„Begehbares Geschichtsbuch“

Grünsfeld: Museum im Amtshaus neu konzipiert

Projekt mit Mitteln aus dem Regionalbudget der Leader-Aktionsgruppe Badisch-Franken gefördert.

Von 
Ulrich Feuerstein
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Ein neu konzipiertes Museum als Geschenk zum 75. Geburtstag. Das Bild zeigt (von links): Alfred Beetz, Joachim Markert, Tanja Naas, Christine Kastner und Dr. Verena Friedrich. © Feuerstein

Grünsfeld. Der Kulturverein macht sich zum Geburtstag ein Geschenk. 1950 gegründet, wird er heuer 75 Jahre alt. Das Jubiläum nahmen die Verantwortlichen zum Anlass, das Museum im Amtshaus neu zu konzipieren. Gefördert wurde das Projekt mit Mitteln aus dem Regionalbudget der Leader-Aktionsgruppe Badisch-Franken. Jetzt war die offizielle Übergabe.

Drei Museen hat der Kulturverein in seiner Obhut. Neben der pädagogischen Steinmetz- und Bildhauerwerkstatt sowie der Zeitreise durch die Stadtgeschichte im Leuchtenbergsaal des historischen Zehntgebäudes ist es vor allem das Museum im Amtshaus mit einer Dauerausstellung religiöser Volkskunst. Das Gebäude befand sich in Privatbesitz. 1990 hat es die Stadt Grünsfeld erworben. In den Folgejahren wurde es umfangreich saniert und ein Museum für religiöse Volkskunst installiert. Das Gebäude selbst ist ein prächtiger Bau aus der Renaissance mit kunstvoll ausgestatteten Stuckdecken und steht unter Denkmalschutz.

20 hochwertige und wertvolle Skulpturen

„Dem Kulturverein wurden von einer Familie über 20 hochwertige und wertvolle Skulpturen mit der Darstellung von Heiligen übereignet“, berichtete Christine Kastner. Die Vorsitzende erklärte, dass die Skulpturen dauerhaft in das Museum integriert werden sollen. Dazu sei es erforderlich, Umbauten, Ergänzungen und Umstrukturierungen vorzunehmen. Die bereits über 30 Jahre alte Ausstellung sei zudem nicht mehr zeitgemäß und entspreche nicht mehr den heutigen Anforderungen von Besuchern und Kunstinteressierten.

Für die neue Konzeption hat der Kulturverein Dr. Verena Friedrich gewinnen können. Sie ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Fachstudienberaterin am Institut für Kunstgeschichte der Universität Würzburg. „Weniger ist mehr“, lautet ihre Devise. Mit sorgfältig ausgewählten Exponaten soll ein katholischer Lebenslauf nachgezeichnet werden – von Geburt und Taufe bis zum Tod. Es ist auch daran gedacht, die Besucher zum Mitmachen zu animieren. Sie dürfen in Büchern blättern, Schubladen herausziehen oder Schranktüren öffnen, um zu sehen, welches Geheimnis sich dahinter verbirgt. „Die Besucher sollen nicht nur passiv Informationen aufnehmen, sondern selber entdeckend tätig werden“, erläuterte Friedrich das didaktische Konzept.

Seit etlichen Monaten im Amtshaus im Einsatz

Seit etlichen Monaten ist sie dafür im Amtshaus im Einsatz. Es galt, das vorhandene Material zu sichten, zu sortieren und eine Auswahl zu treffen. Was aktuell nicht mehr gebraucht wird, musste ins Lager geräumt werden. Eine auch körperlich ziemlich anstrengende Arbeit. „Wir sind öfters an unsere Grenzen gekommen“, räumte Christine Kastner ein. Die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs haben ihren Angaben zufolge wertvolle Unterstützung geleistet. „Die Zusammenarbeit war insgesamt sehr gut“, fand Verena Friedrich.

Die Neukonzeption beinhaltet auch neue Präsentationsmöglichkeiten. Mehrere Vitrinen und Ausstellungsflächen wurden angeschafft. Auch die ehemaligen Kirchenfenster aus der Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul erhielten eine neue Fassung. Finanziert wurden die Maßnahmen mit Mitteln der Leader-Aktionsgruppe Badisch-Franken. Aus dem Regionalbudget gab es 14.000 Euro, was einem Zuschuss von 80 Prozent der Investitionssumme von knapp 21.000 Euro entspricht.

Als ein Projekt, das die Kriterien des Leader-Regionalbudgets „in hervorragender Weise erfüllt“, bezeichnete Alfred Beetz die Anschaffungen des Kulturvereins. Der Vorsitzende der Aktionsgruppe Badisch-Franken war zusammen mit der stellvertretenden Geschäftsführerin Tanja Naas, um sich von der korrekten Verwendung der Gelder zu überzeugen. „Mit der Erneuerung des Museums wird die Vereinsarbeit erheblich gefördert und das ehrenamtliche Engagement attraktiver“, zeigte Beetz sich überzeugt. In der pädagogischen Ausrichtung des Museums sah er eine wichtige Voraussetzung, um das Bewusstsein für Kulturlandschaft und das kulturellen Erbe zu bilden. Lobend hob er auch hervor, dass Erlöse bei Ausstellungen und Spenden überwiegend an soziale Einrichtungen gestiftet werden.

Beetz konnte zudem mit beeindruckenden Zahlen aufwarten. Seit 2015 sind in Grünsfeld und seinen Ortsteilen mehrere Leader- und Regionalbudget-Projekte umgesetzt oder beantragt worden. Dazu gehören beispielsweise die vom Kulturverein initiierte Beschilderung bedeutsamer Sehenswürdigkeiten, der Kicks-Campus des FC Grünsfeld, ein barrierefreies WC für die Achatiuskapelle in Grünsfeldhausen oder das vom Heimat- und Kulturring Zimmern realisierte Naherholungsgebiet unter dem Motto „Mensch trifft Natur“. Zuletzt entstand ein Freizeitgelände in Kützbrunn unter dem Motto „Fit am See für Jung und Alt“. Auf eine Gesamtinvestitionssumme von knapp 65.0000 Euro aller Projekte entfällt, so Beetz, eine Förderung von rund 36.0000 Euro.

Von dem Amtshaus als „begehbarem Geschichtsbuch“ schwärmte Bürgermeister Joachim Markert. In den Augen des Stadtoberhauptes hat das Museum durch die Neukonzeption an Attraktivität gewonnen. „Die Mitmachmöglichkeiten machen es viel interessanter als vorher“, betonte er. Die Mühen haben sich seiner Meinung nach gelohnt: „Der Kulturverein hat sich zum Geburtstag das schönste Geschenk gemacht.“ Die Neueröffnung des Museums im Amtshaus findet am Sonntag, 9. November, statt. Um 14 Uhr öffnen die Pforten sich für die Besucher.

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