstrich, Marmelade, Honig, Obst und Säften, Brötchen und vielem mehr verköstigen, natürlich alles aus der Region zwischen Taubertal, Odenwald und Bauland. So verging der Sonntag wie im Flug, und das Auge wurde auf unterhaltsame, sympathische und interessante Art für die Landwirtschaft sowie die heimatliche Kulturlandschaft geschult. So verband sich das Angenehme mit dem Nützlichen - in der Vorfreude auf den nächsten „Brunch auf dem Bauernhof“. ad
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/hardheim_artikel,-hardheim-engagement-fuer-region-und-umwelt-_arid,2231921.html