Höpfingen. Die Regierungspräsidentin stattet nach und nach allen Kommunen in ihrem Zuständigkeitsbereich einen Besuch ab, um deren Probleme und Anliegen aus eigener Anschauung kennenzulernen. Empfangen wurden die Gäste aus Karlsruhe und Mosbach in Höpfingen von Bürgermeister Adalbert Hauck und Vertretern des Gemeinderates im Rathaus.
Der Rathauschef Hauck erläuterte zunächst die Infrastruktur der Gemeinde. Die schulischen Ausbildungsmöglichkeiten des Raumes seien zufriedenstellend. Die kleine Gemeinde mit ihren gut 3000 Einwohnern blute allerdings seit Jahrzehnten sicht- und spürbar aus. Es sei nicht einfach, qualifizierte Arbeitsplätze zu bekommen. Der Verkehrsbereich konzentriere sich großenteils auf Stadtgebiete. Der öffentliche Nahverkehr sei dank der B 27 gut angebunden, während die Fernverkehrsverbindungen recht kompliziert und unübersichtlich seien. Im ländlichen Raum müsse man regelrecht Zeit mitbringen, um von "A" nach "B" zu gelangen. Und man müsse mobil sein.
Aufgrund der örtlich gewachsenen Strukturen ergäben sich auch Einkaufsprobleme. Es sei nicht einfach, anbindende Märkte, Investoren und Unternehmen zu finden, obwohl täglich über 10 000 Fahrzeuge den Ort durchfahren. Hauptgrund: Die an der B 27 angrenzenden Flächen seien zu klein, um ernsthafte Interessenten zu eruieren. Außerdem flankierten "zwei übermächtige Konkurrenten" die Gemeinde Höpfingen mit Walldürn (im Westen) und Hardheim (im Osten). Ein genossenschaftliches Ladengeschäft zu realisieren, sei sehr schwierig, obwohl die Gemeinde über bewundernswerte Vereinsaktivität verfüge.
Ortsrundgang
Das Haushaltsvolumen von rund acht Millionen Euro sei vor allem der Stadtsanierung geschuldet. Die Breitbandversorgung sei gut, nicht zuletzt dank der freiwilligen Aktivitäten des Ortsteils Waldstetten vor einigen Jahren. Die gegenwärtige, teils hoch qualifizierte Infrastruktur der Gemeinde sei mit dem an das Land vor drei Jahren verkauften Waldgelände zu verdanken, so der Rathauschef. Bei dem anschließenden Rundgang erhielt die Regierungspräsidentin einen Eindruck von den regen Aktivitäten im Ort. Es folgte der Eintrag in das Goldene Buch der Gemeinde.
Es war Bürgermeister Adalbert Hauck ein besonderes Anliegen, die Regierungspräsidentin auch über aktuelle Probleme und Anliegen zu informieren. Dabei ging es zunächst um das Thema Windkraft und speziell den Windkraftstandort "Kornberg/Dreimärker". Der Gemeinderat habe sich einstimmig dafür ausgesprochen, dass die Gemeinde an der Errichtung eines Windkraftrades partizipieren solle. Vehementen Widerstand gegen den Standort gebe es aus einigen Teilen der Bevölkerung.
Thema Windkraft
So verfolge die Bürgerinitiative "Windwahnsinn Bretzingen" das Ziel, die Konzentrationsfläche "Dreimärker/Kornberg" der Gemeinden Hardheim und Höpfingen zu verhindern. Die Frage "Windkraftstandort ja oder nein" sollte einem Bürgerentscheid zugeführt werden, was aber durch Gesetzeslage nicht möglich sei. Der Gemeinderat habe sich einstimmig für den Bau von Windkraftanlagen ausgesprochen und mit der ZEAG einen für Kommune und Bürgerbeteiligungen offenen Partner gefunden. Die Gemeinde habe dabei große Mitspracherechte und Bürger, die sich finanziell beteiligen wollen, könnten zu jedem Zeitpunkt in das Projekt ein- und auch wieder aussteigen, so dass das Risiko minimiert sei. Die noch ausstehenden Widersprüche im Zusammenhang mit dem Bürgerentscheid wurden zwischenzeitlich vom Landratsamt negativ beschieden, so dass jetzt noch der Rechtsweg offen bleibe, so Hauck.
Regierungspräsidentin Kressl sprach sich lobend über den eingeschlagenen Weg der Gemeinde Höpfingen aus und wies darauf hin, dass viele der Standortgegner gar nicht bedenken, dass mit dem Wegfall dieses Standortes es wohl ermöglicht werde, dass überall auf dem Gebiet des Gemeindeverwaltungsverbandes Windkraftanlagen gebaut werden könnten. Gerade was die Bürgerinitiative verhindern wolle, würde dann geschehen, wie Bürgermeister Hauck hervorhob. Schließlich sei das Thema hochkomplex und es gäbe sehr viele Dinge abzuwägen. Schwarz-weiß-Malerei sei hier nicht angebracht, zumal auch das Atomkraftwerk vor der Haustür keine Alternative sein könne.
Anliegen Waldstettens dargelegt
Ortsvorsteher Helmut Hartmann bewertete die Anhäufung von Windkrafträdern gerade im nördlichen Raum Badens als "Verspargelung der Landschaft", die von der Mehrheit der betroffenen Bevölkerung nicht mehr hinnehmbar sei.
Auch die seit langem miserable Verkehrssituation der L 575 zwischen Walldürn und Waldstetten könne er als Ortsvorsteher nicht mehr verantworten, da diese Strecke eine permanent hochgradige Unfallgefahr darstelle mit unübersichtlichen Kurven und Kuppen sowie unerträglichen Unebenheiten bei einem stetig anwachsendem Verkehrsaufkommen, was Bürgermeister und Gemeinderäte bekräftigten.
Als aufschlussreich und informativ wertete Nicolette Kressl ihren Besuch in Höpfinger und versicherte, dass sie die Anliegen der Gemeinde "mitnehme" und versuchen werde, sich der Probleme der Gemeinde Höpfingen anzunehmen. WB
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