Hardheim. Seit dem vergangenen Wochenende steht die Krippe im Hardheimer Erftaldom. Beim Aufbau haben zahlreiche junge Helfer mitgewirkt – Jugendliche der KjG Hardheim.
Hardheim. Die Krippe gehört zum Weihnachtsfest wie der geschmückte Tannenbaum. Als Symbol für Christi Geburt hat sie einen festen Platz in zahlreichen Wohnzimmern. Ein besonders schönes Exemplar befindet sich darüber hinaus im Erftaldom St. Alban: Pünktlich zum vierten Advent wurde es mit tatkräftiger Unterstützung der KjG Hardheim aufgebaut – und die Fränkischen Nachrichten blickten hinter die Kulissen.
Koordiniert wurde der Nachmittag von Gemeindereferentin Claudia Beger, die auch Näheres zum Hintergrund der Krippe zu berichten wusste: „Die Krippenfiguren wurden 1972 vom damaligen Ortspfarrer Monsignore Johann Schäfer auf dem Dachboden des Pfarrhauses entdeckt und ersetzten die bis dahin verwendeten Holzfiguren, die jetzt in Dornberg zu sehen sind. Da die alten, barocken Figuren nur noch aus Maria, Josef, drei Figuren und einem Engel bestanden, werden regelmäßig zwei Hirten zu einem König umgestaltet“, informierte sie.
Erwähnung im Kunstführer
1985 fand die Krippe sogar Erwähnung im Kunstführer „Badische Krippen“ von Franz Hundsnurscher Peter Weigand und Klaus Welker. Die Gestaltung der Krippe unterlag bisher einigen Veränderungen: Zunächst verwendete man den Stall, der noch von den Holzfiguren vorhanden war, doch passten Figuren und Tiere von der Größe her nicht zueinander. So fand der langjährige Hausmeister Walter Bechtold Ende der 80er-Jahre aus dem Bestand des Erfatal-Museums die Gebäude Marstall, Schloss und Zehntscheune sowie das Modell der ursprünglichen Hardheimer Kirche – Maria, Josef und das Kind fanden mitten auf dem Schlossplatz Herberge: „Damit sollte verdeutlicht werden, dass Jesus auch heute noch mitten unter uns Mensch wird. Die Relevanz der Menschwerdung Jesu hat nichts an Bedeutung verloren“, so Claudia Beger.
Seinerzeit wurde sogar eine Postkarte vertrieben; im Jahr darauf kreierte Bechtold eine Szenerie mit Teilen der 1000-jährigen Linde seines Heimatdorfs Götzingen. „Damit Tiere und Figuren zueinander passen und Platz finden konnten, wurde bald schon ein größeres Gebäude gezimmert und bildet seit vielen Jahren die Krippenszenerie direkt am elektrischen Eingang der Pfarrkirche St. Alban“, schildert die Gemeindereferentin und fügt an, dass die Krippe über das Jahr im Kirchenkeller gelagert wird.
In allen Gemeinden der Seelsorgeeinheit wirken Ehrenamtliche, die mit viel Liebe und zeitlichem Aufwand für den Krippenbau verantwortlich sind. In Hardheim waren dies Helferteams um die beiden Hausmeister Walter Bechtold und Josef Keller sowie Maria Munk, Erika Müller, August Schäffer und die bereits verstorbene Roswitha Busch. Aus Alters- und Gesundheitsgründen mussten die „Altvorderen“ dieses Jahr jedoch absagen. Aller Ehren wert sei umso mehr der Einsatz in Verbindung mit dem Zeichen, in Ehrenamt „keine Aufgabe für die Ewigkeit“ zu sehen, sondern eine „Tätigkeit, die zeitlich begrenzt und entsprechend der persönlichen Befindlichkeiten ausgeübt und beendet werden kann“.
Unterstützung angeboten
Dass der Aufbau heuer federführend durch die KjG Hardheim geschah, ergab sich zufällig: Bei der letzten Gemeindeteamsitzung bot die Pfarrjugendleitung an, andere Gruppen und Kreise der Pfarrgemeinde zu unterstützen, wenn Gegenstände aus ihrem Fundus gebraucht werden. „Ich habe mich an Nicole Müller gewandt, die umgehend zusagte und anbot, ein Helferteam zu organisieren. Da es sich um Berufstätige, Schüler und Studenten handelt war klar, dass sich der Samstag am besten eignet – ein großes Geschenk!“, so Claudia Beger im Gespräch mit den FN.
Als vier junge Männer aus der Lagerleitung mit Säge und Beil zum Aufstellen der Bäume und zwölf Jugendliche aus dem Kreis künftiger und aktueller Gruppenleiterinnen und -leiter mit Nicole Müller zum Aufbau der Krippe und dem Schmücken der Bäume in der Kirche erschienen, sei dies „einfach nur grandios“ gewesen: „Zumal die KjG mit Engagement, Ideen und viel Freude dabei war“, stellt sie klar und spricht von einer „Chance, auch in Corona-Zeiten gemeinsam etwas zu gestalten“. So oblag den Jugendlichen die Ausgestaltung der Krippe - so entstammt ihren Reihen die Idee, Ochse und Esel einen eigenen Ort zu schaffen. „Am vierten Advent kamen erste Rückmeldungen aus dem Kreis der Gottesdienstbesucher: Sie fanden das sehr gelungen, da von diesem Ort die Botschaft der Engel ‚und Friede den Menschen auf Erden’ verkündet wird - symbolisiert durch diese Tiere, die für Frieden stehen“, freut sich Claudia Beger.
Die Rückmeldungen der Gemeinde sowie der Besucher auswärtiger Krippenfahrten seien stets positiv, doch locke die Krippe auch finstere Gestalten mit wenig weihnachtlichem Gedankengut an: „Das Kässchen, in das Kinder ein paar Cent einwerfen konnten, damit Licht, Musik und Brunnen aktiviert wurden, reizte leider immer wieder zum Aufbruch. Dies richtete oft mehr Schaden an, als es den Tätern wohl einbrachte“, bemerkt sie. Leider nehmen auch Beschädigungen und allgemein respektloses Verhalten vor und ihm Kirchenraum immer mehr zu: „Selbst die Batterien der Lichterketten am ‘Sternenbaum’ vor der Kirche wurden bereits entwendet - man sollte es eigentlich nicht für möglich halten“, so Claudia Beger.
Die Darstellung der Geburt Jesu in einer Krippe sei übrigens deutlich jünger als gedacht: Der Beginn der Tradition gehe auf Franz von Assisi zurück, der 1223 die erste Krippe mit echten Menschen darstellen ließ - eine Geste, mit der er in der Verehrung Gottes als fernem, mächtigem Herrscher zeigen wollte, dass Gott auch im schwachen Kind in Armut und Not zu finden sei. „Daraus entwickelten sich die heutigen Krippenszenen mit Figuren“, erklärt Claudia Beger.
Wenngleich sich in der Corona-Pandemie manches veränderte, sei die Bedeutung der Krippe gleich geblieben: „Mehr denn je gilt es deutlich zu machen, dass Weihnachten kein bloßes Erinnern an Geschehnisse vor über 2000 Jahren ist, sondern seine Relevanz im Hier und Jetzt hat. Jesus will täglich neu Mensch werden, in uns selbst erleb- und erfahrbar werden. Weihnachten geschieht insofern jeden Tag neu, wo Menschen sich in ihrem Handeln an Jesus orientieren“, so die Gemeindereferentin abschließend.
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