Ein historischer Tag

Rieneck und Grünsfeld besiegeln Städtepartnerschaft

Die beiden Bürgermeister Sven Nickel und Joachim Markert unterzeichneten Vertrag. Ein Wochenende mit vielen herzlichen Begegnungen.

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Matthias Ernst
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Mit der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunden durch die beiden Bürgermeister Sven Nickel (links) und Joachim Markert wurde das Jahrhunderte alte Band zwischen Rieneck und Grünsfeld erneuert. © Matthias Ernst

Grünsfeld. Die beiden Städte Rieneck und Grünsfeld erlebten am vergangenen Wochenende ein Fest, das zweifellos in die Annalen ihrer Geschichte eingehen wird. Mit einem abwechslungsreichen Programm, bewegenden Begegnungen und schließlich der feierlichen Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde wurde eine jahrhundertealte Verbindung in eine lebendige Zukunft getragen.

Gemeinsam eine Sumpfeiche gepflanzt

Der Auftakt am Samstag führte die Gäste aus Grünsfeld zunächst in die dörfliche Wohngemeinschaft Hohenroth im SOS-Kinderdorf. Dort bekamen sie einen Einblick in die wichtige soziale Arbeit vor Ort und erlebten, wie gelebte Gemeinschaft und gegenseitige Unterstützung auch im Kleinen Großes bewirken können. Symbolträchtig ging es danach weiter: Gemeinsam pflanzten Vertreter beider Städte eine Sumpfeiche am kleinen See in Rieneck. Der junge Baum, fest verwurzelt und zugleich wachsend in die Zukunft, wurde schnell zum Sinnbild für das, was an diesem Wochenende gefeiert werden sollte.

Am Abend erlebte Rieneck dann einen musikalischen Höhepunkt: Beim „Böhmischen Abend“ sorgten die Rienecker Musikanten und die Linsengerichter Musikanten für ausgelassene Stimmung. Die Gäste aus Grünsfeld fühlten sich herzlich aufgenommen, und es wurde bis in die Nacht hinein getanzt, gesungen und gelacht – ein erster Vorgeschmack auf die gelebte Freundschaft, die fortan offiziell Bestand haben soll.

Brücken schlagen zwischen beiden Städten

Der Sonntag begann festlich: Die örtlichen Vereine reihten sich zusammen mit den Fränkischen Herolden aus Kützbrunn zu einer eindrucksvollen Kirchenparade. Unter Fahnen und Musik zogen die Beteiligten zur Kirche, wo Pfarrer i.R. Rudolf Scherbaum, Pfarrvikar Benjamin Odo, die Rienecker Musikanten und die Gesangsgruppe Sunrise aus Grünsfeld einen bewegenden Gottesdienst gestalteten. Die Botschaft der Predigt und die musikalische Vielfalt machten deutlich: Glauben, Kultur und Tradition können Brücken schlagen – weit über Stadtgrenzen hinaus.

Im Anschluss versammelten sich zahlreiche Bürgerinnen und Bürger beider Städte im Sitzungssaal des Rathauses von Rieneck, um dem historischen Moment beizuwohnen: der feierlichen Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde. Die Stimmung war gespannt, aber voller Vorfreude. Bürgermeister Sven Nickel aus Rieneck verglich in seiner Ansprache den Tag mit der kindlichen Erwartung vor Weihnachten oder einem Geburtstag: „Dieses Gefühl, wenn ein großes Ereignis bevorsteht und man es kaum erwarten kann, dass es soweit ist – genau so empfinde ich heute.“ Nickel betonte, dass der 28. September 2025 ein Höhepunkt der Stadtgeschichte sei, ein Tag, der auch in den Geschichtsbüchern einen festen Platz finden werde.

Ein Grundstein für alles, was noch kommt

Mit großer Dankbarkeit würdigte er die lange gewachsenen Beziehungen zwischen beiden Städten und die Menschen, die sie mit Leben füllten. Besonders hob er Heinz Bernhardt hervor, der über viele Jahre hinweg mit „liebevoller Penetranz“ – so Nickel – die Idee der Partnerschaft vorangetrieben habe. „Heute legen wir einen Grundstein für alles, was noch kommt. Eine Städtepartnerschaft lebt nicht von Urkunden, sondern vom Zusammenbringen der Menschen – in Vereinen, Kultur, Jugend- und Seniorenarbeit.“

Auch Joachim Markert, Bürgermeister von Grünsfeld, sprach in seiner Rede von einem „lang ersehnten Ziel“. Er erinnerte an die historischen Wurzeln der Verbindung, die bis ins Jahr 1213 zurückreichen, als Grünsfeld durch Heirat und Erbschaft in den Besitz der Grafen von Rieneck gelangte. Er spannte den Bogen über die Bedeutung der Handelsstraßen, den einst florierenden Weinbau bis hin zu den Spuren der Rienecker Grafen, die in Grünsfeld noch heute sichtbar sind. „Aus dieser über 800 Jahre alten Verbundenheit erwächst fast zwingend die Verpflichtung, die Freundschaft nun auch offiziell in einer Städtepartnerschaft zu verankern“, so Markert.

Mit spürbarer Freude blickte er zugleich in die Zukunft. Er dankte allen, die den Weg bis hierher begleitet hatten – darunter Ehrenbürger Alfred Beetz, der den historischen Bezug in Grünsfeld stets wachgehalten habe, und erneut Heinz Bernhardt, der mit Humor und Beharrlichkeit Brücken zwischen beiden Städten schlug. „Wo befreundete Wege zusammenlaufen, da sieht die ganze Welt wie Heimat aus“, zitierte Markert Hermann Hesse und übergab als Zeichen der Freundschaft ein Luftbild von Grünsfeld.

Nachdem beide Bürgermeister die Partnerschaftsurkunde unterzeichnet hatten, brandete im Sitzungssaal lang anhaltender Applaus auf. Viele Gäste hatten Tränen in den Augen – gerührt von der Herzlichkeit, mit der dieser historische Schritt begangen wurde.

Viele weitere Verbindungen sollen folgen

Die Städtepartnerschaft zwischen Rieneck und Grünsfeld ist damit offiziell besiegelt. Doch noch viel wichtiger ist: Sie wird getragen von den Menschen, die sie mit Leben füllen. Schon jetzt bestehen enge Kontakte zwischen Vereinen – etwa zwischen dem Rienecker Fasenachtskomitee und den Grünsfelder Hasekühle – und viele weitere Verbindungen sollen folgen.

So endete ein Wochenende, das gleichermaßen festlich, bewegend und zukunftsweisend war. Die Sumpfeiche am kleinen See wird wachsen, wie auch die Freundschaft zwischen den beiden Städten wachsen soll. Und eines ist sicher: Der 28. September 2025 wird als ein Tag in Erinnerung bleiben, an dem Geschichte nicht nur geschrieben, sondern mit offenen Herzen gelebt wurde.

Die beiden Bürgermeister Sven Nickel (links) aus Rieneck und Joachim Markert aus Grünsfeld pflanzten als Zeichen der Partnerschaft eine Sumpfeiche © Matthias Ernst

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