Konzert am 20. April

Musik und Schauspiel prägen sein Leben: Eine Leidenschaft ist nicht genug

Der Schauspieler Miroslav Nemec gastiert mit seiner Band „Asphyxia“ in der Creglinger Mehrzweckhalle

Von 
Arno Boas
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Der Musiker und Schauspieler Miroslav Nemec und seine Band „Asphyxia“ gastieren am Samstag, 20. April, in der Creglinger Stadthalle. Die Besucher können sich auf eine Zeitreise durch die Rock-, Pop- und Bluesgeschichte freuen. © Michael Weber-Schwarz

Creglingen. Eigentlich wollte er Pianist werden. Doch die Klaviatur des Lebens hatte einen anderen Plan mit Miroslav Nemec. Der Schauspieler ist als Tatort-Ermittler Ivo Batic eine Institution im nicht gerade kleinen Kreis deutscher Filmkommissare. Dabei gilt seine zweite große Leidenschaft nach wie vor der Musik. Mit seiner Band geht Nemec seit Jahren erfolgreich auf Tournee. Am Samstag, 20. April, 20 Uhr, macht „Asphyxia“ Station in der Creglinger Mehrzweckhalle. Im Gespräch mit den FN plauderte der Musiker über Leidenschaft, Lust auf Neues und Lobeslieder auf die Polizei.

Herr Nemec, Sie kommen nach knapp einem Jahr zum zweiten Mal nach Creglingen. Welche Erinnerungen haben Sie denn an Ihren Auftritt im Romschloss?

Nemec: Ich kam ja schon einen Tag vorher mit meiner Familie ins Taubertal, und wir wurden sehr herzlich aufgenommen, sowohl von der Veranstalterin als auch von den Besuchern am nächsten Tag. Es war eine so vertraute Atmosphäre, die Leute haben sich gefreut, das Wetter hat auch mitgespielt, Bürgermeister Uwe Hehn war auch da, und so hatten wir alle zusammen einen sehr guten Abend.

Waren Sie vorher schon einmal im Taubertal?

Nemec: Ich war schon einmal in Rothenburg ob der Tauber, aber ansonsten bin ich hier auf der Autobahn immer nur daran vorbei gefahren.

Dabei liegen die Perlen ja oft abseits der großen Durchgangsstraßen.

Nemec: (lacht) Ja, die schönsten Sachen finden sich oft im Verborgenen.

Sie kommen diesmal zusammen mit Ihrer Band Asphyxia nach Creglingen. Worauf dürfen sich die Besucher des Konzerts am kommenden Samstag freuen?

Nemec: Wir spielen Cover-Sachen, das heißt, Musik aus unserer Zeit. Wir kennen uns seit 55 Jahren, 1969 haben wir mit der Band Asphyxia angefangen. Dazwischen haben wir 25 Jahre nicht mehr miteinander gespielt, aber seit rund 20 Jahren spielen wir wieder regelmäßig zusammen. Im Gepäck haben wir Lieder von Rio Reiser, Klaus Lage, Ten Years After oder Jimmy Hendrix und Eric Clapton, also Pop, Rock, Blues. Natürlich ist auch etwas kroatisch-bosnisches dabei.

Ist das die Musik, die Sie in Ihrer Jugendzeit in den 60- und 70-er Jahren geprägt hat?

Nemec: Es sind sozusagen „the songs of the century“, absolut prägend.

Ihr Bandname bedeutet ja angeblich „Erstickungstod“. Dafür sind Sie und Ihre Bandmitglieder aber noch ziemlich lebendig.

Nemec: Der Name wäre auch eher für eine Punkband passend.

Wie kam es denn zu der Namensgebung?

Nemec: Das hat einen ganz pragmatischen Grund. Damals in den 70-ern gab es viele Rock- und Bluesfestivals. Da standen die Namen der Gruppen immer auf den Plakaten. Ich wollte ein „A“ haben, damit wir auf den Plakaten oben stehen. Ich habe im Lexikon nachgeschaut und das Wort Asphyxia“ entdeckt, und das sah toll aus. Unser Schlagzeuger ist Grafiker und er hat den Schriftzug entwickelt. So standen wir auf den Plakaten meistens oben – außer, ABBA wären dabei gewesen, aber die waren zum Glück nie dabei (lacht).

Sie spielen seit Jahrzehnten zusammen und haben noch Gründungsmitglieder in der Band – was muss passen, damit man es so lange zusammen aushält?

Nemec: Das Erfolgsrezept ist, dass wir zusammen Musik machen wollen und dass wir schon damals befreundet waren und über die Musik noch stärker zusammengewachsen sind. Und wir teilen den gleichen Musikgeschmack. Uns verbindet die kollektive Freude, Gemeinsames zu tun. Wir sind wie eine große Familie.

Die Musik ist Ihre Leidenschaft. Was ist denn die Schauspielerei für Sie?

Nemec: Auch eine Leidenschaft. Es kann in einem Leben mehrere Leidenschaften geben. Mich hat die Musik als erstes gepackt, ich war ja am Mozarteum in Salzburg studieren, ich wollte eigentlich Pianist werden. Die gleiche Leidenschaft habe ich aber später dann im Schauspiel entwickelt. Ich konnte die Musik ja auch im Schauspiel unterbringen, zum Beispiel bei den Musicals, in denen ich mitgemacht habe.

Sie sollen ja angeblich der Liebe wegen zum Schauspiel gekommen sein.

