Odenwald-Tauber. Wenn ich an ein Fitnessstudio denke, sehe ich eine muffige Bude, in der viel zu laute „Bumbum“-Musik läuft. Ich sehe ein paar „Pumper“ in Tanktops, die mit ihrem Bizeps spielen und meinen, sich gegenseitig beim Hanteldrücken übertrumpfen zu müssen, während auf der anderen Seite Instagram-Girls vor dem Spiegel in ihren viel zu engen Leggins posieren, um ja ein schönes Bild von ihrem Po zu machen.
Fünf Tipps für Anfänger
- Das richtige Studio finden: Es gibt eine Vielzahl an Fitnessstudios mit unterschiedlichen Konzepten. Informiere dich im Vorfeld über die Fitnessstudios in deiner Umgebung und vereinbare ein Schnuppertraining. Da kannst du das Studio und die Atmosphäre kennenlernen und entscheiden, ob es das richtige für dich ist.
- Die richtige Kleidung: Du brauchst nicht schon vor deinem ersten Besuch das Sportgeschäft leerkaufen. Ziehe das an, was bequem ist und worin du dich wohlfühlst. Gerade im Winter bietet es sich an, eine Weste mitzunehmen. Wichtig sind saubere Sportschuhe.
- Lass dich beraten: Viele Fitnessstudios bieten eine kompetente Beratung und Betreuung an. Nutze diese Möglichkeit und lasse dir alle Geräte erklären. Scheue dich nicht, bei den Trainern nachzufragen, wenn etwas unklar ist.
- Keine Angst oder Vorurteile: Im Fitnessstudio gibt es wirklich Übungen und Geräte für jeden. Du brauchst keine Angst haben, dich zu blamieren. Es gibt kein richtig oder falsch. Jeder macht die Übungen, die sich für ihn gut anfühlen.
- Nicht aufgeben: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Selbst wenn du nicht gleich Erfolge spürst, bleib am Ball. Die Steigerung kommt mit der Zeit. mg
All das hat mich jahrelang abgeschreckt, mich anzumelden. Mein Freund trainiert drei Mal in der Woche – und das seit er 16 ist. Er hat mir in den vergangenen Jahren immer wieder angeboten, mal mit ihm mitzukommen. Bisher konnte ich mich aber nie dazu überwinden. Immer wieder habe ich eine andere Ausrede gefunden. Seit ein paar Monaten fragt er mich deshalb schon gar nicht mehr.
Als wir in der Redaktion über die Inhalte für diese Serie gesprochen haben, dachte ich mir: Das ist jetzt meine Chance. Ich will meinem inneren Schweinehund den Kampf ansagen! Ich muss nämlich auch ehrlich zugeben: Ich hatte immer Angst, mich maßlos zu blamieren. Dass da Leute trainieren würden, die viel besser sind als ich. Dass ich mich bei den Übungen dumm anstellen und aufgrund meiner mangelnden Fitness schon nach drei Minuten auf dem Laufband völlig außer Puste geraten würde.
Die Werte von FN-Redaktuerin Maren Greß sehen gut aus
Ich bin ein wenig nervös, als ich vor dem Fitnessstudio aus dem Auto steige. Zuhause hab ich mich schon in mein Sportoutfit geworfen. Am Eingang empfängt mich mein Trainer Stefan Speth. Ich schlüpfe in meine Sportschuhe, doch es geht nicht gleich ans Eingemachte. „Wir messen dich erstmal“, sagt Stefan. Ich muss mein Alter sowie meine Größe angeben, dann geht es auf eine spezielle Waage. Die ermittelt nicht nur mein Körpergewicht, sondern auch den Anteil von Fett, Knochen und Muskulatur. Mein Trainer nickt zufrieden, als die Tabelle mit den Werten aus dem Drucker läuft.
Mein Körperfettanteil ist minimal zu hoch, die Muskulatur in meinen Beinen ein wenig zu schwach. Wenn man also nur die Zahlen betrachtet, scheine ich wohl doch nicht so unfit zu sein, wie ich dachte – Das regelmäßige Training in der Schweinberger Prinzengarde scheint sich also doch ausgezahlt zu haben.
