Theatergruppe „Bretzinger Lachmuskel“ sorgt im Bürgerhaus für Lachsalven

Ein humoriger Spaß der Extraklasse

Weitere Aufführungen des Lustspiels finden am kommenden Wochenende statt

Von 
Adrian Brosch
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Mit dem Lustspiel „Das Gasthaus zum toten Mann“ brillierte die Theatergruppe „Bretzinger Lachmuskel“ am Wochenende, weitere Aufführungen folgen. © Adrian Brosch

Bretzingen. Die Fans hatten fast drei Jahre gewartet: Umso furioser war am Samstag das Lustspiel „Das Gasthaus zum toten Mann“, mit dem die Theatergruppe „Bretzinger Lachmuskel“ das Bürgerhaus mit Leben und wahren Lachsalven erfüllte – ein humoriger Spaß der Extraklasse mit urigem Bühnenbild.

Schauplatz des Ganzen ist ein alter Gasthof am Waldrand: Wo das Skelett des toten Opas in der Ecke sitzt, der Wein fließt wie Wasser und manch frohes Lied angestimmt wird, hausen die Bretzinger Räuber. Gastwirt Gustav Hinkebein, seine umtriebige Frau Monika, Oberräuber Johannes und seine Braut Susanne sowie der einäugige Katzen-Karl mögen es zünftig.

Aber sie sind mal wieder blank: „Es wird Zeit, dass wir unvorsichtige Adelsleute ausrauben!“, entfährt es Johannes. Die Sterne stehen gut, als Pierre – ein gut aussehender Kutscher mit reizendem Franko-Akzent – ins Wirtshaus stürmt: Die Achse seiner Kutsche ist gebrochen. Er bittet um Kost und Logis für sich und seine Gefolgschaft. Und er spricht Worte aus, die Johannes und seine Freunde aufhorchen lassen: „An die Geld soll es nicht fehlen“, verspricht der Franzose. Lockt hier etwa eine neue Einnahmequelle?

Illustre Gästeschar

Die illustre Gästeschar inklusive der kränklichen, schwangeren Zofe Madeleine bezieht Quartier am Waldrand und Pater Simon weiß Bescheid: „Die einen sagen so, die anderen sagen so!“, predigt er. Als Gustav und der einäugige Katzen-Karl statt einem Hasen eine tote Ratte anschleppen, zeigt sich der Unterschied zur „feinen Gesellschaft“: Die Damen der Wirtschaft bleiben standhaft; Madeleine und Sabrina aber fallen in Ohnmacht. Wieder ist es Pater Simon, der die passenden Worte findet: „Der Herr gibt, der Herr nimmt“, ruft er. Der zart besaitete Pierre ist entgeistert: „Mon dieu, was für ein Pöbel!“, klagt er. Am Ende gibt es für jeden ein Nachtlager. Und Pierre trifft auf die patente Wirtstochter Adeline, für die er sein letztes Hemd geben würde. Sie aber hat zunächst Anderes im Sinn: „Frauen werden oft unterschätzt, vor allem in Bretzingen! Viele Männer denken – wenn sie nichts sagt, weiß sie auch nichts“, lässt sie den Franzosen wissen. Immerhin schmeckt der Pülfringer Wein mit jedem Glas ein bisschen besser.

Zweifel mehren sich

Allmählich mehren sich Zweifel: Johannes nimmt die Kutsche ins Visier – die Achse ist gar nicht gebrochen. „Auch die Gräfin kommt mir seltsam und bekannt vor“, stimmt Gustav ein. Für Johannes zählt das Geld: Wie kann man das „Adelspack“ erpressen? „Die Alte ist nix mehr wert, aber die Junge könnte uns 15000 Goldtaler bringen“, sinniert er vor sich hin. Im Dunkel der Nacht soll der Coup gelingen: Komtesse Leopoldine soll in die Höhle gebracht werden. Und Johannes? Der hockt auf der Latrine und hat den flotten Otto – der Wein ist ihm nicht bekommen. Derweil macht Pater Simon vage Andeutungen: Man befände sich auf einer Reise in die Vergangenheit – aber mehr wisse er auch nicht.

Beim Abendessen entpuppt sich der Geistliche als Weinkenner, ehe die Sprache auf den Schinderhannes kommt: Vor vielen Jahren, so heißt es, habe er hier gewirkt. „Trinken wir auf den Schinderhannes und alle Räuber“, ruft die Runde. Johannes aber geht es immer schlechter. Gustav stimmt in das Klagelied ein, als er vom Pferd getreten wird. Sich vor Schmerzen krümmend, schäumt vor Wut: „Sobald wir das Lösegeld haben, schlachte ich den Gaul“, schimpft der Wirt.

„Räuberleben“

Johannes erholt sich nicht mehr: Nach erfülltem Räuberleben schläft er friedlich ein – im Gegensatz zu seinem Vater, der enthauptet wurde. Aber das Leben ist ein Kommen und Gehen: Bei Madeleine setzen die Wehen ein; oh Himmel und Hölle! Immer dünner wird das Eis zwischen Pierre und Adeline, in denen das Feuer der Liebe lodert - sehr zur Freude des begeisterten Publikums!

Die Adligen allerdings sind angespannt, zumal Madeleines kleiner Sohn Johannes seinem verblichenen Vater allzu ähnlich sieht: Gezeugt wurde der Filius von Graf Giselher, der sich fast erblindet kurz vor seinem Tod in der Tür geirrt habe – ein Schelm, wer Arges dabei denkt.

Am Tisch wird mit einem Mal jedem bewusst, dass er seine große Liebe dereinst ziehen lassen musste. Irgendwie scheint es auch einen Zusammenhang zu geben. Aber wer ist der Schlüssel dazu? Der Schinderhannes? Der neugeborene Johannes? Der Opa? Der Mann im schwarzen Umhang, der nachts erscheint? Oder alle zusammen? Dieses Geheimnis wird das bestens eingespielte, fröhlich wie eh und je über die Bühne des Bürgerhauses wirbelnde Ensemble der „Bretzinger Lachmuskel“ am nächsten Wochenende wieder klären – an drei Abenden, deren Besuch wärmstens empfohlen wird. Eines sei verraten: Glücklich und voll großer Gefühle ist am Ende jeder.

Mitwirkende: Tobias Reinbold (Gustav Hinkebein), Carmen Kirchgeßner (Monika), Cosima Bundschuh (Adeline), Rolf Reinbold (Johannes und Opa), Julia Häfner (Susanne), Anita Bundschuh (Sabrina), Janine Geiger (Leopoldine), Anette Farrenkopf (Madeleine), Manuel Difloé (Pierre), Helmut Hornbach (Pater Simon), Jan Erbacher (Katzen-Karl). Souffleusen: Anja Galm und Katrin Difloé; Maske: Renate Schuh; Kamera: Gerald Farrenkopf.

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