„Zeugen für Christus“

Die Herzen der Gläubigen gewonnen

Ehemaliger Schweinberger Vikar Josef König gehört zu den Opfern des NS-Regimes

Von 
Torsten Englert
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Pfarrer Josef König, der am 16. Mai 1934 Vikar in Schweinberg wurde und zu den Opfern des NS-Regimes gehört. © Torsten Englert

Schweinberg. Im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz gibt Prälat Prof. Dr. Helmut Moll das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts: „Zeugen für Christus“ heraus. Die Idee geht zurück auf Papst Johannes Paul II., dem es besonders wichtig war, die Erinnerung an die „Märtyrer des christlichen Glaubens“ wachzuhalten. Wer sich mit dem Martyrologium befasst, wird einige Geistliche aus der Region finden, darunter den ehemaligen Schweinberger Vikar Josef König.

Josef König wurde am 28. Juni 1904 in Hausach im Schwarzwald geboren. Sein Vater war der Schlossermeister Josef König (1860 – 1935) und seine Mutter Monika Schmider (1866 – 1950). Er hatte noch einen Bruder Klaus, der den Beruf des Lehrers ergriff.

Nach der Volksschule in seiner Heimatgemeinde Hausach besuchte er das Erzbischöfliche Gymnasialkonvikt Freiburg und machte 1922 am Friedrich-Gymnasium das Abitur. Anschließend studierte er in Freiburg Theologie und empfing am 19. März 1927 durch Erzbischof Karl Fritz die Priesterweihe.

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Klaus Backes
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Kurz nach der Priesterweihe wurde er krank und kam in die Heilanstalt Reichenau. Im Oktober 1927 trat er seine erste Vikarstelle in Lauf an. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten kam der in der Kinder- und Jugendseelsorge sehr engagierte Priester in Konflikt mit den neuen Machthabern. Bereits Anfang 1934 wurde er deswegen zunächst nach Durmersheim versetzt. Später wurde er Vikar in Schweinberg, Herrischried und Langenenslingen.

Häufige Ortswechsel

Diese häufigen Ortswechsel waren nötig, um ihn vor dem Zugriff durch die Machthaber zu bewahren. Im Jahr 1937 kam er als Pfarrverweser nach Nöggenschwiel, wo er seit 1939 Pfarrer war. Durch seine leutselige und stets fröhliche Art gelang es ihm rasch, die Herzen der Gläubigen zu gewinnen. In Nöggenschwiel kam es ebenfalls rasch zu Konflikten mit den örtlichen NS-Vertretern, unter anderem als es um die Einrichtung einer Schwesternstation zur Krankenpflege ging.

Am 2. November 1944 widersprach er in einem Wirtshaus gemachten Behauptungen über verübte Gräueltaten in Ostpreußen. Selbst die Verfolgung und Ermordung von Juden und weiteren Opfern sprach er dabei offen an.

Daraufhin wurde Pfarrer König angezeigt und von der Gestapo verhört. Der Denunziant wurde hierfür 1948/1949 wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit zu einer sechsmonatigen Freiheitsstrafe verurteilt.

Josef König widerrief seine gemachten Äußerungen nicht, sondern bekräftigte diese. Am 23. November 1944 wurde er verhaftet und in Waldshut ins Gefängnis gesperrt, wo er sich eine sehr kleine Zelle mit den gleichfalls inhaftierten Pfarrern Erwin Dietrich und Max Graf teilen musste.

Aus dem Waldshuter Gefängnis wurde Pfarrer König überraschend am 20. April 1945 entlassen. Am 13. Mai 1945 starb Pfarrer Josef König fünf Tage nach dem Ende des 2. Weltkriegs an den Auswirkungen seiner Verfolgung durch das NS-Regime im Krankenhaus in Waldshut, geistig verwirrt und nicht mehr in der Lage, sein Verhalten zu kontrollieren. Er ist eines der letzten Opfer des Nationalsozialismus aus der Erzdiözese Freiburg.

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