Bei einem Rundgang durch sein Studio erklärt mir Stefan, welche verschiedenen Geräte es gibt, und mir fällt auf: Die Leute, die hier trainieren, könnten unterschiedlicher nicht sein. Von jungen Frauen und Männern mit Ambitionen bis hin zu Rentnern, die sich einfach nur bewegen wollen. Und Bewegung ist genau das Stichwort: „Es geht nicht darum, so viele Wiederholungen wie möglich zu schaffen oder irgendjemandem etwas beweisen zu müssen. Jeder macht so viel, wie er kann. Hauptsache, man bewegt sich überhaupt“, betont der Profi.
Jetzt wird es für mich ernst. Doch bevor ich mich an die Übungen wage, die Stefan für mich ausgesucht hat, muss ich mich warm machen. Fünf Minuten geht es auf den Crosstrainer. Danach merke ich schon, dass ich ein bisschen außer Puste bin – und das Training hat noch nicht einmal richtig angefangen. Mein Trainer hat für jede Körperpartie und aus jedem Bereich ein paar Übungen ausgesucht. Im E-Gym – das sind computergesteuerte Geräte, bei denen man die Kilogramm einstellen kann und keine klassischen Gewichte dranhängen muss – trainiere ich mit dem Beinstrecker meine Oberschenkelmuskulatur. Die Klimmzugmaschine gefällt mir besonders. Richtige Klimmzüge würde ich nämlich keinen einzigen schaffen. Dafür fehlt mir die Griffkraft in den Händen, um mein Gewicht zu halten. Und die Maschine nimmt quasi Gewicht ab, dadurch wird die Übung leichter.
Der Muskelkater kommt bestimmt
Ich mache nicht nur Einheiten an den klassischen Geräten, sondern auch im Functional-Bereich, eine Art freie Trainingsfläche. Bei den Battle-Rope-Übungen – das Tau, das durch eine kräftige Auf- und Abbewegung der Hände wie eine Raupe aussieht – ist wieder meine Armmuskulatur gefragt. Ich merke schon: Morgen habe ich bestimmt Muskelkater.
Zum Ende einer jeden Trainingseinheit, erklärt mir Stefan, sei es wichtig, sich zu dehnen und die Faszien zu lösen. Gerade an meinen Problemstellen, den Beinen, merke ich, wie gut es tut, sich über die Faszienrolle zu rollen. Ich merke richtig, wie sich etwas tut und der Körper arbeitet. Nach den rund 45 Minuten Training schaue ich auf meine Smartwatch. Einen Puls von 130 hat sie zwischendurch gemessen. Ich merke, dass ich doch ziemlich platt bin. „Das reicht fürs erste Mal“, sagt Stefan. Generell empfiehlt er Trainingseinheiten von einer bis anderthalb Stunden – je nachdem wie oft man in der Woche trainieren geht.
Mein Faizt zum ersten Fitnessstudiobesuch
Auf der Fahrt zurück ins Büro lasse ich meinen ersten Besuch im Fitnessstudio gedanklich Revue passieren. Ich habe mich fürs erste Mal, glaube ich, ganz gut geschlagen, das hat mir Stefan auch bestätigt. Und es hat erstaunlich viel Spaß gemacht. Mein Fazit lautet: Meine Vorurteile haben sich überhaupt nicht bestätigt.
Außerdem braucht niemand Angst zu haben, sich zu blamieren oder zu „schlecht“ fürs Gym zu sein. Während meines Trainings habe ich kaum auf die Leute um mich herum geachtet, erst recht war es mir ziemlich egal, wie sie bei ihren Übungen aussehen. Und ich kann jedem nur empfehlen, es auszuprobieren. Gerade für den Anfang finde ich es wichtig, einen Trainer an seiner Seite zu haben, der einem die Übungen und Geräte genau erklärt. Man darf sich wirklich nicht scheuen nachzufragen, wenn man etwas nicht verstanden hat. Dazu sind die Trainer ja schließlich da.
Ach übrigens: Muskelkater hatte ich am nächsten Tag nur ein wenig in den Armen und Schultern. Meinen Beinen ging es erstaunlich gut. Und mein Freund hat mich später wieder gefragt, ob ich mal zusammen mit ihm trainieren gehen will. Das werde ich mir jetzt ernsthaft überlegen...
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