Nemec: Der Liebe wegen hat man viel gemacht (lacht). Ich war damals am Mozarteum, wusste aber, dass das nicht mehr der richtige Weg ist. Für eine Pianistenlaufbahn war ich zu alt, hab dann aber doch noch als Fachlehrer für Musik abgeschlossen. Meine damalige Freundin wollte unbedingt Schauspielerin werden. Und da ich wusste, dass es am Mozarteum nicht weiter geht und ich auch nicht Lehrer werden wollte, hab ich gesagt: okay, dann komm ich mit und probier das auch.

Mit Erfolg?

Nemec: Ja. Mich hat die Tochter von Carl Orff auf die Prüfung an der Schauspielschule vorbereitet. Ich hatte ja keine Ahnung von Literatur.

Das muss man sich ja erst einmal trauen.

Nemec: Ich bin ein spontaner Mensch. Manchmal hilft es, wenn man nicht zu viel nachdenkt. Je mehr man erfährt, desto weniger lässt man sich auf solche Abenteuer ein, was eigentlich schade ist.

Aus diesem Abenteuer ist ja dann Ihr Hauptberuf geworden.

Nemec: So ist es. Ich bin hineingewachsen in die Sache, obwohl ich keine Ahnung hatte, was der Beruf Schauspieler bedeutet. Als ich in Köln am Theater anfing, hat sich das so langsam entwickelt.

Wie sind Sie dann beim Tatort gelandet?

Nemec: Man hat meinen Kollegen Udo Wachtveitl und mich sozusagen ausgewählt. Ich war lange am Residenztheater in München, habe dann eine Serie namens „Die Wiesinger“ gemacht, da hatte ich eine durchgehende Rolle. Die Serie des Bayrischen Rundfunks spielte in der Weimarer Zeit. So kannten die Fernsehleute mich und Udo Wachtveitl schon. Sie haben uns beide zu einem Treffen eingeladen und uns die Kommissar-Rollen angeboten.

Hätten Sie damals gedacht, dass der Tatort-Kommissar auch nach 30 Jahren noch DIE Rolle Ihres Lebens sein würde?

Nemec: Das konnte ich mir damals nicht vorstellen.

Werden Sie denn manchmal als „Herr Batic“ angesprochen?

Nemec: Mittlerweile wenig, eher mit Nemec. Die Leute wissen inzwischen, wie ich heiße. Das deutet darauf hin, dass ich es schon lange mache (lacht).

Ist es manchmal nervend, dass Sie so auf eine Rolle fixiert werden oder empfinden Sie es eher als Ehre?

Nemec: Jedenfalls macht es mir immer noch Freude. Ich habe ja die letzten Jahrzehnte jedes Jahr neben dem Tatort zwei, drei andere Rollen gespielt. Das heißt, ich habe keinen Mangel an anderen Angeboten. Von den Quoten ist natürlich der Tatort-Kommissar ein Best-of.

Wie groß ist der zeitliche Aufwand als Tatort-Kommissar?

Nemec: Ein Tatort-Dreh dauert so viereinhalb Wochen, das dann mal drei. Das sind im Jahr zirka drei bis vier Monate. So lässt sich das gut mit meinem Band-Engagement und meinen anderen Aktivitäten in Einklang bringen.

Wie viel Realität steckt denn in den Tatort-Krimis?

Nemec: Wenn ich auf den letzten schaue, der Tier- und Mensch-Quälereien im Internet zum Thema hatte, dann ist das absolut realistisch, weil es tatsächlich zwei so furchtbare Fälle gab. Wir versuchten, das Ganze den Zuschauern nicht ganz so drastisch zu vermitteln. Viele unserer anderen Fälle waren auch authentisch.

Wir schwer ist es, die Brutalität nicht zu sehr an sich heranzulassen?

Nemec: Mir reichen manchmal schon die Nachrichten. Mit der alltäglichen Brutalität müssen wir ja alle fertig werden. Wir leben in einer Zeit mit vielen Konflikten, die man nicht immer alle an sich heranlassen sollte.

Wie groß ist Ihr Respekt vor der echten Polizeiarbeit?

Nemec: Sehr groß. Ich halte dieser Tage eine Laudatio auf einen scheidenden Polizeibeamten. Sie leisten große Arbeit. Diese Leute halten für uns den Kopf hin. Das verdient großen Respekt.

Sie sind ja zum Ehrenkommissar ernannt worden.

Nemec: Das ist mir als Anerkennung wichtig. Man erkennt damit an, dass wir für die Polizei medial in der Öffentlichkeit eine gute Arbeit leisten. Wir tragen in gewisser Weise zu einer stärkeren Akzeptanz dieses Berufes bei.

Sie werden demnächst 70. Ist das ein Grund für Sie, künftig kürzer zu treten?

Nemec: Es läuft erst mal alles weiter wie gehabt. Ich drehe dieses Jahr noch zwei Tatorte, und nächstes Jahr noch mal zwei. Ich habe meine Biografie geschrieben, die ich ja auch als Soloprogramm präsentiere wie letztes Jahr in Creglingen. Mit meinem Kollegen Udo mache ich die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens mit Orchester, ich mache außerdem Alexis Sorbas mit Musik. Aber es warten auch neue Projekte auf mich. Zum Beispiel wollen zwei Rapper aus Niederbayern – „Dicht+Ergreifend“ – ein Musikvideo mit mir drehen.

Ist Rap was für Sie?

Nemec: Klar. Ich bin immer noch neugierig. Ich habe ja vorhin erwähnt, dass es schade ist, wenn man sich auf keine Abenteuer mehr einlässt. Schau mer mal, ob ich das kann und was dazulerne.

Redaktion Redakteur bei den FN

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