Grünsfeld. So bunt und vielfältig wie der Frühling waren die Stimmen und Melodien beim Konzert der „Gesangsoase“ im Grünsfelder Rienecksaal. Unter dem Motto „Solo durch die Nacht“ präsentierten 15 Sängerinnen und Sänger unter der Leitung von Claudia Bähr Lieder von Klassik bis Pop.
Zu den jüngsten Interpreten zählten Emily Günther, Jana Vollmer und Johanna Schreck. Die 18-jährige Emily Günther eröffnete den Konzertabend mit gefühlvollen Balladen. Freya Ridings „Lost without you“ handelte von einer dramatisch verflossenen Liebe. Emily Sandes „Clown“ erinnerte daran, dass viele Menschen sich hinter Masken verbergen. 16 Jahre zählt Jana Vollmer. Das Nachwuchstalent hat eine Vorliebe für Lieder voller Emotionalität. Von der Liebe, die niemals aufhört, handelte Céline Dions Welterfolg „My heart will go on“ aus „Titanic“.
Johanna Schreck war mit 15 Jahren die jüngste Teilnehmerin. Über Bühnenerfahrung verfügt sie bereits. Entsprechend souverän gestaltete sie ihren Auftritt und stürzte dabei das Publikum in ein Wechselbad der Gefühle. Mit „Wishing you where somewhere here again“ aus Andrew Lloyd Webbers Musical „Phantom der Oper“ besang sie sehnsuchtsvoll die alten Zeiten. Weibliches Selbstbewusstsein klang aus Barbara Pravis „Voilà“. Mit großer Geste präsentierte Martina Heusler Maite Kellys „Ich bin die Frau meines Lebens“. Die ultimative Liebeserklärung an sich selbst ließ das Publikum schmunzeln.
Wer liebt, erleidet auch Rückschläge. Sabine Steinmetz wusste Rat. „But not for me“ aus George Gershwins Musical „Girl Crazy“ war die ironische Klage über romantische Widrigkeiten. Mit realistischen Augen betrachtete sie auch die Ehefreuden mit „Er soll dein Herr sein“ aus Carl Millöckers Operette „Gasparone“. Steinmetz‘ helle Sopranstimme bildete einen reizvollen Kontrast zum eher desillusionierenden Liedtext.
Als Hommage an die „Comedian Harmonists“ erwies sich Heiko Attingers Auftritt. „Irgendwo, irgendwie“ und „Mein lieber Schatz“ sind beliebte Evergreens aus den 1920er Jahren, die Attinger mit tragender Tenorstimme zur Freude des Publikums vortrug.
Die Höhen und Tiefen menschlicher Gefühle lotete Linda Balz mit einem Medley aus Stücken von George Gershwin aus. Ihre große musikalische und stimmliche Erfahrung nutzte sie dabei, um das emotionale Spektrum zwischen Freude, Sehnsucht und Liebe auszudrücken.
Sehnsuchtsvolle Erwartungen und märchenhafte Träumereien mischten sich in Elke Thimms Darbietungen. „Du sollst der Kaiser meiner Seele sein“, das Lied der Manon aus Robert Stolz‘ Operette „Der Favorit“, wechselte sich ab mit „Over the rainbow“ aus dem Musical „Zauberer von Oz“. Thimms lyrischer Sopran gab die Stimmung der Werke treffend wieder.
Lieder der klassischen Romantik hatte Charlotte Wäsche sich zum Vortrag ausgesucht. Ausdrucksstark trug sie Felix Mendelssohns Liebeslied „Auf Flügeln des Gesanges“ und „Panis angelicus“ aus César Francks „Messe solenelle“ vor. Das dunkle Timbre ihres Mezzosoprans korrespondierte ausgezeichnet mit den dargebotenen Werken.
Das Herz einer Frau zu erobern, ist nicht einfach. Mathias Mattmüller wusste davon zu singen. Giacomo Meyerbeers Liebesständchen „Das Fischermädchen“, ein vertontes Heine-Gedicht, brachte die zaghafte Hoffnung auf erwiderte Liebe zum Ausdruck. Die kann aber wie in Giacomo Carissimis „Vittoria mio core“ in bitteren Sarkasmus umschlagen, wenn sie erloschen ist. Die weibliche Perspektive brachte Daniela Rüdel quasi als Antwort ins Spiel. „Spiel ich die Unschuld vom Lande“, kokettierte sie mit der Arie des Stubenmädchens Adele aus der „Fledermaus“ von Johann Strauss.
Rüdels klare und jederzeit zu Koloraturen bereite Sopranstimme vermittelte hervorragend die von keiner Sentimentalität getrübte heitere Atmosphäre der beliebten Operette.
Keine Regel ohne Ausnahme: Silke Busch und Andreas Stierle bereicherten den eigentlich Solokünstlern vorbehaltenen Konzertabend mit einem zauberhaften, wenngleich auch tragischen Duett. Im Lied „Boote in der Nacht“ aus dem Musical „Elisabeth“ will Franz-Josef nämlich, dass Sissi heimkommt. Doch er erkennt, dass die Ehe gescheitert ist.
Wer Wilfried Bauchs Darbietung als vertonten Kommentar zum Konzertabend der „Gesangsoase“ verstand, lag gänzlich falsch. „Es gehört zu meinen Pflichten, Schönes zu vernichten“, heißt es in Georg Kreislers bissigem Monolog eines Musikkritikers. Ganz im Gegenteil. Die Vielzahl der Talente mit ihren wunderbaren Stimmen machte die Veranstaltung im Rienecksaal zu einem besonderen Hörgenuss. feu
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