Bürgerempfang in Grünsfeld

Zuversicht in Zeiten der Krise versprüht

Bürgermeister Joachim Markert gab einen Überblick und nannte Handlungsfelder für das neue Jahr. Grußworte

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feu
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Grünsfeld. Zuversicht in Zeiten der Krise: Die versprühte Joachim Markert beim Empfang in der Stadthalle. Den Bürgern der Kommune gab der Bürgermeister einen Überblick und nannte Handlungsfelder für das neue Jahr. Die aktuellen Protestaktionen der Landwirte waren ebenfalls Thema.

Die Zahlen sprechen für sich. Die gute konjunkturelle Lage macht es möglich, dass der Gemeinderat in Kürze über einen Haushalt mit einem Rekordvolumen von 18,8 Millionen Euro abstimmen kann. „Dem Gemeinderat ist es ein großes Anliegen, die Energiewende aktiv zu begleiten, um der Nachhaltigkeit, dem Klimaschutz und der Generationengerechtigkeit Raum zu geben“, betonte Markert.

Die Pro-Kopf-Verschuldung erhöht sich von 239 Euro auf voraussichtlich 932 Euro. Für den Bürgermeister kein Grund zur Sorge. Die Investitionen tragen seiner Meinung nach dazu bei, dass „Grünsfeld sich in puncto Daseinsvorsorge und Lebensqualität sehen lassen“ kann.

Geplant ist jedenfalls einiges. Zum Beispiel will man den Vorgaben der Landesregierung nachkommen und zwei Prozent der Gesamtfläche der Stadt - immerhin neun Hektar - für den Ausbau von Windkraftanlagen und Freiflächen-Photovoltaik ausweisen. An der Kläranlage und am Pumpwerk sollen Solarmodule installiert werden.

„Eine einzige Großbaustelle“

Grünsfeld wird nach Markerts Angaben in diesem Jahr zu „einer einzigen Großbaustelle“. So wird etwa die Straße an der Klinge für 1,4 Millionen Euro generalsaniert. Die Erneuerung der restlichen Stadt- und Burgmauer wird mit 300 000 Euro abgeschlossen. Es ist vorgesehen, auch die steile Terrasse hinter dem Zehntgebäude für rund 10 000 Euro von Grund auf zu sanieren.

Größere Aktivitäten wird es beim ehemaligen Seubert-Areal geben. Der Caritasverband im Taubertal wird ein Wohnheim für 24 Menschen mit Beeinträchtigung errichten. Daneben entsteht auf einer Fläche von rund 7400 Quadratmetern ein kleines Neubaugebiet. Die Stadt will zudem vom Caritasverband einen Teil des Wohnheims „St. Elisabeth“ in der Nähe der Stadthalle erwerben, um daraus ein Ärztehaus zu entwickeln.

„Landschaft und Landwirtschaft gehören zur DNA von Grünsfeld“, erklärte Joachim Markert. Für deren Protestaktionen zeigte er „vollstes Verständnis“. Deshalb gab er den Landwirten auch die Möglichkeit, beim Bürgerempfang eine Stellungnahme abzugeben. Die hatten sich schon zu Beginn der Veranstaltung mit ihren Schleppern vor der Stadthalle positioniert, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen.

„Die Maßnahmen der Regierung haben das Fass zum Überlaufen gebracht“, erklärte Lothar Derr. In den vergangenen Jahrzehnten habe man erhebliche Einschränkungen hinnehmen müssen. Immer neue Verordnungen schränkten die Landwirte in der Produktion von Ackerfrüchten und Lebensmitteln ein. Vier Prozent ihrer Flächen müssen die Landwirte Derrs Angaben zufolge ohne Ausgleich aus der Produktion nehmen, um darauf Begrünung oder Wildgräser wachsen zu lassen. Gegen Schäden, die der Biber anrichte, dürfe man zudem nichts unternehmen.

Derr betonte, dass die Landwirte sich Veränderungen gar nicht verschließen. Sie dürfen allerdings seiner Meinung nach nicht zu einem Wettbewerbsnachteil gegenüber Landwirten in anderen EU-Ländern führen. „Wir möchten weiterhin unsere Landwirtschaft betreiben und unsere Produkte auf den Markt bringen“, so Derr. Das gehe freilich nur, wenn es wirtschaftlich sinnvoll ist.

Unter den zahlreichen Gästen in der Stadthalle waren auch Landtagsvizepräsident Professor Dr. Wolfgang Reinhart, Landrat Christoph Schauder sowie Bürgermeister Anton Kappl aus der Partnerstadt Leuchtenberg.

An den aktuellen Bauernprotesten kam auch Wolfgang Reinhart nicht vorbei. „Die Landwirte liefern einen wichtigen Beitrag für den europäischen Binnenmarkt“, betonte er in seinem Grußwort. Deshalb haben sie seiner Meinung nach auch Anspruch auf faire Bedingungen. Die Landwirtschaft sei einem großen Strukturwandel unterworfen. Finanzielle Unterstützung hielt er aus diesem Grund auch für gerechtfertigt. Dass die Landwirte in der Region für ihre Aktionen großen Zuspruch erhalten, begrüßte Reinhart ausdrücklich.

„An der Seite der Landwirte“

Eine Solidaritätsadresse an die Bauern richtete auch Christoph Schauder. „Der Landkreis steht an der Seite der Landwirte“, bekräftigte er. Der Landrat beschwor überhaupt den guten Zusammenhalt im Main-Tauber-Kreis. Nur wenn alle zusammenstünden, könnten große Projekte geschultert werden. Schauder freute sich, dass der Sanierungsstau kontinuierlich abgebaut und in diesem Zusammenhang die Kreisstraße zwischen Messelhausen und Zimmern erneuert werde. Weil außerdem alle Verantwortlichen im Kreis gemeinsam Druck auf die Deutsche Bahn ausgeübt hätten, komme auch die Sanierung der Bahnhaltepunkte voran.

Anton Kappl übermittelte Grüße aus der Oberpfalz. Wie Grünsfeld sei Leuchtenberg 2024 von einer Großbaustelle geprägt. Deshalb könne die ursprünglich geplante 900-Jahr-Feier nicht stattfinden. Aufgeschoben ist nicht aufgeboben. Kappl versprach, die Einladung zu erneuern, wenn alles fertig ist.

Wie Leuchtenberg will auch Rieneck Grünsfelds Partnerstadt werden. Entsprechende Urkunden sollen in diesem Jahr unterzeichnet werden. Ein „Partnerschaftsbier“ gibt es bereits und trägt den Namen „Grünecker“. Johanna Krappel und Manuel Müller haben es zusammen konzipiert. Die beiden Braumeister präsentierten ihre Kreation beim Bürgerempfang der Öffentlichkeit, bevor die Gäste das „Partnerschaftsbier“ verkosten durften.

Besonderer Segen

Stadtpfarrer Oliver Störr ließ sich vom Gerstensaft zu einem besonderen Segen inspirieren. „Der Weg zum Himmel führt an einem Biergarten vorbei“, meinte er schmunzelnd. Störr bat um Gottes Beistand für die Gesundheit des Lebens und den Schutz für die Seele. Wie beim Bier gelte es, im menschlichen Miteinander das rechte Maß zu finden und den Missbrauch zu vermeiden.

Für die musikalische Gestaltung sorgten der Fanfarenzug „Fränkische Herolde“ aus Kützbrunn unter der Leitung von Christian Düll und die Musikkapelle mit ihrem Dirigenten Thomas Mohr. Eine Abordnung der „Hasekühle“ stimmte schon einmal ein auf die närrische fünfte Jahreszeit. feu

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