Hardheim. In unserer heutigen schnell lebigen Zeit haben viele einen Krieg mit unserem westlichen Nachbarland vergessen, obwohl dieser zehn Monate währende Waffengang rund 190 000 Tote und 230 000 Verwundete forderte. Die Rede ist vom Deutsch-Französischen Krieg, der am 19. Juli 1870 mit Frankreichs Kriegserklärung an Preußen startete und sein „offizielles“ Ende am 10. Mai 1871 mit dem Frieden von Frankfurt/Main fand.
Aus der Erftalgemeinde nahmen 82 Männer an diesem Waffengang teil; fünf kamen nicht mehr zurück. Sie blieben, wie es damals hieß, „auf dem Feld der Ehre“.
34 Jahre nach diesen Ereignissen erstellte die Gemeinde Hardheim im Jahre 1905 ein Ehrenmal, das heute in der Grünanlage zwischen der Bretzinger Straße und der Bahnhofstraße steht. Das Denkmal, von den Steinmetzen der Gebrüder Bernhard aus Hardheim geschaffen, zeigt einen deutschen Soldaten mit der Fahne und der Inschrift der Gemeinde „Ihren tapferen Kriegern 1870-71“. Benannt sind die Namen der Schlachtfelder, an denen die Hardheimer teilgenommen hatten. Es ist kein Ehrenmal für die Gefallenen, sondern damit werden alle Kriegsteilnehmer geehrt.
Den Sockel ziert das aus dem Preußischen entlehnte Staatswappen des Kaiserreiches mit dem Symbol des Eisernen Kreuzes. Auf den verschiedenen Seiten sind die Namen aller Kriegsteilnehmer aus Hardheim aufgeschrieben. Hinter den Namen der Gefallenen steht jeweils der Ort, an dem sie ihr Leben hingaben. Und auch die Dienstbezeichnungen sowie militärische Auszeichnungen sind hinter dem jeweiligen Namen vermerkt.
Der ranghöchste Hardheimer war Stabsarzt Dr. Wagner. Ihm folgte im Rang Valentin Henninger als Lazarett-Inspektor; beide im Offiziersrang. Ein Hardheimer brachte es zum Sergeanten, acht zu Unteroffizieren und sechs zu Gefreiten. Der Rest der Hardheimer diente als „einfache“ Soldaten.
Unteroffizier Anton Hollerbach wurde mit dem Eisernen Kreuz sowie der Karl-Friedrich-Medaille ausgezeichnet. Karl Hollerbach, der bei den Kämpfen von Nuits verwundet wurde, erhielt die KF-Medaille.
Während Josef Ballweg und Konstantin Ditter bei den Kämpfen um Bruyères fielen, traf dies Richard Hippler in den Schlachten bei Dijon, Franz Alois Schwind und Unteroffizier August Stephan gaben bei Nuits ihr Leben hin.
1905 hatte das Denkmal seinen Platz gleich neben der Erfabrücke vor dem Haus der Schreinerfamilie Bermayer (heute vor dem ehemaligen „Glashaus“). Dieser Ort war regelmäßig der Ausgangspunkt für innerörtliche Fest- und Umzüge, und auch die „hohen“ Besucher, wie Erzbischof und Mitglieder der verschiedenen Fürstenhäuser, wurden dort begrüßt.
Allerdings störte dieser Denkmalplatz nach der Fertigstellung der neuen Erfabrücke in 1954 an der Bundesstraße 27. Behördlicherseits musste das Ehrenmal weichen, denn es hatte im amtlichen Wortlaut „keinen besonderen künstlerischen“ Wert. Das größere Problem allerdings war, dass der Sockel des Denkmals nicht nur in den Bürgersteig, sondern sogar mit einer Spitze in die Fahrbahn der Bundesstraße gereicht hätte. Das konnte aus verkehrstechnischen Gründen natürlich nicht sein; andererseits hätten die Planer das schon vor Baubeginn wissen müssen.
Wenn es nach der Straßenbaubehörde gegangen wäre, hätte es sein trauriges Ende als Trümmerhaufen gefunden. Bürgermeister Kurt Schmider sorgte im Gemeinderat aber dafür, dass sich ein Ausschuss bildete, der sich mit der Suche für einen neuen Standort beschäftigen sollte. Der Ausschuss setzte sich zusammen aus Bürgermeister Kurt Schmider, Geistlicher Rat und Dekan Rat Josef Heck, den Gemeinderäten Fridolin Gärtner (zugleich Bürgermeisterstellvertreter), Kilian Henn, Leopold Wanitschek sowie Friedrich Erbacher als Vertreter des Gewerbeortsverbandes.
1954 wurde das Denkmal dann von der Walldürner Straße in die Bretzinger Straße bei der Abzweigung in die Bahnhofstraße umgesetzt. Es musste erneut weichen, als 1975 die Bretzinger Straße einen neuen Abwasserkanal bekam und gleichzeitig verbreitert und mit Gehwegen auf beiden Seiten ausgestattet wurde. Als imposantes Denkmal grüßt es seither die Ankommenden aus Richtung Bretzingen und verabschiedet die Besucher aus Hardheim. Infolge der Beschattung durch die Bäume in der Bahnhofstraße bildet sich immer wieder Moos auf dem Denkmal und der Soldat wird grau und trägt Moosspuren. Die Elemente aus Buntsandstein verwittern immer mehr und lassen die Inschriften kaum noch erkennen.
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